Zu meiner Person:
Ich bin Toni, 51 Jahre alt, selbstständiger Fachberater für Agrarbiologie und Fermentationsbiologie.
Bei mir wurde im Alter von 11 Jahren wegen sogenannter „schlechter
Haltung“ ein mehrjähriges spezielles Haltungsturnen vom Schularzt
angeordnet. Dieses war mir damals eine Quälerei, die ich ungern und
unmotiviert machen musste, da mir nie jemand irgend etwas erklärte.
Lediglich von meinem Vater wurde ich häufig im Feldwebelton angebrüllt:
„Du sitzt/stehst da wie ein hingeschissenes Fragezeichen! HALTUNG!
Brust raus, Bauch rein, Kopf hoch, Schultern zurück! Wart nur bis du
zum Barras kommst, dann werden sie Dir Haltung beibringen!“ Diesen Satz
musste ich als Heranwachsender so oft hören, bis er mir Brechreiz
verursachte. Auch drohte mir mein Vater oft mit einem Korsett, wenn ich
nicht sofort eine „anständige Haltung annehme“.
Zum Orthopäden geschickt und geröntgt wurde ich bis zum 16.Lebensjahr
nie.
Im Alter von 15 Jahren begann ich eine Lehre als Gärtner im Blumen- und
Zierpflanzenbau. Ich wollte mich einem Beruf zuwenden, der so weit wie
irgend möglich von den Berufsidealen meines militaristischen Vaters
entfernt lag und der meiner überwiegend vorgebeugten, gebückten Haltung
prinzipiell entgegen kam.
Im 2. Lehrjahr habe ich mich beim Auskippen eines mit schwerer Lehmerde
gefüllten Schubkarrens überhoben und mir einen ersten schweren
Bandscheibenvorfall im Bereich L4-L5 mit neurologischen Ausfällen in
den Beinen zugezogen.
Der Prolaps wurde in Augsburg-Göggingen in der „Hofrat von Hessingschen
orthopädischen Heilanstalt“ (Hessing-Klinik) behandelt. Dabei wurden
erstmalig Röntgenaufnahmen meiner ganzen Wirbelsäule gemacht und neben
dem BSV der LWS auch M. Baastrup lumbal und hochgradig ausgeprägter M.
Scheuermann thorakal diagnostiziert.
Ich wurde damals 2 Wochen lang in Stufenlagerung mit Beckenextension
„gestreckt“ und erhielt anschließend ein Risser-Gipskorsett, welches
ich im Hochsommer volle 6 Wochen ertrug. (Ich sollte es eigentlich ca.
3 Monate tragen!)
Nach dem fast unerträglichen Gipskorsett wollten mir die Ärzte der Hessingklinik ein Milwaukee-Korsett verpassen und empfahlen mir dringend meine Berufsausbildung zum Gärtner abzubrechen und einen kaufmännischen Bürojob zu erlernen, den ich eher mit einem Milwaukee-Korsett hätte bewältigen können.
Ich liebte aber meinen Beruf als Gärtner und dachte nicht im Traum daran
diesen schönen aber anstrengenden und nicht gerade rückenfreundlichen
Beruf aufzugeben.
Ich erhielt also nach langen Diskussionen mit den
Orthopädietechnikern der Hessing-Stiftung ein Aufrichtungskorsett ohne
Halsring. Es war etwa eine Art Vorläufer-Typ des Zielke-Nusser-Korsettes,
das als Tübinger-Kyphosen-Orthese bekannt ist.
Mit diesem Korsett konnte ich meine Ausbildung zum Gärtner einigermaßen
weiterführen. Das Korsett ertrug ich ca. 7 Monate lang fast
ununterbrochen. Als ich in München meine erste Freundin kennenlernte
und mit dem Motorradfahren begann, wollte ich das „Scheißding“ aber
sofort loswerden und lies mich von meinem Bruder aus dem mit
sogenannten Hessing-Schrauben verschlossenen Korsett durch aufbohren befreien.
Die Hessingklinik suchte ich nie wieder auf.
Ich machte den Abschluss als Gartenbau-Meister und begann ein
Aufbaustudium zum Betriebswirt Gartenbau an der Universität Hohenheim
bei Stuttgart. Mir war im Prinzip klar, dass ich als aktiv tätiger
Gärtner mit meiner desolaten Wirbelsäule keine reelle Chance hatte. Das
Studium gefiel mir sehr gut, und ich machte mit einem weiteren Abschluss
als Berufs- und Arbeitspädagoge den Fachkunde-Berufsschul-Lehrer im
Gartenbau.
