Tübinger Kyphosen-Orthese

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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Haöllo Ursah,

dann habt Ihr Euch also für die TüKO in der abgeschlossenen Version entschieden!

Ist sicher keine schlechte Entscheidung, wenn auch die Eingewöhnungszeit sicherlich hart wird!

Bin auf Eure weiteren Erfahrungen gespannt!

Viele Grüße

Thomas
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Toni
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Beitrag von Toni »

Hallo Ursah
Ich denke auch, daß ihr richtig entschieden habt.
Der Beginn ist zwar "grausam", dafür aber konsequent.
Schon nach einer (sehr harten) Woche ist Antonia eingewöhnt. In einer Orthese, die man nicht ablegen kann und sollte, ist man viel schneller eingewöhnt als in einem Korsett, in dem nach jeder Korsettpause das wideranlegen eine enorme Überwindung kostet. In vielen Ländern (z.b. Frankreich, Italien) wird zu Beginn der Korsett-Therapie grundsätzlich zuerst für 6-8 Wochen ein ABOT- oder RISSER- Gipskorsett verabreicht.
So ging es mir als 17-jähriger auch in der Hessing-Klinik/Augsburg-Göggingen.
Ich habe im Hochsommer 6-7 Wochen lang so ein Gipskorsett ertragen, bis ich aus dem Kragen wie eine ganze Gorgonzola-Käserei gestunken habe.

Danach habe ich ein "Ding" (Becker-Gschwend-Korsett) angelegt bekommen, das so eine Art Vorläufer des TÜ-KO war, das so ähnlich aussah, wie auf dem Bild: Bild
Das Bild erinnert mich total an diese Zeit damals. So sah ich damals auch aus. Ich wurde damals auch so dokumentiert, aber die Hessingklinik hatte ihr Archiv aus dieser Zeit leider längst entsorgt.

Ich wünsche Antonia (meiner Namenskollegin) die notwendige Kraft, Stärke und Durchhaltewillen, mit dieser Situation fertig zu werden ohne durch das Korsett fertig gemacht zu werden. Glaub mir, es wird bald viel besser und in ein paar Wochen spürst Du das Teil gar nicht mehr, so sehr wird es ein Teil von Dir.
Wie wirkt es denn? Fühlt sich Antonia darin sehr grade und stark aufgerichtet? Wie ein Stab kurz vor dem abbrechen? Wenn der Schmerz so schlimm wird, daß sie glaubt abbrechen zu müssen, dann unbedingt hinlegen und relaxen.
Klappt der Korsetthemdwechsel und die Hautpflege unter den Plexiglaspelottenspangen? Vorteil gegenüber den PE-Korsetten: man kann genau sehen auf der Haut wo es am stärksten drückt.
Habt Ihr PC 30 V-Lotion?

Im stundenlang Sitzen ist es am schlimmsten.
Wenn es sehr gut korrigiert (und auszuhalten ist!!!), ist das TüKO eine tolle Konstruktion in der Scheuermann/Scheuerfrau zum "Erfolg verdammt" ist.
Ich hab meines damals mit nur 4-5 Monaten leider viel zu kurz getragen, weil ich mich mit 17 dann verliebt hatte und mich vor meiner ersten Freundin mit dem Ding geschämt hatte. Das war rückwirkend betrachtet einer meiner größter Fehler. In der Zeit ist das Ding nicht einmal nachgestellt und nachkorrigiert worden. Als ich keinen Fortschritt spürte, war das Ding einfach nur noch lästig. Besonders beim Motorrad-fahren.

