Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

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Skoliotiker
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Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Hallo,

ich bin männlich, 37 Jahre und leide, seit es mir bewusst ist, unter einer Skoliose. Erste Diagnose war wohl in Form von "Schulterschiefstellung" im jugendlichen Alter. Erstes Röntgen warhscheinlich circa mit 20 aber immer eher in Richtung "Fehlhaltung", ist halt normal, kommt vor.

Jetzt, mit 37, macht mir die Skoliose richtig Kummer. Ich habe starke Verspannungen, die meinen Alltag dominieren. Insbesondere im unteren Rücken, wo die Ungleichheit sitzt. Spazierengehen, Sitzen, egal welche Haltung, ich kann micht mehr richtig entspannen. Das legt sich auch auf meine Psyche um. Gefühlt ist es in den letzten Jahren schlechter geworden.

Das bringt mich zu meinem eigentlichen Punkt: Ich habe aktuelle Röntgenaufnahmen anfertigen lassen. Der zuständige Orthopäde meinte, mein Krümmungswinkel LWS läge bei 22 Grad. Vor knapp zehn Jahren hieß es, es seien 12 Grad LWS. Etwas mehr als 1 Grad Verschlechterung pro Jahr bei diesem für Skoliose-Verhältnisse geringen Krümmungswinkel - das macht mich hellhörig.

Die Röntgenbilder habe ich angehängt. Habt ihr Erfahrungen mit Messfehlern und -ungenauigkeiten? Sind diese zehn Grad Verschlechterung auch anhand der Bilder realistisch? Vielen Dank für euere Meinungen.

10 ist die alte Aufnahme, 20 die aktuelle. Das CT stammt von 2019 und wurde im Liegen angefertigt. Die RB im Stehen.
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general-rammstein
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von general-rammstein »

Ja da sieht man es, eindeutig ;)

Was sagt denn der MRT-Einweiser bzw. der Radiologe zu dem Befund?
Skoliotiker
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Was sieht man eindeutig?

Die Diagnose des Orthopäden sind die angesprochenen 22 Grad und eine Verschlechterung um 10 Grad im Vergleich zum alten Bild.
Bernd
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Bernd »

Meine WS hat unten 18 Grad und sieht ähnlich aus wie Deine mit 22 Grad. Das mit den 22 Grad könnte also leider hinkommen. Ca. 1 Grad Verschlechterung pro Jahr sind bei Erwachsenen "normal", da bist Du voll im Rahmen. Ich habe auch vor allem im LWS-Bereich Verspannungen. Dehnungen für den Psoas- bzw. Illiopsoas-Muskel helfen mir zumindestens stundenweise. Manchmal schaffe ich es damit, sogar stundenweise fast schmerzfrei zu werden, das ist dann ein sehr schönes Gefühl. Mit einem Osteopath, der >100 € pro Stunde kostet, habe ich gute Erfahrungen gemacht. Er hat endlich herausgefunden, welche Muskeln mit hauptsächlich die Schmerzen verursachen. Vor allem die Übung, die meine Gesäßmuskulatur dehnt, hilft sehr aber leider vor allem temporär. So nach 2-3 Stunden habe ich das Gefühl, dass wieder alles beim alten ist. Vielleicht tut sich langfrist auch so langsam was, kann ich aber noch nicht mit Sicherheit sagen, da ich die Übungen erst seit ca. 1 Woche mache.

Was ich Dir sehr empfehlen kann ist, Dich mal von einem Orthopäden anschauen zu lassen, der auf Skoliose spezialisiert ist. Namen und Adressen findest Du über die Suchfunktion hier im Forum. Skoliosegymnastik nach Schroth bzw. eine entsprechende Reha in Bad Sobernheim, Bad Salzungen oder Isny sind sehr zu empfehlen. Meine persönliche Erfahrung ist, dass mir die Schroth-Gymnastik zuhause im Gegensatz zur Reha aktuell kaum oder nichts bringt was vielleicht auch daran liegt, dass ich die Übungen zuhause nicht gut genug mache. In 2 Wochen mache ich einen neuen Versuch bei einer Therapeutin, mit der ich in Sachen genauer Korrektur früher schon mal gute Erfahrungen gemacht habe.
Skoliotiker
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Schroth ambulant habe ich gerade gestartet. Aber wie du sagst, ist die korrekte Durchführung ohne Kontrollinstanz eine Wissenschaft für sich. Ich werde es aber vorerst beibehalten und testen.