Mit 25 Jahren hatte ich einen sehr schweren Motorrad-Unfall, bei dem
ich knapp mit dem Leben davon kam. In 7 Operationen wurden meine völlig zertrümmerten Beine mit Metallimplantaten und Spongiosaplastiken
chirurgisch „repariert“.
Sepsis, offenes Bein, mehrere Thrombosen und bis heute fortdauernde posttraumatische Ödeme sind neben einer Beinlängen-Differenz von ca. 2 cm die Langzeitschäden dieses Unfalls.
Ich lag damals gegipst im Becken-Beingips und später geschient fast 4 Monate im Zentralklinikum Augsburg.
In dieser Zeit war die mir einzige Bewegungsmöglichkeit die
Aufrichtung des Oberkörpers von der liegenden in die halb sitzende
Haltung mittels der Hydraulik des Krankenhausbettes. Diese Zeit
schwächte meine ohnehin desolate Rückenmuskulatur vollends, verstärkte
meine BWS-Kyphose massiv.
Zu Beginn der Reha war ich so schwach, dass ich mich nicht aufrecht
halten konnte, um mit Krücken das Gehen zu lernen. Um mich aufzurichten
erhielt ich damals auf ärztliche Verordnung mein 3. Korsett (nach
Risser-Gips und dem Plexiglas/Stahlstab-Korsett).
Es war ein amerikanisches Fertigteil- Taylor-brace von BASKO CAMP. Das
Korsett richtete zwar stark auf, schnitt aber schon nach kurzer Zeit speziell beim Gehen mit Krücken unerträglich schmerzhaft unter den Achseln ein, rutschte bei bestimmten Bewegungen hoch und war ein ausgesprochener Mist, so dass ich mich fast nach meinem alten starren, zwischenzeitlich leider entsorgten Plexiglas-Korsett sehnte.
Irgendwie regenerierten sich die Rückenmuskeln beim Gehen an Krücken
und Gehstützen einigermaßen und nach einer Reha-Zeit von fast 1 Jahr
kehrte ich zum Studium nach Stuttgart-Hohenheim zurück.
Ich arbeitete dann als Gartenbau-Ausbilder und Berufsschullehrer an verschiedenen Berufsbildungswerken und an der Augsburger Berufschule.
immer schlimmere Rückenschmerzen und Wirbelsäulenprobleme wurden ständige Begleiter
meines Lebens.
Insgesamt war ich seither bei 10 Orthopäden in Behandlung. Ich kam mir
entweder abgefertigt oder als „Versuchskarnikel“ vor. Jeder Orthopäde
tat so als ob er voll bei so einer maroden erwachsenen Scheuermann WS
durchblicke. Der eine empfahl mir Sport, der andere nur
Rückenschwimmen, einige spritzten Entzündungshemmer (Cortison und div.
Rheumamittel), nur einmal wurde mir Physiotherapie verordnet.
Im Alter von 34 Jahren waren die Rückenschmerzen phasenweise
unerträglich. Ein niedergelassener Orthopäde in Weingarten verordnete
mir eine Kombination aus Korsett und Aufbautraining. Das Korsett war
damals angeblich das „Beste und Modernste“ (wieder mal aus Amerika).
Ein Boston-Overlap-Brace (B.O.B.-Modul).
Das Teil saß elend schlecht am Körper, nahm aber immerhin vorübergehend die Schmerzen.
Ich begann mich selbst über die M.Scheuermann Erkrankung zu
informieren, was in den Zeiten vor Internet ausschließlich in den
Bibliotheken der Unikliniken und durch Kauf vieler sauteurer Fachbücher
möglich war. Ich wollte über meine Erkrankung möglichst viel wissen um
nicht mehr so hilflos den offensichtlich überforderten Ärzten und
meinen WS-Probleme ausgeliefert zu sein.
Aber alle medizinischen Fachbücher zu Deformationen und Erkrankungen
der Wirbelsäule behandelten vorrangig Skoliose und nur zu einem relativ
geringen Teil M. Scheuermann. So blieb es nicht aus, dass ich auch ein
gewisses Wissen im Bezug auf Skoliose anlesen konnte, ein Thema, das
mich faszinierte, seit ich als Kind im Haltungsturnen andere überwiegend skoliotische Jugendliche kennenlernte, die damals das mir nur angedrohte Milwaukee als Standart-Korsett gegen Skoliose und Kyphose trugen.