Bin schon sehr gespannt was das erste Kontrollröntgen für eine Aufrichtung/Kyphose- und Lordose-Verringerung bringt.
Mein erstes Rahmouni brachte mich von 65-68° auf 35° Cobb in der BWS nach ca. 4 Monaten einschl. 4 Wochen BaSa-Reha und 3 Aufpelottierungen (Was man nicht wirklich als "Primärkorrektur" bezeichnen darf.)
Ich drück Antonia die Daumen und wünsche Ihr viel Erfolg!
Gruß Toni
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ursah
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Beitrag von ursah »

Hallo,

die ersten Probleme haben wir schon. Antonia hat Druckstellen auf beiden Beckenschaufeln. Die KG sagt, sie sei zu stark, Herr Lukas meint, das sei so normal und sie muss einfach da durch.
Nun war sie ohne TüKo in der Schule und ich muss ihr nachher sagen, dass wir es wieder anlegen müssen. Mir gruselt schon davor!

ursah
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Toni
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Beitrag von Toni »

Ihr habt also doch die abnehmbare Version gewählt?
Ich hoffe sehr, daß Ihr PC 30 V-Lotion habt zur Pflege der Druckstellen?
Ich bin bei ungepolsterten Orthesen sehr kritisch, was Druckstellen anbelangt, wo KEINE sein dürften!
Druckstelle knapp unterhalb des Kyphosenscheites: OK, soll so sein!
Druckstelle anden Beckenkämmen: Sehr kritisch!!!!
Es könnte sein, daß Antonia nicht nur BWS-Kyphose sondern auch eine Hyperlordose der LWS und vorgekipptes Becken hat. Das will Meister Lukas korrigieren. Daraus entsteht eine ungeheure Spannung die als Hebel auf die Beckenkämme wirkt. Ist der Druck von Vorne auf die Beckenkämme, dann ist es Korrekturdruck gegen die falsche Beckenkippung. Kann Antonia Schroth?
Wenn ja, soll sie versuchen im Korsett möglichst selbst aktiv die Beckenkorrekturen 1 und 2 zu halten.
Wenn nicht, dann soll sie versuchen in Rückenlage im Korsett das Hohlkreuz Richtung Boden zu bewegen, die Beine anziehen und versuchen die LWS und das Kreuzbein glatt auf die Matte zu drücken.
Sie soll auch (SEHR WICHTIG!!!!) Übungen zur Beinrückseiten-Dehnung machen. Die sind meistens extrem verkürzt und ziehen das Becken in die Fehlstatik.
Sien die Druckstellen ausen seitlich (lateral) auf den Beckenkämmen, dann ist der Beckenkorb des Korsettes zu schmal und muss unbedingt von Meister Lukas weiter und breiter gemacht werden, da das Becken einer 13-Jährigen vor allem in die Breite wächst. Deshalb macht Rahmouni ja so anscheinend extrem breite Beckenkörbe, damit das Becken noch wachsen kann und KEINEN seitlichen Druck bekommt. Rahmouni legt vor dem Gipsen eine Longuette auf die Beckenkämme, damit der Rohling schon etwas breiter wird. Ansich ist Meister Lukas da auch sehr erfahren und sollte das auch wissen.
Aber er hat recht, wenn es nur richtiger Korrekturdruck ist. Dann muss Antonia da durch!

Gruß Toni
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Beitrag von ursah »

Hallo Toni,

meine Befürchtung war schon auch, dass der Beckenkorb etwas schmal ist. Ich habe das Herrn Lukas am Telefon auch gesagt und ihm ein Foto von der schlimmsten Druckstalle geschickt, aber er ist noch immer der Meinung, dass es in Ordnung ist und wir es noch weiter versuchen sollen.
Ich mache das jetzt erst einmal. Leider ist das Teil nicht mehr durchsichtig, sodass man die Stellen nur beurteilen kann, wenn es abgemacht ist.

Schroth lernt sie gerade und macht auch gut mit. Deine Übungsideen werde ich ihr auch übermitteln, vielen Dank

Ursa
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Toni
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Beitrag von Toni »

Ich frage nochmals DRINGEND:
Habt ihr PC 30V-Lotion zur Hautpflege der Druckstelle?
Behandle die Druckstellen mit Eiswürfeln und Föhn (Heiß-Kalt um dort die Durchblutung anzuregen)
KEINE fetten Salben und Cremes, denn die machen die Haut noch weicher und druckempfindlicher! Wenn, dann nur Alkohol (Franzbranntwein oder Melissengeist = entzündungshemmend und durchblutungsfördernd).
Wenn die Stelle zum offenen Dekupitus wird, dann gibts eine längere Korsettpause und Antonia fällt in der Korrektur zurück.
Das sollte keinesfalls passieren denn das bedeutet Frust!

