Entäuschung über Neustadt

Fragen zum Thema Wirbelsäulen OP's
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lucas24

Entäuschung über Neustadt

Beitrag von lucas24 »

Hallo

Mein Name ist Markus und bin 43 Jahre und bin Langzeitoperiert.
Die erste OP war 1981 nach der Harringthon-Methode. Damals hatte ich einen Cobb von 90°. Nach der OP (mit Halo) Cobb ca. 50° ( eigene Schätzung) , Es. gab keine genaue Messung mehr.
Leider gehöre ich zum Personenkreis, die mit der Skoliose nicht zurecht kommen. Der übliche Leidensweg wie bei vielen hier: Die ersten Kinderjahre angeschnallt im Gibsbett bis zum abwinken. Dann ab ca. 6 Jahre ein hartes Kunstoff-Eisen Korsett und zusätzlich alle Sommerferien in Erholung in einem Kinderrehaheim, wo einem oft das Leben schwergemacht wurde.
Ich erteile keinen Vorwurf an meine Eltern. Sie hatten mich geliebt und taten alles um mir zu helfen. Auf Anordnung der Ärzte die dann sagten
" Das muss sein". Von Kinderpsychologie seitens der Ärzte keine Spur.
Dieser ganzer Frust und Drama habe ich nun mit in mein Erwachsenenleben genommen in Form einer absoluten Zwangstörung.
Mit anderen Worten, ich bin von da an psychisch abgestürzt. :tot:
Habe zwei Psychosomatische Klinikaufenthalte hinter mir und bin immer noch seit vielen Jahren in Therapeutische Behandlung. Es geht mir zwar besser, vermutlich nur weil ich Antidepressiva nehme. Die Moral von dem ganzen ist, ich komme immer noch nicht klar mit meinem Leben und vor allem mit meiner Skoliose.
Habe das Gefühl dass ich stärker wieder zur Seite tendiere als früher, was die Befürchtung bestätigt, dass sich meine LWS verschlechtert hat. (Wurde damals nicht versteift)
Mein Leben dreht sich nur noch um meine Schiefstellung und meinem Rippenbuckel der ja noch gut zu sehen ist. Bis ich hier auf dieses Forum gekommen bin und gelesen habe, dass es anderen ähnlich ging.
Ich habe hier nun erfahren, dass manche sich eine Rippenbuckel Resektion haben machen lassen mit sehr gutem Ergebniss. Und dass es evtl. auch Möglichkeiten zu einer Nachoperation gibt. In meinem Fall evtl. Begradigung der LWS.
Vor einem halben Jahr stand mein Entschluss fest. Ich wollte mich wieder operieren lassen. Koste es was es wolle. Es fehlte nur noch die Klinik. 1981 wurde ich in der WWK in Bad Wildungen operiert und überlegte ob ich in dieser Klinik wieder anfragen sollte. Dann habe ich von Neustadt gehört. Nur immer Positives, während die WWK in den Hintergrund geschoben wurde. Da wurde ich unsicher und dachte. Toll, Neustadt das ist es. Neustadt meine Rettung. Nur noch Neustadt. Ich machte mich auf zu einem Vorstellungsgespräch nach "Neustadt". Das war letzte Woche am Donnerstag 12.07. Ich war Überwältigt von der Schönheit und Modernität der Klinik. So toll geschnitten und gebaut und hell mit vielen Fensterfasaden. Wie die Flughafenhalle in Toronto. Super !
Bis ich dann in das Besprechungszimmer ging. Da war so ein Assistensarzt der mich angehört hat und dann sagte: Moment, ich sprech kurz mit dem Oberarzt Hr. Bodovski " oder wie dieser Mensch auch immer hies. Er kam rein mit Blick auf die mitgebrachten Röntgenbilder von 2006. Herr Kollege, sie haben die Röntgenbilder falschrum aufgehängt :< . Ich habe eine linkskonvekte und keine rechtskonvekte Skoliose. Dann gings los, was ich denn eigentlich hätte. Es sieht doch alles gut aus und der Rippenbuckel sei doch auch nicht so extrem. Da hätte er schon ganz andere Buckel gesehen.
Und manchmal macht auch er auch einen krummen Buckel :boese: ( So, seine Antwort). Ach ja ? Und die LWS zu begradigen ist nach seiner Meinung nicht mehr möglich. Nur wenn man die Versteifung löst, wäre eine erneute Korrektur möglich. Aber nur wenn ich " dauerhafte" Schmerzen hätte. Diese habe ich zum Glück nicht. Nein, ich habe nennenswerte Schmerzen. Beschwerden bei langen gehen,ja, aber sonst einigermassen ok. Wie ich schon erwähnte war ja der Grund ein anderer. Wenigstens eine Rippenbuckelresektion ? Nein ! Abgewunken !
Zu schwierig, da müsste man den Brustkorb hinten öffnen und sich bis zur Lunge vorarbeiten.
Als Abschied hatte er mit beiden Händen meine Hand gestrichen und mir einen lächelden Blick zugeworfen, so als hätte er mich gerade noch rechtzeitig vor einer grossen " Dummheit " errettet. :tot:
Meine Beweggründe sind bei ihm offenbar irgendwo abgeprallt.
Und das war Neustadt.
Was habe ich nur falschgemacht. Hätte ich das ganze anders angehen sollen ? Ich weiss nicht.
Operieren die Kliniken nur, wenn man vor Schmerzen auf allen vieren daherkommt ? Und eine Rippenbuckelresektion ? Soo derart furchtbar ?