Ich erfuhr auch durch das Studium diverser Fachbücher, was bei mir selbst in der Jugend, in der die Scheuermann-Kyphose und Hyperlordose noch
behandelbar gewesen wäre, alles falsch und schief gelaufen ist,
beziehungsweise viel zu spät und dann zu kurz kam.
In einem therapeutisch ausgerichteten Sportstudio lernte ich schonendes
Rückenmuskel-Aufbau-Training, zuerst mit,- dann ohne BOB-Korsett.
Ziel war der Aufbau eines eigenen Muskel-Korsettes.
Das gelang mir mit über 2 Jahren relativ intensivem Training.
Ich hatte die schmerzfreieste Phase meines Lebens.
Ein beruflicher Wechsel in die stressige Abfallwirtschaft-Umweltschutz-Branche verhinderte dann aber den regelmäßigen Besuch des Sportstudios und ein Umzug in eine Gegend, in der das nächste mögliche Sportstudio 17 km entfernt war, beendeten diese Phase, deren relative Schmerzfreiheit
aber noch einige Jahre anhielt.
Ab 44 Jahre verschlimmerten sich die Schmerzen und die Kyphose wurde
auch optisch-kosmetisch immer unakzeptabler. Selbst meine befreundete
Hausärztin grüßte mich nur noch mit: „Na du Buckliger, du musst was
tun!“ sagte aber nicht was.
Ich wusste aus meinen vielen Fachbüchern, dass eine Korsett-Therapie
mit einem Milwaukee (die ich damals verweigert hatte) eigentlich
zielführend und richtig gewesen wäre. Inzwischen hatte ich
Internetanschluss und ganz neue Möglichkeiten mich bei hochkompetenten
Spezialisten zu informieren: Z.B. bei Dr. Cheneau:
Zitat Dr. Cheneau:
Leider weiss ich, dass es aus finanziellen Gründen schwierig ist, ein
Korsett durch die Krankenkassen annehmen zu können. Das gilt auch in
Frankreich.
Sicherlich ist im erwachsenen Alter ein Korsett viel weniger wirksam
als im Jünglingsalter und vor dem zehnten Jahre des Alters. Vor 10
Jahren beträgt die Zeiteinheit ein Monat, vor 20 Jahren ein Jahr und im
erwachsenen Alter 10 Jahren.
Bei der Erkrankung von Scheuermann im Lendenbereich ist ein Korsett
während des ganzen Lebens wirksam, insbesondere auf die Schmerzen, aber
auch auf die Keilung der Wirbel. Bei der Scheuermanns Erkrankung im
Thorakalbereich ist oft die Behandlung weniger wirksam. Aber bei
biegsamen Wirbelsäulen kann sie ebenso wirksam sein, auf die Schmerzen
und auf die Keilung.
Bei Skoliotikern habe ich weniger Erfahrung, aber in den wenigen
Fällen, die ich gesehen habe wurden die Schmerzen sofort gestillt, egal
ob sie eine Folge der Skoliose waren oder nicht. Die Beziehungen
zwischen Schmerz und Skoliose sind noch immer sehr unklar.
Ich kenne im Moment einige Patientinnen, die mit 22 Jahren ihr Korsett
bei Nacht noch immer tragen. Sie wissen, dass ein Rückfall entstehen
könnte, wie es viele Skoliotikerin in dieser Site geschrieben haben.
Viele Grüsse und Wünsche
Chêneau
cheneauj@wanadoo.fr
Oder hier die Aussage eines Orthopäden der Uniklinik Münster:
Frage des Patienten:
Ich leide unter einem hochsitzenden mobus scheuerman (55°).
schmerzbedingt war ich neulich beim orthopäden. er machte mir den
vorschlag neben intensiver krankengymnastik zusätzlich ein korsett zu
tragen. die behandlung könne zwar etwas länger dauern(bin 35j), doch
schlechter könne es ja nicht werden, eher besser. ich wäre auch bereit
dazu. jetzt meine frage: was gibt es für korsetttypen und wie lebt es
sich damit?
