OP wegen Skoliose!!???

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samson
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OP wegen Skoliose!!???

Beitrag von samson »

Hallo liebe Leidensgenossen,
ich schreibe hier für meinen Sohn (15 Jahre). Im Januar 2007 wurde bei Marcel die Skoliose festgestellt. Diagnose:Idiophatische rechtskonvexe Thorakolumbalskoliose 45 Grad. Bei der Untersuchung in der Wicker-Klinik Bad Wildungen ist uns gesagt worden, dass er um eine OP nicht herumkommt. Die OP sollte dann im Sommer 2008 erfolgen. Marcel bekam ein Cheneau-Korsett und wir haben für ihn um eine Kur in Bad Sobernheim gekämpft (Katharina-Schroth-Klinik). Im Herbst 2007 war er dann in Bad Sob. und bekam im November sogar ein neues Korsett. Er trägt sein Korsett sehr regelmäßig, doch Krankengymnastik hat er so gut wie nie gemacht, leider. Jetzt waren wir erneut in der Wicker-Klinik. Die Skoliose hat sich nicht verschlechtert, ist aber auch nicht besser geworden, also steht die OP an. Wir können uns absolut nicht dazu entschließen, zumal er noch nicht ganz ausgewachsen ist (Wachstumsfugen). Wer hat Erfahrung im Bezug auf die OP, die richtige Klinik, Arzt,Folgen für die Beweglichkeit, Schmerzen,etc. Gibt es noch informative Internetseiten? Wir sind für jede Antwort dankbar!!! [/suche]
Malle
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Beitrag von Skoli-Info »

Schau mal hier bei Links & Adressen:

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Viel Erfolg.
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Klaus
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Beitrag von Klaus »

Also wir haben hier auch eine Rubrik Operation und die Suchfunktion.

Alles schon durchgeguckt?

Gruss
Klaus
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Dalia
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Diagnose: 107° und 98° (im Jahr 2003 zu Beginn der Korsetttherapie: 98° und 93°), sehr starre Skoliose, kaum Beschwerden
Therapie: 1983-1994 Korsetts verschiedener OTs, zuletzt bei Rahmouni, dann Korsettabschulung im Jahr 1994, seit 05/2005 bis etwa 2018 Nachtkorsett von Rahmouni, Therapieziel: Halten der Skoliose, seit 2018 keine Therapie mehr
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Beitrag von Dalia »

Bei 45° im Alter von 15 Jahren würde ich nicht operieren. Wie steht dein Sohn denn zur Korsettversorgung und zu einer OP?
Ich kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben. (Bertolt Brecht)
meine Geschichte: Dalia wird Königin (Korsett für eine Oldie-Power-Skoliose)
samson
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Beitrag von samson »

Mein Sohn ist absolut für eine OP, besonders nach der letzten Untersuchung in Bad Wildungen. Der Arzt meint das jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, da die Wirbelsäule noch relativ weich sei und dadurch eine OP sehr erfolgversprechend ist. Er spielt sehr gern Fußball und das könne er auch nach der OP. Auch trägt er sein Korsett nicht mehr so regelmäßig wie er es bisher immer gemacht hat. Er ist der Meinung, er muss ja sowieso operiert werden und da ist das lästige Korsetttragen eh scheißegal. Ich habe ihn sehr oft gerügt weil er zu Hause nie Krankengymnastik (Katharina Schroth) gemacht hat. Er war 3 Wochen in Bad Sobernheim, da sollte man meinen er weis um was es geht! Nach dem Arztgespräch fühlt er sich auch noch gestärkt und sagt, das hätte auch nichts gebracht. Gar nicht so einfach mit so einem 15-jährigen!!!!
Malle
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Rainer
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45 Grad Thorakolumbalskoliose - OP-Indikation.