Ich dachte immer, eine Verschlechterung tritt nicht ein bei Skoliosen unter 20 Grad ("skoliotische Fehlhaltung"). Umgekehrt: Ist es denn möglich, auch mit 37 Jahren noch Verbesserungen zu erzielen, wenn man gut therapiert?
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Lady S »

Vor allem ist es oft möglich, die Verspannungen und Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Starr' nicht so auf die Gradzahlen; die haben meist nichts mit den Beschwerden zu tun.
Grüsse, Lady S
Skoliotiker
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Keine Ahnung, ob das aussagekräftig ist, aber ... ich habe die beiden Röbis in der LWS mal auf die gleiche Größe gezogen anhand des untersten Wirbels und in Photoshop übereinandergelegt und dann jeweils die Transparenz verschoben. Bei diesem Vergleich habe ich zumindest visuell keine große Abweichung der Verbiegung gesehen. Der Doktor sprach von einer Messungenauigkeit von drei Prozent. Wenn er drei Prozent zu viel gemessen hat und der Doktor damals drei Prozent zu wenig ...
Bernd
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Bernd »

Meine Skoliose hat sich von 2003 (da war ich 35) bis 2013 (da war ich 45) von den Gradzahlen her um ca. 8 Grad im BWS-Bereich verbessert und im LWS-Bereich von 16 Grad auf 18 Grad minimal verschlechtert. Die Gradzahlen sind nicht alles, mit dem Thema Verspannungen habe ich über die Jahre immer mehr zu tun und der Verschleiss im LWS-Bereich hat auch zugenommen. Wie schon Lady S geschrieben hat, schau weniger auf Deine Gradzahlen sondern auf Deine Beschwerden. Die haben oft weniger mit den Gradzahlen zu tun sondern mehr z.B. mit Faktoren wie Lebensalter etc. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Kampf gegen Deine Schmerzen. Mach alles, was Dir gegen die Schmerzen hilft.
Skoliotiker
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Hast Du eine Erklärung, wie die Verbesserung zustande kam?
Bernd
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Bernd »

Ich habe lange Jahre viel Krafttraining gemacht und eher wenig Schroth und sonstige Gymnastik. Ich war in den genannten Jahren viel Wandern und im Mineralbad (Sauna und Schwimmen). Der berufliche Stress war von Ausnahmen abgesehen i.o.
Skoliotiker
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Skoliotiker »

Krafttraining mache ich auch regelmäßig. Hast du beim KT darauf geachtet, in eine korrigierte Haltung zu kommen? Wie hast du ein Gefühl für dein persönliches "gerade" entwickelt, um nicht in die Kurve hineinzutrainieren? Das ist mein größtes Defizit - beim Körpergefühl bin ich in dieser Hinsicht orientierungslos.
Bernd
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Re: Verschlechterung meiner Skoliose in den letzten zehn Jahren

Beitrag von Bernd »

Beim KT auf die korrigierte Haltung zu achten ist kaum oder gar nicht möglich. Mit der Haltungsverbesserung und Schmerzreduzierung bis zur Schmerzfreiheit ging das damals 2003 von selbst: ich war alle 2 Tage beim Kieser und irgendwann meinte meine Mutter "Du hast eine viel bessere Haltung". Ist nachvollziehbar, ich hab ja die Muskeln aufgebaut, die mich gerade halten. Zu der Zunahme der Schmerzen im Alter hat mal eine Therapeutin bei meiner letzten Reha 2017 in Bad Salzungen gemeint "ab 50 kommen bei Skoliose/Kyphose oft die Schmerzen, das muss aber nicht immer so sein". Ich erkläre mir das, so, dass mit den Jahren die muskulären Dysbalancen immer mehr zunehmen und der Körper das nicht mehr so gut kompensieren kann. Mit Schroth kann man da oft am besten gegenhalten, wenn man es den gut beherrscht (bei mir nur zum Teil der Fall) aber auch eine Methoden wie z.B. Krafttraining, Sauna und Schwimmen können helfen. Ich hatte so bis 48 kaum Schmerzen.
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