Antwort an diese Nachricht
Re: morbus scheuermann
Autor: OrthoForum (---.UNI-MUENSTER.DE)
Datum: 10.09.01 20:15
Sehr geehrter Herr xxxxxx,
zunächst sollte sicher nachgewiesen werden, daß Sie tatsächlich an
einem Morbus Scheurmann leiden. Gegenwärtig sollte ein Rundrücken oder
Hyperkyphose nur dann als Morbus
Scheuermann bezeichnet werden, wenn die folgenden Kriterien
erfüllt sind:
- in der seitlichen Röntgenaufnahme ein Hyperkyphose von mindestens 45
Grad und
- 3 angerenzende Wirbel die nach vorn mindestens 5 Grad keilförmig
auslaufen.
Alle anderen Krankheiten gelten nicht als Morbus Scheuermann.
In der Regel erfolgt die Therapie bereits im Jugendalter und die
meisten Studien haben sich auch primär nur mit der Korsetttherapie im
Jugenalter beschäftigt.
In Ihrem Alter ist sicherlich die Krankengymnastik der erste Schritt,
hier sollten vor allem Kräftigungs- und Dehnungsübungen der
Lendenwirbelsäule und der Oberschenkelmuskulatur
(Kniebeuger/Hüftstrecker) erfolgen. Eine Korsetttherapie kann
zusätzlich Anwendung finden.
Einige Autoren unterstellen, daß im Gegensatz zur Skoliose beim Morbus
Scheuermann auch beim Erwachsenen eine posititve Beinflußung der
Erkrankung möglich ist. Es ist nicht sicher erwiesen, daß ein Korsett
tatsächlich den ganzen Tag getragen werden müßte.
Einige Studien haben den selben Erfolg nach 16 Stunden Korsetttherapie
wie nach 23 Stunden Korsetttherapie nachweisen können. In der Regel
sollte bei einem hohen Scheuermann (ich gehe davon aus, daß der
Scheitel der Hyperkyphose oberhalb vom 7. brustwirbel liegt) ein
sogenanntes Milwaukee Korsett genutzt werden.
Dieses Korsett ist jedoch kosmetisch eher ungünstig, da bei hohen
Kyphosescheiteln eine Korrektur oft nur durch Einfassen der
Halswirbelsäule und Kopfes möglich ist.
Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie mit einer Korsetttherapie
beginnen wollen, da in der Regel die Anzahl der Patienten, die eine
Therapie abbrechen oder sich nicht daran halten hoch ist.
Mit freundlichen Grüßen.
Dr. Böttner
OrthoForum
Ein befreundeter Nachbar und niedergelassener Orthopäde verordnete mir
gegen die lumbalen Beschwerden eine BAUERFEIND LUMBOFLEX-Bandage, die
mit hohem Abdominaldruck eine einigermaßen wirksame Entlordoisierung
verursachte und so lumbal entlastete, aber weiter oben die BWS-Kyphose
massiv verstärkte. Ich machte fast 3 Jahre Physiotherapie bei seiner
Frau, die niedergelassene Physio-Therapeutin (aber ohne
Schroth-Zusatzausbildung) ist.
Auch in dieser Phase baute ich zwar relativ viel Bauchmuskulatur auf
und konnte mich in der Lordose gut korrigieren, die Schmerzen in der
BWS-Kyphose wurden immer schlimmer und entsprachen manchmal einem
Messer, das mir zwischen den Schulterblättern steckte.
Ich hatte darüber hinaus massive gesundheitliche Probleme. Stark
verringerte körperliche Leistungsfähigkeit, Atemnot, „Herzschmerzen“,
stechende Schmerzen hinter dem Brustbein und Schmerzattacken durch
Blockaden, die von der BWS ausgingen.
Fachärztliche Untersuchungen beim Pneumologen, Cardiologen und
Oesophagoskopie blieben ohne Befund. Ich glaubte langsam durchzudrehen
und dachte zwischen Frühverrentung und Suizid hin und her. Ich fühlte
mich als körperliches Wrack und Elend. Ich musste einen Weg aus dem
Teufelskreis aus Schmerz und Niedergedrücktheit finden oder ich
verrecke dran. Das wurde mir immer bewusster.
Ich hielt damals das Milwaukee-Korsett für die aktiv wirksamste und
bewährteste Korsett-Konstruktion überhaupt und sah darin eine (meine)
große Chance auf Aufrichtung und Schmerzfreiheit. Jedoch wollte mir
(aus mir heute durchaus verständlichen Gründen) KEIN Orthopäde ein
Milwaukee oder überhaupt ein Korsett für Erwachsene verordnen.