Beitrag von Rainer »

Hallo Samson,

dem Rat der WWK würde ich folgen: ;)
Samson hat geschrieben:Diagnose: Idiophatische rechtskonvexe Thorakolumbalskoliose 45 Grad. Bei der Untersuchung in der Wicker-Klinik Bad Wildungen ist uns gesagt worden, dass er um eine OP nicht herumkommt.
Wenn eine Operation zum jetzigen Zeitpunkt nur eine Versteifung bis L2 bedeutet, würde ich nicht warten. Damit hätte Marcel noch genügend Beweglichkeit in der LWS und wäre auch beim Fußball nicht wirklich eingeschränkt.
...dass er um eine OP nicht herumkommt.
Man kommt um diese OP zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich immer herum, wenn man unbedingt will. Der Preis ist jedoch oft eine verminderte Lebensqualität in Form von höherer Schmerzwahrscheinlichkeit, ggf. lebenslänglichem Korsetttragen und hohem Risiko eine schwerere und folgenreichere OP im Erwachsenenalter auf sich nehmen zu müssen. Für ideopathische Skoliosen gilt der Zeitpunkt kurz vor Ende des Skelettwachstums als idealer OP-Zeitpunkt.
Dalia hat geschrieben:Bei 45° im Alter von 15 Jahren würde ich nicht operieren.
Dalia läßt sich selbst auch mit 90° nicht operieren.

Hier im Forum gilt allgemein die 60° Grenze als Schallmauer für eine Korsettbehandlung bei Jugendlichen.
DrSteffan hat geschrieben:Bei optimalem Verlauf, d. h. Versorgung mit hochkorrigierenden Korsetten, Krankengymnastik nach Katharina Schroth, die 4 bis 5x wöchentlich eine halbe Stunde/Tag ausgeführt werden muß, noch bestehendem Restwachstum und guter Flexibilität der Wirbelsäule, können idopathische Skoliosen bis 60° nach COBB konservativ behandelt werden. Eine wichtige Voraussetzung bei diesen Patienten ist eine engmaschige Kontrolle, um etwaige Verschlechterungen der Skoliose sofort zu erkennen.
Ein Korsett kann also bis 60 Grad helfen, wenn der Verlauf optimal ist. Damit meint Dr. Steffan eine optimale Therapie. Die erwähnte notwendige engmaschigen Kontrolle zur Erkennung von weiteren Verschlechterungen, läßt auf die nur begrenzten Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung schließen. Wie oft solche "optimalen Verläufe" schon vorgekommen sind ist mir nicht bekannt. Es wird auch kein Beurteilungskriterium für den Behandlungserfolg, bzw. Misserfolg dieser Korsetttherapie bei hochgradigen Skoliosen genannt.

Letztlich solltet ihr die Chancen und Risiken von verschiedenen Therapieansätzen kennen und in Eurem Einzelfall zusammen mit den Ärzten abwägen, um zu einer fundierten Entscheidung zu kommen.

Viele Grüße und Alles Gute ;)
Rainer
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BZebra
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Beitrag von BZebra »

Also ich sehe, nach dem was du schreibst, überhaupt keinen Grund zur jetzigen OP. Wenn er sein Korsett trägt, es ordentlich korrigiert (das solltet ihr überprüfen) sind die Chancen sehr gut, dass es bei den 45 Grad bleibt und damit keine Operation notwendig wird.

Was macht ihr denn überhaupt in Bad Wildungen wenn ihr in Sobernheim in Behandlung seid? Das sind doch qualitativ Welten die dazwischen liegen. Mir wäre ja noch nicht mal das Fahrtgeld einen Besuch in der WWK wert.

Richtet euch nach dem, was euch in Sobernheim empfohlen wird, die haben mit Sicherheit zu keiner OP geraten, weil sich die Skoliose bis jetzt prima gehalten hat.

Was ihr machen könnt, wäre eventuell die Korsetttherapie optimieren, sprich ein besser korrigierendes Korsett, je nach dem wie gut das jetzige korrigiert.

Regelmäßige KG ist im Vergleich zum Korsett tragen auch nicht ganz so wichtig. Wäre sicherlich optimaler, aber wenn euer Sohn sein Korsett trägt, macht er damit schon genug. Er sollte einfach jedes Jahr eine Reha in Sobernheim machen.

Alles in allem, kein Grund zur Sorge. Und präventiv jetzt ein Implantat einbauen, was er sich mit den Ausgangsbedingungen frühestens in 20 Jahren vielleicht reinoperieren lassen würde, ist auch nicht die cleverste aller Ideen (nur für die Operateure, die das Geld jetzt verdienen wollen).

Bis dahin ist nämlich die Technik weiter und das schon vor 20 Jahren eingebaute Implantat nicht nur hoffnungslos veraltet sondern hat seinerseits noch Verschleiß verursacht, der dann womöglich schon zur Nachoperation führt...
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Rainer
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Implantate lösen keinen erhöhten Verschleiß aus!

