Ein Auf und Ab....

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
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Alex_AH
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Ein Auf und Ab....

Beitrag von Alex_AH »

Hallo,

nachdem unsere Tochter ja jetzt seit einem Monat ihr Korsett hat, möchte ich ganz gern mal einen Zwischenbericht abgeben.

Leider klappt es mit der Korsett-Tragerei nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Das Korsett muss ziemlich heftig sein, denn unsere Tochter kommt kaum über eine Stunde dauerhaftes Tragen hinaus. Danach hat sie Schmerzen und reißt sich das Korsett quasi vom Körper. Sie versucht es danach - allerdings auf ständiges Bitten meinerseits - noch ein paar mal, aber auch dann erhöht ich die Tragedauer nicht wirklich. Zusammengerechnet kommt sie auf - geschätzt - 2 bis 2 1/2 Stunden. Das ist nicht wirklich viel. Ich kann sie ja verstehen, dass sie Schmerzen hat und ich kann mir auch vorstellen, dass sie das alles tierisch nervt, ...... aber...... ach was weiß ich ........ ich möchte doch einfach nur, dass sie wieder relativ ins Lot kommt ........

Gestern Abend war ich allerdings wiederum mächtig stolz auf sie. Sie kann nämlich seit 2 Tagen das Korsett endlich allein anziehen und als ich gestern Abend in ihr Zimmer geschaut habe, hat sie tatsächlich ihr Korsett angehabt und tief und fest geschlafen. Beim Wecken heute morgen war es zwar wieder aus, aber ich weiß, dass sie zumindest damit gut über eine Stunde geschlafen haben muss.

Vielleicht bin ich in allem zu ungeduldig, aber ich hab einfach nur Angst, dass alles aus der Bahn läuft und sie uns und/oder ich mir später einmal Vorwürfe mache, dass ich sie nicht dazu angehalten habe, das Korsett zu tragen .......

Musste ich mal los werden .....
Liebe Grüße
Alex
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo Alex,

das Problem bei Deiner Tochter ist, dass die Krümmung eben schon relativ groß ist. Um diese Krümmung wieder aufzubiegen braucht es natürlich recht große Kräfte, und dies verursacht natürlich dann auch gerade in der Eingewöhnungszeit erhebliche Schmerzen.

Habt Ihr es schon einmal mit Schmerzmitteln versucht? Das sollte natürlich keine Dauerlösung sein, aber um die Eingewöhnungszeit zu verkürzen würde ich es auf jeden Fall damit versuchen!

Außerdem könntet Ihr versuchen, das Korsett am Anfang nicht ganz so fest zuzumachen, das könnte auch helfen, das Korsett erträglicher zu machen!

Ich kann nachfühlen, dass Ihr gegenwärtig eine harte Zeit durchmacht. Aber macht weiter. Bestärke Deine Tochter, dass sie dran bleibt. Die Eingewöhnungszeit ist sicher sehr hart, aber wenn sie das Korsett einmal gewöhnt ist wird es ganz bestimmt besser!

Viele Grüße und weiterhinm viel Kraft!

Thomas
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Eine Schmerzambulanz zum einen, damit man ihr dort effektive Schmerzmittel verschreiben kann, wäre sehr sinnvoll. Ich würde meine Korsetteingewöhnung von damals heute auch nicht mehr ohne starke Schmerzmittel machen; was ein Blödsinn, für alles gibt's Schmerzmittel, nur Korsettträger werden einfach vergessen. Schleßlich gibt es ja auch starke Schmerzmittel, die noch nicht mal abhängig machen, und die man für die kurze Zeit der Eingewöhnung auf alle Fälle mal probieren kann.

Zum anderen darf sie das Korsett auch nicht zu weit zu machen! Auch nachts nicht, sie soll erst mal im ganz offenen Korsett durchschlafen, und erst wenn sie das hinbekommt, kann sie es weiter zu machen.

Tagsüber das selbe, besser länger weiter offen getragen als kurz geschlossen. Es kann auch eigentlich nicht sein, dass wenn sie das Korsett weiter offen hat, sie es sich dann "vom Leib reißen muss".

Damit sie es nachts nicht unbewusst ausziehen kann, kann sie sich auch eine Eisenkette mit Vorhängeschloss um die Taille legen; die natürlich aber auch mit genug Spiel, damit sie das Korsett aufmachen kann ohne erst das Schloss öffnen zu müssen.
Norbert123
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Beitrag von Norbert123 »

Hallo zusammen,

bei Nele war es sehr hilfreich, das Korsett am Anfang nicht zu eng zu schließen und im Laufe der ersten Monate zunächst die Tragedauer und dann auch die Enge zu steigern - das deckt sich ja mit dem, was hier schon geantwortet wurde.