Alle anderen Versuche mit AOK-Rückenschule und Rückentraining, der
Physiotherapie 2 mal wöchentlich, Einnahme immer größerer Mengen
Diclophenac, Ibuprophen und Vioxx, Thermalbäder, usw... haben mich
nicht schmerzfrei gemacht. Im Gegenteil!
In meiner Verzweiflung war ich bereit sogar ein Milwaukee zu tragen und
lies mir es von einem Sanitätshaus in St.Gallen in der benachbarten
Schweiz anfertigen. Das Milwaukee kostete 1800,-Sfr.
Tatsächlich machte das Milwaukee sofort schmerzfrei.
Die Eingewöhnung in das extrem rigide Korsett erwies sich trotz großer Kompromisse in der eingestellten Länge der Superstruktur als äußerst schwierig.
An arbeiten, Auto fahren oder schlafen in diesem Korsett war nicht zu
denken. Immerhin führte es dazu, dass ich durch stundenweise aktive Selbststreckung meine autochtone Muskulatur etwas aufbaute und immer längere Tragezeiten (bis zu max. 6 Stunden am Stück) erreichen konnte.
Zu Beginn des Therapieversuches mit dem Milwaukee war ich schon nach 15 Minuten so erschöpft, dass ich dann passiv und schmerzhaft im Halsring hing und an der Rückenmuskulatur nur noch verkrampft zitterte.
Über das Internet fand ich 2002 das
www.skoliose-info-forum.de
Damit begann mein Durchbruch.
Ich musste damals aber relativ lang (von BZebra und sloopy!) überredet werden, bis ich endlich zu Dr. Hoffmann nach Leonberg ging.
Auch meine Frau hat eine starke Kyphose und häufige Rückenschmerzen.
Erstmalig wurden wir kompetent mit einer sagittalen Ganz-WS-Aufnahme
geröntgt, unsere WS wurden vermessen und endlich sorgfältig
diagnostiziert.
Ich hatte eine BWS-Kyphose von 65-70° und eine LWS-Lordose von 80° mit
M. Baastrup. Statische Skoliose wegen Beinlängendifferenz von 18° Cobb.
Meine Frau eine BWS-Kyphose von 60-65° ohne Scheuermann-Zeichen und
eine thorakale Skoliose von ca. 20°.
Dr. Hoffmann empfahl mir sofort ein aufrichtendes Erwachsenen-Korsett
von RAHMOUNI und meiner Frau ein Reklinations- Mieder BAUERFEIND Softec Dorso.
Für uns beide beantragte er sofort eine Wirbelsäulen-Intensiv-Rehabilitation in der Burgsee-Klinik Bad Salzungen.
Nach einigen Problemen genehmigte der MDK das Korsett und die ÖPK /BfA
die Reha.
Sowohl Korsett als auch die Schroth-Reha waren ein vorher nicht für
möglich gehaltener Erfolg. Ein Orthopäde hatte mir vorher dringend
abgeraten die fixierte Kyphose durch Korsett oder Schroth-Therapie
aufzubiegen. „das gibt Schmerzen ohne Ende!“
Das Gegenteil war der Fall!
Das handwerklich und therapeutisch hervorragend gearbeitete
Rahmouni-Korsett war vom ersten Augenblick an „Osteopathie zum
Umschnallen“ und machte SOFORT Schmerzfrei. Er korrigierte meine
angeblich fixierte Kyphose von 65° auf 35° Cobb, was dem
Kyphose-Normalwert eines Mannes meines Alters und damit ca. 100% Korrekturwirkung entspricht.
In der 4-wöchigen Reha in der ASKLEPIOS Seeklinik Bad Salzungen lernte ich endlich die wirksamste Form der Physiotherapie bei WS-Deformationen kennen.
Der Schmerzkreis war endlich durchbrochen.
Ich könnte nun lange berichten wie das Rahmouni Korsett und Schroth-Therapie im Einzelnen und in der Kombination wirken.
Ich begriff sofort, daß alle Korsette und Bandagen
die ich bis dahin verordnet oder mir selbst besorgt hatte, im
Verhältnis zur Rahmouni-Kyphosen-Orthese eher dem Abfallrecht als dem
Medizin-Produkte-Gesetz zuzuordnen waren.
Der qualitative Unterschied war gelinde gesagt phänomenal.
Dazu kam als bisherige Erfahrung mit anderen Orthopädietechnikern eine meistens herablassende mürrische Art in der Weise wie Kassenpatienten
abgefertigt wurden.