Beitrag von Rainer »

BZebra hat geschrieben:Bis dahin ist nämlich die Technik weiter und das schon vor 20 Jahren eingebaute Implantat nicht nur hoffnungslos veraltet sondern hat seinerseits noch Verschleiß verursacht, der dann womöglich schon zur Nachoperation führt...
Ein Implantat verursacht keinen Verschleiß!!!! :eek:
Überhöhter Verschleiß entsteht durch die Versteifung eines Teils der WS in den benachbarten Segmenten und ist direkt abhängig von der Länge der Versteifungsstrecke. Das hat mit dem Implantat überhaupt nichts zu tun!!!
Überhöhter Verschleiß (Dekompensation der Bandscheiben) entsteht aber auch ohne OP durch die lang andauernden skoliotischen Fehlhaltungen. Die 45 Grad Skoliose von Marcel hat sich bisher nicht verbessern lassen und wird solche Verschleißerscheinungen mit ziemlicher Sicherheit verursachen.

Wahrscheinliche Verbesserungen in den nächsten 20 Jahren: Geringeres Operationsrisiko und weniger starke körperliche Belastung für vergleichbare OPs. Auf minimalinvasive OP-Methoden für Skoliosen bei Erwachsenen in 20 Jahren würde ich nicht wetten wollen. Du kennst wahrscheinlich den Spruch: "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach"....

Für mich bleibt das eine persönliche Abwägung der Betroffenen und nicht eine so klare einseitige Bewertung wie Du sie hier vornimmst.

Viele Grüße
Rainer
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BZebra
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Re: Implantate lösen keinen erhöhten Verschleiß aus!

Beitrag von BZebra »

Rainer hat geschrieben:
BZebra hat geschrieben:Bis dahin ist nämlich die Technik weiter und das schon vor 20 Jahren eingebaute Implantat nicht nur hoffnungslos veraltet sondern hat seinerseits noch Verschleiß verursacht, der dann womöglich schon zur Nachoperation führt...
Ein Implantat verursacht keinen Verschleiß!!!! :eek:
Überhöhter Verschleiß entsteht durch die Versteifung eines Teils der WS in den benachbarten Segmenten und ist direkt abhängig von der Länge der Versteifungsstrecke. Das hat mit dem Implantat überhaupt nichts zu tun!!!
Und damit ist doch das Implantat das für die Versteifung verantwortlich ist der Auslöser für erhöhten Verschleiß! Genau so ist es gemeint!
Überhöhter Verschleiß (Dekompensation der Bandscheiben) entsteht aber gerade und vor allem durch lang andauernde Fehlhaltungen. Die 45 Grad Skoliose von Marcel hat sich bisher nicht verbessern lassen.
Verschleiß in erster Linie an genau den Bandschieben, die im Falle einer OP ganz entfernt würden. Die OP kommt also einem "100%igen Verschleiß" gleich, Jahrzehnte vorzeitig!

Bei der Korsetttherapie von Marcell, die in dem Alter begonnen wurde, ist auch von vorne herein nicht von einer Verbesserung ausgegangen worden. Selbst mit dem besten Korsett sind hier vielleicht 5 Grad, unter besten Voraussetzuungen seitens Marcells Restwachstum und Beweglichkeit aller höchstens 10 Grad möglich, und das ohnhein erst nach Jahren Korsetttherapie, so schnell stellt sich keine Verbesserung ein.

Es also so hinzustellen, als ob man hier erkennen könnte, dass etwas nicht funktioniert hätte, ist vollkommen falsch. Die Empfehlungen von Sobernheim gelten nach wie vor, da sich hier überhaupt nichts geändert hat.

