Leichte bis mittlere Rückenschmerzen beschäftigen mich schon seit ich (34m) erwachsen bin. Eine erste ärztliche Untersuchung folgte erst mit Anfang 20 während des Militärs. Damals wurde eine Röntgenaufnahme der BWS und LWS seitlich und von vorne/hinten gemacht. Der Bericht erwähnte ein wenig Chondrose (Abnutzung), leichte seitliche Skoliose, sowie Wirbelgleiten ganz unten (L5). Im Bericht stand auch "erhaltene Kyphose der BWS", was gemäss Aussage meiner heutigen Hausärztin bedeutet, dass die natürliche Kyphose erhalten geblieben ist, also nichts Krankhaftes ist. Aber irgendwie bezweifle ich das, zumal ich bei genauerem Betrachten der alten Röntgenbilder klar Keilwirbel ausmache.
In den folgenden 10 Jahren hatte ich die üblichen leichten bis mittleren Rückenschmerzen, welche mich tagtäglich begleiteten. Langes Sitzen oder Stehen verstärkte die Schmerzen, aber nie über ein Mass hinaus, welches ich nicht mehr aushalten konnte. Dem exzessiven Sitzen (Bürojob) habe ich mit moderater Menge Sport stets etwas entgegen gehalten. Einschränkungen in Sport und Job hatte ich nie welche.
In den letzten 2 Jahren haben sich die Rückenschmerzen verstärkt. Meine zwei kleinen Kinder, die ich ständig aufhebe oder rumtrage leisten sicher ihren Beitrag. Langes Stehen z.B. an einem Konzert wird zunehmend zum Problem, da die (aus meiner Sicht solide aufgebaute) Muskulatur wegen der ständigen Korrektur doch schnell ermüdet und verspannt. Die Hausärztin verschrieb mir Physiotherapie. Die gezeigten Übungen und Selbstmassage-Techniken mit Blackroll oder Tennisball mache ich regelmässig, und sie helfen auch ein Stück weit, lösen aber das Problem mit den Schmerzen und Muskelermüdung und -Verspannung nicht wirklich zufriedenstellend.
Leicht genervt von der Situation hab ich ein MRI der BWS/LWS machen lassen. Ich wollte erstmal Klarheit darüber haben, ob ich nun Scheuermann habe oder nicht, und zu welchem Grad.
Die Bilder (Winkel von mir eingezeichnet und gemessen):
Ich habe keine Ahnung was mit Irregularitäten gemeint ist. Eine Grad-Zahl der Kyphose wurde auch keine genannt.Es zeigen sich tatsächlich mindestens drei Wirbelkörper leicht keilwirbelförmig konfiguriert (Cobb-Winkel >5 Grad), dies ist ein diagnostisches Kriterium des Morbus Scheuermann. Allerdings fehlen die für den Morbus Scheuermann typischen anterior betonten Irregularitäten respektive sind nur sehr diskret ausgebildet. Somit kann weder eindeutig die Diagnose eines Morbus Scheuermann gestellt werden noch kann dieser ausgeschlossen werden.
Damit komme ich zu meinen Fragen:
- Ist das anhand des Bildes eine leichte/mittlere/stärkere Hyperkyphose?
- Ist der Cobb-Winkel überhaupt klar definiert/normiert? Aus meiner Sicht macht es absolut keinen Sinn, eine Seitenaufnahme der Wirbelsäule zu machen, und dann den Winkel zwischen zwei bestimmten Wirbelkörper zu messen. Das Ergebnis ist offensichtlich massiv beeinflussbar von der Haltung, die man einnimmt. Bei einem MRI liegt man sogar. Und im Stehen kann ich beliebig steuern, wie stark der Rücken krümmt, von "Arme ganz nach vorne hängen lassen" bis maximale Aufrichtung unter massiver Anstrengung. Für mich ein Mysterium, warum alle immer von diesem Winkel reden, wenn er doch sehr wenig aussagt. Würde man jetzt den Grad der Verkeilung von gewissen Wirbelkörpern messen und addieren, hätte man schon ein viel objektiveres Ergebnis.
- Die gesunde Wirbelsäule hat ja ebenfalls eine Krümmung. Wie kommt diese denn eigentlich zustande? Sind die gesunden Wirbelkörper an einigen Stellen auch leicht verkeilt (<5 Grad vermutlich)? Oder sind das die Bandscheiben, die natürlich asymmetrisch sind?
- Kann sich ein Scheuermann im Alter noch verschlechtern? Wenn ja, was ist die Ursache dafür? Die Wirbel sind ja ausgewachsen und starr, können diese denn noch mehr verkeilen oder sind das vor allem die Bandscheiben, die im Alter irgendwie die Form/Funktion aufgeben?

Herzlichen Dank fürs Lesen! Würde mich über ein paar Antworten sehr freuen!