Ich könnte mir in meiner Branche nie erlauben so mit Kunden umzugehen.
Nach 25 Jahren und unglaublichen Fehlversorgungen im Bereich med.
Kompressionsstrümpfe könnte ich auch darüber fast ein Buch schreiben. Ich wage zu behaupten, dass 80 % aller deutschen Bandagisten und
Orthopädietechniker nicht mal in der Lage sind ein Bein professionell
zu vermessen und dann den geeigneten und passenden Kompressionsstrumpf auszusuchen und dem Patienten auszuhändigen.
Geschweige denn ein großes orthopädisches Korrekturkorsett für die Wirbelsäule herzustellen und anzupassen.
Zum ersten Mal in meiner langen Anamnese trug ich eine Rumpforthese die ich als echte „Erlösung“ und nicht quälend als umgeschnallten Fremdkörper empfand.
Bei Rahmouni lernte ich in den Wartezeiten mehrere Mitpatienten kennen,
die mir ähnliche Geschichten über Leidens- und Irrwege erzählten, bevor
sie den Weg zu diesem wirklich genialen Korsettmacher fanden.
In Bad Salzungen lernte ich von den etwa 70 Patienten in der Klinik in
den langen abendlichen Gesprächen ca. 20 Operierte kennen, die fast
alle in der Phase der fast hoffnungs- und aussichtslosen
Dauerschmerzpatienten waren. Wir stimmten völlig darin überein, dass
das höchste Ziel einer konservativen Skoliose- und Kyphose-Therapie die
Vermeidung einer versteifenden VDS-OP sein muss. Die Erfahrung fast
aller anwesenden Skoliose- und Kyphose-Patienten war auch die, dass die
oft in der Jugend getragenen und häufig zu früh abgelegten Korsette
qualitativ, besonders von den Primärkorrekturergebnissen her völlig
unzureichend waren, die Motivation und Aufklärung nicht gut war und
jegliche Kommunikation der Betroffenen untereinander völlig gefehlt hat.
Alle diese Faktoren führten in der Regel zum Versagen und Scheitern
konservativer Therapieversuche, zu Versteifungsoperationen oder zu
lebenslang belastenden WS-Deformationen.
Eigentlich wollte ich mich hier im Forum und bei Skoliose Aktiv e.V. gezielt
um die Probleme anderer, vorzugsweise erwachsener Scheuermann-Patienten kümmern.
Wie es der Zufall, Schicksal oder „göttliche Vorsehung“
wollte, lernte ich damals als Mitarbeiter einer Tiroler Firma ein
skoliotisches Mädchen aus Tirol kennen, bei der die Skoliose erst mit
14 Jahren und 48° entdeckt wurde und die für eine lange VDS-Fusion (von
HWS bis ISG) im Alter von 16 Jahren vorgesehen war. In der Uniklinik
Innsbruck wurde Daniela keine andere Therapieform außer der
Metall-Implantat-Versteifung mit veraltetem Harrington-Instrumentarium
angeboten. Verständlicherweise hatte das Mädchen und seine Eltern große
Angst vor dieser OP und deren Folgen. Ich nahm Daniela mit nach
Stuttgart zu Dr. med. Hoffmann und Rahmouni.
Auch die Innsbrucker Chirurgen mussten inzwischen gutachterlich anerkennen, dass Daniela nun deutlich unterhalb der OP-Indikation ist. Dieser Erfolg war angesichts des fortgeschrittenen Lebensalters und der Skoliose von ca. 50° Cobb NUR mit so einem extrem hochkorrigierenden Korsett, wie sie Rahmouni herstellt, möglich!
Davon bin ich fest überzeugt.
Daniela war nur ein erster Fall, wo ich einer Skoliose aktiv helfen
konnte.
Inzwischen habe ich über 30 Patienten (Skoliosen, Scheuermänner und
Scheuerfrauen), die anderswo nicht oder gravierend fehlversorgt wurden,
diesem Behandlungsteam zugeführt. In vielen Fällen zeichnen sich
ähnliche Erfolge wie bei Daniela ab, was mein Engagement nur bestätigt
und verstärkt.
Kommunikation untereinander ist die einzige „Macht“, die uns Patienten
angesichts mangelnder Qualität und zum Teil übermächtiger
wirtschaftlicher Interessen bleibt.
Gruß Toni