Mittlerweile hat Nele ihr Soll erreicht und kommt - für uns immer noch erstaunlicherweise - recht gut mit ihrem Korsett zurecht.

Ich denke, man muss einfach genügend Geduld aufbringen, sich weder unter Druck setzen noch zu große Ziele setzen und sich die notwendige Zeit lassen; und wenn die Eingewöhnungszeit etwas länger dauert, dürfte das doch für die Behandlung kein größeres Problem darstellen.

Wir wünschen Euch weiterhin viel Durchhaltevermögen, Kraft und Motivation.

Herzlichen Gruß,

Norbert
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Norbert123 hat geschrieben:Ich denke, man muss einfach genügend Geduld aufbringen, sich weder unter Druck setzen noch zu große Ziele setzen und sich die notwendige Zeit lassen; und wenn die Eingewöhnungszeit etwas länger dauert, dürfte das doch für die Behandlung kein größeres Problem darstellen.
Das stimmt vielleicht bei einer 20 oder 30 Grad Skoliose, wenn die Patientin noch sehr jung ist, aber nicht bei Skoliose, die schon bei über 60 Grad angelangt ist.

Hier kommt es wirklich auf jede Woche und jeden Monat an, und von alleine steigern sich die Tragezeiten sicherlich nicht von 3 auf 23 Stunden am Tag.

Hier muss man echt powern. Daher auch der Ratschlag mit den Schmerzmitteln. Die Idee, das Korsett nicht so fest zuzumachen, kann sicherlich auch helfen, wird aber das Problem wahrscheinlich alleine nicht lösen!

Gruß Thomas
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Thomas hat geschrieben:Die Idee, das Korsett nicht so fest zuzumachen, kann sicherlich auch helfen, wird aber das Problem wahrscheinlich alleine nicht lösen!
Ich würde wie oben geschrieben auch zu Schmezmitteln greifen, weil die Schmerzen am Enfang schon sehr stark sind, insbesondere weil sie das Korsett ja auch umbehalten muss, wenn auch dann geöffnet, sie darf es nur nach Möglichleit über viele Stunden am Stück nicht ausziehen.

Das Korsett offen zu tragen (tagsüber wechselnd mal etwas geschlossen und dann zwischendurch wieder (weiter) offen), ist sehr praktikabel, weil man zum einen kurze Pausen hat, in denen man sich wieder etwas erholen kann, zum anderen - sobald es dann wieder geht - auch das Korsett schnell mal wieder enger gezogen ist, ohne dass man einen großen Aufwand hat, es erst wieder anziehen zu müssen. Und am Ende ist, sobald es einem im offenen Korsett wieder besser geht, auch das offene Korsett (mal abgesehen vom schlechten Gewissen) nicht besonders bequem zu tragen, so dass man es dann relativ schnell wieder zu macht und so lange dann wieder (halb) geschlossen trägt, bis man es dann wieder nicht mehr aushält und man es wieder öffnet, und so weiter, und so fort...

Besonders gut klappt das, wenn man sich in einem Umfeld befindet, wo man das Korsett nicht ausziehen möchte, wie z.B. in der Schule. Man braucht keine besonders hohen Tragezeiten zu haben, um mit dem Korsett in die Schule zu gehen, hatte ich selber auch nicht. Ich bin da nach meiner Reha hingegange, ohne die leiseste Vorstellung zu haben, wie ich das den ganze Tag schaffen soll (und das auch noch ohne Tasche, also ohne Notaussteig). Man ist dann wirklich gezwungen, die Einstellung seines Korsettes so zu wählen, dass man es nicht ausziehen muss, und ab da an geht die Eingewöhnung dann auch rasend schnell.

Ausziehen: Absolutes DON'T!
Weiter machen, um es nicht ausziehen zu müssen: Absolutes DO!


Und wenn man das Korsett ausziehen muss, weil man es einfach nicht mehr darin aushält, dann hat man vorher übertrieben. Dann hat man was falsch gemacht. Das muss man lernen, es richtig zu dosieren.

Die Eingewöhnung dauert deshalb auch nicht länger, im Gegenteil, sie wird kürzer, weil die Variante mit dem kompletten Schließen des Korsetts, was man dann nur kurze Zeit aushält, einfach nicht funktioniert und man damit nicht vorwärts kommt.
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