Hallo Herr Dr. Trobisch,
vielen Dank für die interessante Darstellung Ihrer Erfahrungen.
Ich finde es sehr aufschlussreich, dass hier mehrere Experten ihre Sicht und Ihren Erfahrungshintergrund schildern - und das in sachlicher und fairer Art und Weise
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Ein Orthopaede sollte mit dem Techniker seines Vertrauens zusammenarbeiten. In den USA beherrschen die Techniker halt die Boston Orthese besser und in Europa das Chenau Korsett. Deswegen ist keines der beiden unterlegen.
Zu diesem Thema hatte ich vor einigen Jahren eine sehr interessante Diskussion mit Herrn Rahmouni. Auch er sagte, dass es nicht in erster Linie auf die Art der Orthese ankommt, sondern darauf, dass der Orthopädietechniker sein Handwerk versteht.
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Ich selber verschreibe viele Korsetts, trotz des Wissens, dass es in vielen Faellen nicht funktioniert.
Was sind ihrer Erfahrung nach die Gründe dafür?
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Wahrscheninlich profitiert jedoch nur ein sehr geringer Teil der Patienten von einem Korsett.
Diese Erfahrung kann ich einerseits teilen und andererseits muss ich widersprechen.
Einerseits gilt das aus meiner Sicht so pauschal auch für Deutschland, da die meisten Orthopädietechniker nicht in der Lage sind, ein hoch korrigierendes Korsett zu bauen.
Andererseits hat halte ich diese Aussage für nicht zutreffend, wenn man fähige OTs betrachtet.
Herr Rahmouni mit Dr. Eulenburg und Dr. Hoffmann haben eine Studie veröffentlicht, die deutlich besser ist als vieles, was von Pharma-Industrie und Universitäten teilweise als Evangelium verkauft wird.
http://www.rahmouni.de/studie/Studie_Skoliose.pdf
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Lehrbuch aus den 90ern aufschlagen, Gradzahl finden und veraltenten Algorhytmus abarbeiten --> bis 40 Grad Korsett, ab 40 OP.
Leider sind viele Orthopäden noch nicht einmal in der Lage, eine Wirbelsäule zu vermessen, so dass ggf. schon daran eine sinnvolle Therapie scheitert.
Ich finde es schön, dass Sie ebenfalls eine Medizin nach dem Motto aus a folgt b ablehnen, sondern individuell auf die Patienten eingehen.
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Der Kontakt zu anderen Skoliotikern ist extrem wichtig. Dieses muss aber nicht immer in einer 6-woechigen stationaeren Reha geschehen, sondern kann auch, wie bei uns, durch woechentliche Gruppentreffen, z.T. ueber Monate bis Jahre, erfolgen. Der Vorteil bei uns ist, dass sich dort Patienten mit und ohne Korsett sowie mit Versteifung treffen und jeder seine Erfahrung austauscht.
Neben der Information ist genau das ein Hauptanliegen des Forums und das Forum wird dahingehend über die verschiedenen vorhandenen Möglichkeiten auch rege genutzt.
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Wenn ich richtig herauslese, ist auch der psychologische Effekt der Schroth Reha das Erfolgsrezept fuer die meisten Forumuser und nicht wirklich, ob man nach der Reha fuer 4 Wochen 5 Grad weniger Rotation hat. Wie gesagt, fuer den gleichen psychologischen Effekt muss man nicht 500km fuer 6 Wochen irgendwo hinfahren. Er laesst sich auch anders erreichen.
Meiner Meinung nach tun Sie hier dem Schroth-Konzept Unrecht.
Es geht in einer Schroth-Reha sehr wohl in erster Linie darum, Aufrichtung, Derotation und Stärkung der Muskulatur in hilfreicher Weise zu erreichen. Dass man Gleichgesinnte trifft, ist ein netter Nebeneffekt.
Es gibt im Laufe der Schroth-Reha auch eine Qualitätskontrolle, die Veränderungen werden dokumentiert.
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Nur so viel: Natuerlich benutze ich keinen Risser Cast sondern den von Mehta beschriebenen Derotationsgips.
Ich halte den Mehta Gips auch für eine gute Option. Was ich aber noch nicht so ganz verstanden habe ist, welche Vorteile dieser gegeüber einem vergleichbar aufgebauten Korsett hätte, das man zur Hautpflege abnehmen kann. Lassen sich z.B. hochtorakale Krümmungen besser begradigen?
Dr. Trobisch hat geschrieben:
Sie sind gerne eingeladen, sich meinen Vortrag zur konservativen Therapie bei infantiler idiopathischer Skoliose beim Orthopaedenkongress in Berlin im Oktober anzuhoeren.
Das würde mich sehr interessieren. Ist es auch für Nicht-Mediziner möglich, sich einzuschreiben?
Viele Grüße in die USA,
Silas
"Man kann nicht beweisen, dass Gott nicht existiert. Aber die Wissenschaft macht Gott überflüssig."
(Stephen Hawking)