Meine Entscheidung steht immer noch. Jetzt werde ich wohl doch an der WWK anfragen.

Ohje, das ist wohl keine Nachricht über meine Erfahrung in Neustadt, sondern eher eine Biografie. Tut mir leid.

Liebe Grüsse
Markus
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Hallo Markus,

ich persönlich würde das Neustadt jetzt eher positiv anrechnen.

Es gab schon andere Fälle, bei denen Leute mit gut 40 Grad einen OP-Termin in Neustadt bekommen haben, zwar mit dem Hinweis dass die OP nicht unbedingt notwendig sei, aber da die Betroffenen sich wohl eher so verhalten haben, als ob sie beim Shopping wären, nach dem Motto "was man hat, das hat man schon mal", wurden keine großen Argumente mehr angebracht und einfach ohne weitere Aufklärung über die Konsequenzen und Sinn bzw. Unsinn der Sache ein Termin vergeben.

Diese Seite gibt es also auch.

Jetzt zu deinem Problem. Du willst eine Rippenbuckelresektion aus kosmetischen/psychischen Gründen. Klar kann man da natürlich auch von der psychologischen Seite her an das Problem rangehen. Es wird wahrscheinlich viele Leute geben, die mit deinem Rippenbuckel kein Problem hätten. Man kann's natürlich aber auch Operativ angehen. Ich denke das wirst du am Ende am besten wissen müssen, was das Erfolgsversprechendere ist.

In jedem Fall würde ich den Neustädter eine differenzierte Beratung nicht ankreiden. Dass sowas nicht immer auch zu 100% die Bedürfnisse der Patienten trifft ist denke ich logisch. Es sind Chirurgen, keine Psychologen und wie wir alle auch nur Menschen.
Luzern24
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Beitrag von Luzern24 »

Hallo BZebra,

Natürlich steht mir nicht der Sinn, Neustadt anzukreiden. Ich denke trotzdem noch dass es sicher eine sehr gute Klinik ist. Vieleicht halt nur für noch nicht operierte.
Ob Langzeitoperierte dort auch richtig sind kann ich so nicht sagen. Und das die Chirugen keine Psychologen sind, ist sicher verständlich.

Aber weisst du, wenn ein Oberarzt zu einem Psychisch, depressiven Zwangsgestörten sagt, dass doch alles nicht so schlimm aussieht, und das es schlimmere Buckel gibt und er würde manchmal auch einen Buckel machen, dann gehen bei mir die Lichter aus. Das wäre so, als wenn man ein Feuerzeug an eine Dynamit-Stange hält um zu sehen was passiert.

Tut mir leid, so war es halt bei mir letzten Donnerstag.

Liebe Grüsse
Markus
Luzern24
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Beitrag von Luzern24 »

PS: Ich Luzern24 bin lucas24. Die selbe Person. Hatte Probleme mit dem Absenden von meinem ersten Eintrag. Benutzername wurde falsch übernommen.

Markus (Luzern24/lucas24)
U59
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Beitrag von U59 »

Hallo Markus,

ich glaube nicht, das Du etwas falsch gemacht hast. Eine Rippenbuckel Op ist kein Kinderspiel. Der Arzt hat dir das auch erklärt. Es ist nun mal so, in unserem Alter, wird die Schönheit in den Hintergrund gestellt. Nur bei vielen Schmerzen wird operiert.
Ich selber fahre anf. Aug. noch mal nach Neustadt. Bei meinem Vorstellungstermin hatte ich das Gefühl, die verstehen mich.
Ich konnte von meine Schmerzen berichten und sie haben sich sehr bemüht mich zu verstehen und suchen nach Möglichkeiten die Schmerzen zu lindern.
Jede Op ist nun mal eine Risiko. Wenn es nicht unbedingt muß, lassen die es lieber bleiben.
Nach Bad Wildungen würde ich fahren an deiner Stelle um mir dort eine 2. Meinung einzuholen.
Liebe Grüße Uschi
Sahneschnitte

Beitrag von Sahneschnitte »

Hallo Markus,

sei nicht so enttäuscht über Neustadt.

Ich verstehe das du ein Problem mit deinem Rippenbuckel hast. Dein Alter spielt in meinen Augen dabei überhaupt keine Rolle, wenn es dir dadurch psychisch schlecht geht.

Trotzdem ist mit einer RB-Resektion dein Problem nicht gelöst, da es "tiefer sitzt".

Dennoch kann eine OP die Situation verbessern, wenn du dich dadurch wohler fühlst.

Eine Rippenbuckelresektion ist schmerzhaft und eben nicht ohne Risiken.