Eine OP zu empfehlen, hat sich IMO für die WWKler einfach nur angeboten, weil man halt vorbeigekommen ist. Die Begründung ist an den Haaren herbeigezogen, weil sie in Wirklichlkeit auf genau der selben Diagnose wie vor einem Jahr basiert. Mit der Argumentation können sie jedem Korsettträger eine OP-Notwendigkeit bescheinigen, weil bei keinem nach so kurzer Behandlungszeit eine Verbesserung nachweisbar ist.
Auf minimalinvasive OP-Methoden für Skoliosen bei Erwachsenen in 20 Jahren würde ich nicht wetten wollen.
Ich würde auf OP Methoden unter Erhaltung der Bandscheiben "wetten wollen". Man siehe die Klammermethode, die heute schon bei Kindern angewendet wird, um eine Verschlechterung zu verhindern. Das reicht vollkommen aus. Korrektur ist bei mittelstarken Krümmungen unwichtig.
Du kennst wahrscheinlich den Spruch: "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach"....
Ja, nur dass eine langfristig gelungene OP die keine Nach-OPs erfordert und zu sonstigen Komplikationen führt "die Taube auf dem Dach" ist, eine mittelstarke Krümmung die keine Probleme bereitet, die mit einer Vielzahl von Methoden behandelt werden kann (oder optional auch gar nicht) und operabel bleibt der "Spatz in der Hand".
und nicht eine so klare einseitige Bewertung wie Du sie hier vornimmst.
Meine Bewertung ist: Haltet euch in Sachen OP an das, was Sobernheim rät. OP-Kliniken verkaufen OPs. Was hier unter dem Deckmantel ärztlicher Behandlung angeboten wird sind Werbegespräche!

Wenn ihr eine OP in Erwägung zieht, dann würde ich an dieser Stelle ohnehin allein schon zur Auswahl der OP Klinik, Empfehlungen von Sobernheim, Bad Salzungen und Stuttgart einholen. Ohne mindestens diese drei Stellen vorher abgeklappert zu haben (eher noch mehr), würde ich mich überhaupt gar nicht erst für eine OP-Klinik entscheiden können. Das wäre für mich schon viel zu leichtsinnig.
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Rainer
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Günstigster OP-Zeitpunkt

Beitrag von Rainer »

Hallo BZebra,

Könnten nicht Sobernheim, Bad Salzungen und Rahmouni auch genau das empfehlen, was Ihnen langfristig den höchsten Umsatz einbringt?

Weißt Du wieviel die schon an Dir schon verdient haben?

Wie erkennst Du also, ob jemand ehrlich ist oder falsche Absichten hat?

Hat Dir Sobernheim erzählt, dass man Deine Skoliose in 20 Jahren unter Erhalt der Bandscheiben und Beweglichkeit "klammern" könnte?
Das ist für mich die Taube auf dem Dach.
Verschleiß in erster Linie an genau den Bandscheiben, die im Falle einer OP ganz entfernt würden. Die OP kommt also einem "100%igen Verschleiß" gleich, Jahrzehnte vorzeitig!
Die Rechnung stimmt nur, wenn die OP mit 15 genau der OP mit 35 entspricht. Die allermeisten rutschen in diesen zwanzig Jahren von Zielke nach Harrington und dann musst du neu rechnen. Dein 100%iger Verschleiß ist mit der Anzahl der entfernten Bandscheiben zu multiplizieren und der entscheidende Punkt ist wieviele Bandscheiben mittel- und langfristig erhalten werden können. Weiterhin würde ich alles darauf setzen, nicht unterhalb von L2 versteift zu werden. Auch hier könnte Deine Strategie in die H**e gehen.

Und zuletzt: Selbst wenn es keine klaren Preferenzen gibt stellt sich die Frage, welche Lebensqualität in genau diesen 20 wichtigen Jahren erreicht werden kann. 20 Jahre im Nachtkorsett ist auch nicht jedermanns Geschmack.

Ansonsten mag' ich wie immer Deinen erfrischenden Schreibstil. ;D

Gruß Rainer
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BZebra
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Re: Günstigster OP-Zeitpunkt

Beitrag von BZebra »

Rainer hat geschrieben:Könnten nicht Sobernheim, Bad Salzungen und Rahmouni auch genau das empfehlen, was Ihnen langfristig den höchsten Umsatz einbringt?

Weißt Du wieviel die schon an Dir schon verdient haben?