Gruß Toni
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Beitrag von ursah »

Hallo Toni,

die Apotheke hat nur "PC 30 V Liquid" gefunden und bestellt es auf nachmittags. Ich hoffe, dass es dasselbe ist. Im Internet habe ich es als "Stumpfpflegemittel" beschrieben gesehen.

Heute Nacht hat Antonia irgendwann den unteren Verschluss geöffnet, da war der Druck dann geringer. Ich habe ihn heute früh wieder geschlossen und sie hatte es so noch zwei Stunden an und jetzt macht sie Pause. Die Stellen sehen jetzt natürlich weniger heftig aus, aber die Lösung ist das sicher nicht. Ich überlege aber, ab man das vielleicht ab und an zur Entlastung machen kann, solange sie in der Eingewöhnungsphase ist. Besser als das ganze Teil abmachen, denn es ist auch eine rechte Tortur, den oberen Verschluss zuzumachen.

Grüße von Ursa und Antonia und nochmals Dank für deine Unterstützung
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Toni
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Beitrag von Toni »

ursah hat geschrieben:Hallo Toni,

die Apotheke hat nur "PC 30 V Liquid" gefunden und bestellt es auf nachmittags. Ich hoffe, dass es dasselbe ist.
Ja das ist das selbe. Es gibt PC 30 als Creme und als Lotion (Liqiud)
PC 30 wurde bereits nach dem 2. Weltkrieg erfunden, als sehr viele Invaliden und Kriegsversehrte Prothesen und Hilfsmittel tragen mussten. Es war vorallem zur Stumpfpflege gedacht. Bei einem Amputierten ist der vernarbte Stupf eines Gliedes extrem hoch belastet. Er muss in den sehr engen Schaft eines "Holzfuß" (damals leichtes Pappelholz) und war extremem Druck und Reibung ausgesetzt. Diue Haut war das größte Problem. Viele Kriegsversehrte haben sich die gequetschte Haut am Stumpf blutig gescheuert.
Dann wurde das "Wundermittel" PC 30 V erfunden, das die unter hohem Druck stehende Haut festigt, stabilisiert und offene Stellen und Entzündungen vorbeugt. Deshalb heißt es heute noch Stumpfpflegemittel.
Es riecht etwas erdig und nach Kräuter. Ich mag diesen Duft sehr.
Meine Frau ist Altenpflegerin. Dort ist es das beste Mittel gegen Dekupitus (Wundliegen) in der geriatrischen Pflege. Ich wende PC 30 V inzwischen an jeder Hautstelle an die irgend wie rot wird. Es ist antientzündlich, antiallergisch, es beruhigt und kräftigt die Haut.

Ich bin übrigens auch nach 3 Tagen Korsett mit weinerlicher Stimme zu Rahmouni und habe ihn fast heulend angefleht, mit etwas Druck vor allem aus den Reklinationspelotten zu nehmen. Das hat er NICHT getan, sondern grinsend gesagt, daß ich die Korsett-Eingewöhnung etwas langsamer angehen soll.
Ich hatte damals schon brutale Blutergüsse an den Druckstellen.
Er hatte Recht. Der Körper muss auf die Korrekturdrücke erst langsam reagieren, erst Recht beim Erwachsenen.

Grüße an die tapfere Antonia
Toni
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Beitrag von ursah »

Nach gerade mal einer Woche schafft es Antonia, das Korsett bis zu 23 Stunden am Stück zu tragen. Sie freut sich zwar immer, wenn wir es abmachen und die Druckstellen (die schon viel viel besser geworden sind) einreiben, lässt es aber ohne murren wieder anlegen.
Es ist für sie auch kein Problem, es in der Schule zu tragen.

Ich hatte solche Bedenken, habe Kämpfe befürchtet und bin so zufrieden. Ich hoffe, dass es so bleibt!

Gruß
ursah
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