Korsett-Arten und Typen gegen Skoliose gibts und gab es sehr viele!
Hofrat von
Hessing hat vor 150 Jahren in Augsburg die ersten brauchbaren und wirksamen entwickelt.
Dr. Blount hat in den 40er Jahren in Milwaukee/Amerika das
Milwaukee-Korsett entwickelt. Es war eigentlich zur OP-Vorbereitung gedacht und hat zuerst passiv gestreckt. Bei einem Mädchen, das operiert werden sollte wirkte es so gut, daß die OP abgesagt wurde. Daraus hat sich dann das aktive Milwaukee entwickelt, in dem sich der Patient permanent selbst aktiv aufrichten muss. Es korrigierte mehr über die Streckung und weniger über die Entdrehung. Es ist ein "hinterfotziges Miststück" und war wegen des Halsringes nur schwer zu ertragen. Die Akzeptanz und Compliance war schlecht.
An der Uniklinik in
Boston USA kam dann ein Orthopädenteam auf die grandiose Idee von völlig gesunden Jugendlichen Gipsabdrücke anzufertigen und daraus standartisierte Plastik-Korsette zu machen. Die Idee war, wenn man auf den asymetrischen Körper eines etwa gleichgroßen Skoliose-Jugendlichen das Korsett in der Form eines gesunden Jugendlichen fest schnallt, daß dann automatisch die richtigen Korrekturdrücke entstehen. Das hat so leider nicht oder nur schlecht funktioniert. Die Idee wirksame Skoliosenkorsette weltweit als Fast-Fertig-Korsett über den "Drugstore" zu vertreiben scheiterte fast.
Dann begann man doch Pelotten einzusetzen und so die Korrektur-Wirksamkeit zu verbessern. Am weitesten ging man damit in Wiesbaden. Dort wurden in diese vorgefertigten Boston-Standart-Module derotierende Pelotten nach dem derotierenden Prinzip von Dr. med. Jaques Cheneau eingeklebt. Nun funktionierten die Bostons endlich ( nur wenn die Pelotten richtig dimensioniert und positioniert wurden!)
So entstand das
CBW- Cheneau-Boston-Wiesbaden-Korsett. Leider entmündigt es den Patienten etwas, da es hinten verschlossen wird und der Patient darin auf fremde Hilfe angewiesen ist. Es gibt inzwischen auch das Boston zum vorne schliesen , das
Boston -Overlap-Brace BOB. Das Sche*ßding hatte ich mal.
An der Uniklinik Lyon wurde unter Dr. Stagnara ein Korsett, das
Lyoner- oder Stagnara-Korsett. das heute aber nur noch postoperativ als dauertragbare Stabilisierungsorthese eingesetzt wird.
Kuehnegger wollte mal eine Skoliosen-Orthese als Bastel-Bausatz entwickeln, die aber nie wirklich auf den Markt kam:
http://milwaukee.brace.nu/Text/CTLSO.html
Dr. Jaques Cheneau selbst befürwortete aber grundsätzlich ein Korsett nach individuellem Gipsabdruck: die
Derotierende Rumpforthese nach Cheneau, die sehr gezielt mit Druckzonen und gegenüberliegenden Freiräumen entdreht. Es ist das bisher bewährtste Korsett, erfordert aber vom herstellenden OT mit Abstand das größte Know-How. Leider gibts zuviele OT´s die mal ein Wochenend-Seminar bei Dr. Cheneau gemacht haben oder einen Workshop und dannglauben sie könnten es. Daher wird dann viel heißer Plastikmüll produziert.
Vom Cheneau-Korsett gibts viele Varianten, z.B. das
Cheneau-Münster-Toulouse Korsett
Rahmouni war ein Schüler von Dr. Cheneau und hat nach eigenen Angaben das Prinzip von Cheneau selbst um einige Komponenten weiterentwickelt und optimiert. Er darf daher seine Korsette offiziell
Rahmouni-Skoliosen-Orthese nennen und nicht
Cheneau-Korsett.
Viele andere Typen sind (gottseidank) in der Versenkung verschwunden oder nur noch im deutschen Orthopädie-Museum in Frankfurt zu "bewundern".
Die Geschichte der konserv. Skoliose- Behandlung ist gespickt mit vielen gescheiterten Experimenten. Drum sollte man das Bewährte optimal weiterentwickeln.
Das Bessere ist der schlimmste Feind des Guten!
Kyphose- Korsette gibts sogar noch viel mehr.
gruß Toni