Wie erkennst Du also, ob jemand ehrlich ist oder falsche Absichten hat?
Das trifft, was die Auswahl eines Korsettes angeht, ganz sicher auch für Sobernheim zu (Weiß vs. Rahmouni; bei Rehas ist es egal, weil die Klinik immer ausgebucht ist und eine Warteliste hat). Der große Unterschied ist hier aber, dass den Patienten zumindest eine größere Auswahl an Orthopädietechniken vorgeschlagen wird, wie man das ja eigentlich so erwarten würde. Man ist sich dort dessen bewusst, dass das eigentlich zur Etikette einer ordentlichen Beratung gehört.*

Letzteres scheint für die Operateure derart abwegig zu sein, dass sie erst gar nicht mehr auf die Idee kommen, andere OP-Kliniken und deren OP-Methoden dem Patienten aufzuführen und zu erörtern.
Wenn allein schon das wichtigste Element einer objektiven Beratung komplett fehlt, was kann es dann also anderes sein als ein Werbegespräch um die eigene Dienstleistung zu verkaufen?

Solange von den Chirurgen andere OP-Klinken weder genannt noch empfohlen werden (ich Tippe auf immer ;)), ist die eigentliche Absicht doch bereits klar zu erkennen und damit sind sie in Sachen OP-Beratung von vorne herein aus dem Rennen: Wenn jemand schon offen zugibt, dass er Eigenwerbung macht, brauchen wir nicht mehr auf das Gegenteil zu hoffen.
Hat Dir Sobernheim erzählt, dass man Deine Skoliose in 20 Jahren unter Erhalt der Bandscheiben und Beweglichkeit "klammern" könnte?
Das ist für mich die Taube auf dem Dach.
Ich denke selber, Rainer! Da kommt meistens mehr bei raus als bei diversen Ärzten, die sich auch noch als Skoliose-Spezialisten bezeichnen (siehe WWKler, die nach einem Jahr Korsett-Therapie eine Verbesserung nachgewiesen haben wollen). ;)

Man klammert Skoliosen bei Kindern und Jugendlichen, und da geht es sogar darum, einer Progredienz im Wachstum entgegenzuwirken, die unbehandelt sehr heftig ausfallen würde.
Wenn die Methode hält was sie verspricht, was genau sollte dann die Begründung sein, dass man nicht auch Skoliosen im Erwachsenenalter, deren Tendenz zu einer Progredienz wesentlich schwächer ist, in einem ähnlichen Verfahren klammern könnte?
20 Jahre im Nachtkorsett ist auch nicht jedermanns Geschmack.
Bei der Gradzahl ist im Erwachsenenalter durchaus auch gar keine Therapie notwendig. Insbesondere Schroth zielt darauf ab, das Verhaltensmuster im Alltag zu ändern. Die "Übungen" sind also in den Alltag einzubauen und am Ende unbewusst (Selbst Konditionierung). Nachtkorsett ist nicht obligatorisch.

--

* Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ein Kernteil der Reha die Aufklärung des Patienten und Anleitung zum eigenständigen Entscheiden und Denken ist, und man doch irgendwo davon ausgeht, damit Erfolg zu haben und einen nicht ganz so doofen Patienten vor sich stehen hat.
Das sieht bei den meisten Patienten, die sich bei OP-Kliniken vorstellen, wahrscheinlich anders aus. ;)
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Rainer
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Wir müssen uns ja nicht gänzlich einigen..

Beitrag von Rainer »

BZebra hat geschrieben:Ich denke selber, Rainer!
Das merkt man :rolleyes: und das ist auch Dein gutes Recht!

Ich denke hoffentlich auch selber und bin mir ziemlich sicher, dass die Wartelisten in Wildungen und Langensteinbach länger als in Bad Salzungen außerhalb der Ferienzeiten sind. :lach: Kann mich auch nicht daran errinnern, dass hier Dr. Steffan schon mal Leute nach Sobernheim, Isny oder Bad Elster geschickt hat. Dr. Hoffmann ist auf Rahmouni fixiert, während Dr. Weiß damit ein Problem hat. Und die ganze Diskussion um korrigierende versus stabilisierende Erwachsenenkorsette zeugt auch nicht gerade von etablierter Wissenschaftlichkeit. :nein:

Von mir aus können wir diese Diskussion so stehen lassen. Ich muss nicht jedes Detail vertiefen und die Leser wollen sich ja auch ihre eigene Meinung bilden. Dazu haben wir heute genug Futter geliefert! :freude: Merci!

Viele Grüße
Rainer
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Beitrag von BZebra »

Rainer hat geschrieben:
BZebra hat geschrieben:Ich denke selber, Rainer!
Das merkt man :rolleyes: und das ist auch Dein gutes Recht!