Die Genesung dauert recht lang, mitunter bis zu einem Jahr.

Wenn du jedoch für dich entscheidest das es dir hilft deine Lebensqualität zu verbessern, du dich wohler fühlst, dann stelle dich bei den Orthopäden vor, die solch eine OP durchführen.

Nicht nur in einer Klinik, sondern bei mehreren.

In den Sammlungen findest du eine Übersicht von O. und Kliniken, mit denen viele gute Erfahrungen gemacht haben.

Auch ich habe eine RB - Resektion hinter mir, obwohl viele meinten mein Buckel sei nicht so schlimm und fällt fast gar nicht auf.

Ich hatte den Buckel , nicht die anderen.

Ich musste mich damit auseinander setzten, nicht die anderen.

Ich musste damit leben, nicht die anderen.

......

Ich wünsche dir alles Gute, das du die Lösung / Behandlung findest die dir "gut" tut.
Rex
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Beitrag von Rex »

Hallo Marcus,

habe Deinen Bericht gelesen und es macht mich traurig das Du psychisch so angeschlagen bist, kann es aber verstehen ! Auch ich habe das gleiche Schicksal zumindest ähnlich ! Auch ich wurde meine ganze Kindheit hindurch an Gipskorsetts und in folternde Korsetts gequält. Auch ich litt sehr unter meiner sehr starken Skoliose mit den Buckeln die ich hatte. Vorallem litt ich unter den "hänseleien" anderer. Meine Kindheit verlief nicht gut, auch privat trennten sich meine Eltern und ich wuchs bei meinen Großeltern auf.
Manchmal habe ich gedacht daß es kein Wunder ist wenn ich mal durchdrehe. Meine ganzes Leben hindurch, ich bin jetzt 39 Jahre alt mußte ich immer wieder mit Schicksalsschlägen kämpfen oft war ich davor aufzugeben, aber irgendwie habe ich immer gekämpft. Ich weis nicht wie ich das oft gemacht habe alleine.

Auch ich bin wie Du heute eine Langzeitoperierte. Ich wurde 1986 im alter von 19 Jahren auch in der WWK operiert, nach Harrington. Ein großer Erfolg für mich, den von da ab hat für mich ein neues Leben begonnen. Meine starke Skoliose wurde recht gut operiert, ich hatte nur noch einen kleinen Restbuckel nach der OP.
Bis heute gehts mir gut.
Ürigens, diesen Restbuckel lies ich mir 2001 erneut in der WWK entfernen. Fahre da hin, dort hilft man Dir sofort. Auch mich hat mein Buckel immer sehr belastet. Wenn Du zu der Rippenbuckelsektion noch fragen hast, antworte ich Dir gerne. Fahre in die WWK und schildere Dein Problem, sicherlich helfen Sie Dir und es ist schön, ohne Buckel zu leben zumindest für mich, da ich sehr viel Sport teibe.

Liebe Grüße Petra
BeaBu82

Beitrag von BeaBu82 »

Hi
also ich bin jetzt 26 und wurde mit 19Jahren (2002) in Neustadt von Dr.Halm nach der Halm-Zielke Methode operiert.
Jetzt steht bei mir auch eine Rippenbuckelresektion an und Dr.Halm an meine Röntgenbilder gesehen und gesagt er kann da machen. Versuch es doch bei ihm direkt nicht bei den Assistenzärzten, obwohl ich nicht glaube das der dir dort eine sch*** erzählt hat. Wenn der die Röntgenbilder gesehen hat (und in der Hektik mal falsch rum aufhängen darf auch mal passieren, sind keine Götter) und sah das man da nicht viel machen kann gerade weil es vielleicht eine alte Methode ist dann wird das schon so sein. Ich würde Dr.Halm konsultieren der ist super und ich kann ihn nur empfehlen. Und Neustadt die Klinik ist echt toll, das Team ist super da war ich schon wo ganz anders.

Liebe Grüße Bea
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Dalia
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Diagnose: 107° und 98° (im Jahr 2003 zu Beginn der Korsetttherapie: 98° und 93°), sehr starre Skoliose, kaum Beschwerden
Therapie: 1983-1994 Korsetts verschiedener OTs, zuletzt bei Rahmouni, dann Korsettabschulung im Jahr 1994, seit 05/2005 bis etwa 2018 Nachtkorsett von Rahmouni, Therapieziel: Halten der Skoliose, seit 2018 keine Therapie mehr
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Beitrag von Dalia »

Hallo Bea, der Thread ist bereits von 2007. Ich glaube nicht, dass der Adressat hier noch mitliest.
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
meine Geschichte: Dalia wird Königin (Korsett für eine Oldie-Power-Skoliose)
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Sandman77
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Some Schroth
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Beitrag von Sandman77 »

Zag Dr Dr Niemayer in Tübingen...
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dakota333

Beitrag von dakota333 »

Sandman77 hat geschrieben:Zag Dr Dr Niemayer in Tübingen...
Dr. Niemeyer ist nicht mehr in Tübingen, der ist jetzt in Hamburg (Asklepios Klinik St. Georg).
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