Ich denke hoffentlich auch selber und bin mir ziemlich sicher, dass die Wartelisten in Wildungen und Langensteinbach länger als in Bad Salzungen außerhalb der Ferienzeiten sind. :lach: Kann mich auch nicht daran errinnern, dass hier Dr. Steffan schon mal Leute nach Sobernheim, Isny oder Bad Elster geschickt hat. Dr. Hoffmann ist auf Rahmouni fixiert, während Dr. Weiß damit ein Problem hat.
Vollkommen richtig, ergo bleibt dir nichts anderes übrig als selbst zu denken und deine Entscheidungen selbst zu treffen!

Wer das nicht tut, kommt unter die Räder und wird mit Augenwischereien, wie denen, die sich die WWK hier wieder geleistet hat (Verbesserungsnachweis nach nur einem Jahr...), über den Tisch gezogen!
Und die ganze Diskussion um korrigierende versus stabilisierende Erwachsenenkorsette zeugt auch nicht gerade von etablierter Wissenschaftlichkeit. :nein:
Das ist eine Persönlichkeitsfrage. Da kann man die Menschen in zwei Gruppen unterteilen: Gläubige und Skeptiker

Es gibt die einen, die es vorziehen, andere Leute für sich denken und entschieden zu lassen, und sich eben ausschließlich auf Studien oder Ärzte verlassen - die Gläubigen.

Und dann gibt es solche, die sich die bisherigen Studien durchlesen und zu dem Schluss kommen, dass die Autoren wohl mehrheitlich nicht so viel Ahnung hatten, oder denen auffällt, dass die Ärzte nicht so viel Ahnung haben... Die ziehen es dann vor, gar nicht erst auf das Erscheinen der nächsten low-quality Studie zu warten, sondern ihre Entscheidungen auf andere Aspekte stützen. Das sind die Skeptiker.

Wissenschaft ist leider nicht gleichbedeutend mit Qualität, zumindest trifft das auf das Gebiet der Skoliosebehandlung insbesondere zu, in anderen Disziplinen hoffentlich weniger.
cogito!

Was betrachtet Rainer als seine Mission?

Beitrag von cogito! »

Seit längerem lese ich Rainers Beiträge und frage mich immer wieder, was eigentlich seinen Einsatz in diesem Forum begründet.

Einerseits implizieren seine Postings, dass er im medizinischen Sektor tätig ist (vielleicht Radiologe??), er bringt öfters sein Fachwissen an, stellt provozierende Thesen in den Raum, und er betrachtet sich anscheinend auch als ein gesundes Gegengewicht zu der hier vorherrschenden Meinung bezügl. der operativen Skoliosetherapie.

Andererseits- über die operative Skoliosetherapie hat er sich sein Wissen offensichtlich größtenteils ungezielt angelesen (vorzugsweise in der US- Literatur) und es nicht kritisch reflektiert. Wie sonst könnten undifferenziert solche Sätze geäußert werden:
Rainer hat geschrieben:... Die Rechnung stimmt nur, wenn die OP mit 15 genau der OP mit 35 entspricht. Die allermeisten rutschen in diesen zwanzig Jahren von Zielke nach Harrington und dann musst du neu rechnen.
Jeder der Forumsleser kann sich durch Blick in die Skoliose-Galerie des Op-Forums überzeugen:

Die Op- Methode (ventral oder dorsal, Wahl des Implantats, Länge der Versteifungsstrecke) hängt nicht direkt vom Alter des Patienten ab.

Eher ist ein Zusammenhang zum Typ der Skoliose vorhanden (Anzahl der Bögen, Länge der Verrümmung, Rotation, Translation, Rigidität usw.usw.).

Außerdem sieht ein unabhängiger Beobachter auch einen Zusammenhang zur jeweiligen Vorliebe bzw. Tagesform des Operateurs.

Und noch etwas: kann Rainer eine einschlägige Studie nennen, die beweist, dass sich die Schmerzkarriere und/oder Lebenserwartung operierter und nicht operierter, an idiopathischer Adoleszentenskoliose leidender Patienten signifikant unterscheidet??
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BZebra
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Re: Was betrachtet Rainer als seine Mission?

Beitrag von BZebra »

cogito! hat geschrieben:Seit längerem lese ich Rainers Beiträge und frage mich immer wieder, was eigentlich seinen Einsatz in diesem Forum begründet.
Es geht wahrscheinlich um eine persönliche Rechtfertigung einer präventiv durchgeführten Operation bei einer 14-jährigen mit 40 Grad.

Darum ging es im Falle des Users, der als Isolde bzw. Isolde Vater hier im Forum gepostet hat, und der, der Form der Postings nach, mit Rainer identisch zu sein scheint. Rainer gibt zumindest schon mal zu, den User zu kennen und durch ihn hier ins Forum gekommen zu sein.

http://www.google.de/search?hl=de&rlz=1 ... N&filter=0

Mission:
Finden eines Beweises, dass die Empfehlungen von Chirurgen, bzw. wer auch immer von Rainer durch die üblichen Marketingmethoden als prestigevolle Persönlichkeit der Medizin angesehen wird, unfehlbar sind und verlässlich genug, um blind zu vertrauen, und sich jede Entscheidung abnehmen lassen zu können.

Problem:
Existenz einer differierenden Meinung in diesem Forum, als die von der OP-Lobby propagierten (= Dorn im Auge von Rainer).
Wenn andere Leute in gleicher Situation sich anders entschieden, dann stellt das die Richtigkeit der eigenen Entscheidung in Frage. Rainer möchte gerne Entscheidungen nach 100%igen Mehrheitsverhältnissen treffen (am Besten gar keine Entscheidung, in vollkommener Abwesenheit anderer Optionen), und dafür darf niemand gegen den Strom schwimmen.

Lösungsansatz:
Wegreden dieser lästigen "Gegen-den-Strom-Schwimmer" in diesem Forum.
gauklerdavid
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Beitrag von gauklerdavid »

Rainer? Noch da? :rolleyes:
cogito!

Beitrag von cogito! »

Rainer vertritt offenbar den Standpunkt von Prof. Harms, der über die Patienten mit stärkeren Skoliosen sagte: "Sie kommen alle wieder" (gemeint ist: zur Op).

Wer kann aber mit Sicherheit voraussagen, wie sich eine 40°- Skoliose bei einem bestimmten Patienten in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird?

Wer kann garantieren, dass jemand, der sich seine Adoleszentenskoliose heute präventiv nach der von Rainer favorisierten Methode der Kurzstreckenfusion operieren lässt (vorausgesetzt, seine Verkrümmung ist dazu überhaupt geeignet) nicht innerhalb der nächsten 20 Jahre erneut operiert wird?

Und wo steht geschrieben, dass schwerere Skoliosen überhaupt irgendwann operiert werden müssen?

In diesem Forum gibt es Beispiele dafür, dass man sich auch mit starker Skoliose durchaus seines Lebens freuen kann, sei es im Alter von 30, 40 oder 50+ Jahren.

Jemand, der nicht selbst betroffen ist und die Menschen vor allem nach ihrem Röntgenbild beurteilt, kann das vermutlich nur schwer nachvollziehen.

Die Indikation zur Op bei der idiopathischen Adoleszentenskoliose ist fast immer relativ und letztendlich eine Frage der persönlichen Lebensqualität. Der Patient selbst muss letztendlich auf der Basis von vollständiger, nicht wertender Information seine Entscheidung treffen, also: was kann ich mit Op oder ohne Op FÜR MICH SELBST gewinnen, was kann ich schlimmstenfalls verlieren? Bin ich bereit, für den zu erwartenden Nutzen die potentiellen Risiken in Kauf zu nehmen?

Wie auch immer diese Entscheidung ausfällt, sollte sie respektiert werden.

Es macht mich allerdings zuweilen ärgerlich, wenn ich sehe, dass weitreichende, nicht reversible Entscheidungen auf der Basis von unvollständigen Informationen getroffen werden.
cogito!

Beitrag von cogito! »

Nachtrag:
So "out" wie in Langensteinbach scheint die Korsettbehandlung selbst in den USA nicht zu sein.
Immerhin werden in dem von Rainer geschätzten Standardwerk zur operativen vorderen Skoliosetherapie für die Korsettbehandlung der idiopathischen Skoliose Erfolgsraten von bis zu 75% erwähnt, und das bei den in den USA verwendeten Korsetttypen ("Erfolg" definiert sich hier wohl als ausbleibende Verschechterung bzw. keine Verschlechterung über 50°, aber immerhin...)
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