da ich nun vor ca. einer Woche meine Reha beendet habe, hier noch ein kurzer Bericht. Wenn euch noch Stichpunkte fehlen, füge ich die gerne noch hinzu.
Anreise:
Erfolgte per Bahn. Vom Bahnhof zur Klinik kommt man zu Fuß in ca. 10 Minuten, man kann sich aber auch kostenlos von einem Fahrer abholen lassen.
Bei Anreise mit dem Auto: Die Parkplätze direkt vor der Klinik kosten nun 10 €/Tag, die etwas oberhalb an der Straße 1 €/Tag (habe ich gehört).
Wer bis ca. 13 Uhr anreist, bekommt noch ein Mittagessen.
Nachmittags findet noch eine Aufnahmeuntersuchung und die Einstufung statt. Bis auf einen Fall waren die mit mir Angereisten mit ihrer Einstufung zufrieden. Ein lumbaler Bogen mit starkem Rundrücken wurde hier als symmetrisch eingestuft, nach mehrfacher Rücksprache kam sie dann doch noch in eine L-Gruppe.
Lage:
Bad Salzungen liegt irgendwo südlich vom Eisenach im Nichts.
Von der Klinik erreicht man alles zu Fuß (unter 10 Minuten): Bahnhof, Kaufland/tegut/etc., Cocktailbar, Gradierwerk+Solebad, diverse Cafés und Restaurants, Kirche. Kino, Western-Restaurant und noch eine Cocktailbar erreicht man zu Fuß in ca. 20 Minuten.
Ausflugsziele am Wochenende sind Drachenschlucht (Auto), die Wartburg (Auto, Bahn, Tour der Klinik) und Schloss Altenstein (Auto), im Sommer kann man angeblich an einigen Seen baden (Auto).
Zimmer:
Sehr gut, Sauberkeit ebenfalls gut. Gläser, Handtücher, Bettwäsche, Obstmesser, Fernseher, Minitresor vorhanden. Jedoch deutliche Unterschiede in Ausstattung und Größe. Mein Zimmer hatte z.B. Schreibtisch und Doppelbett, war aber so klein, dass man den Stuhl wegschieben musste, um zwischen Bett und Schreibtisch durchzukommen. Andere hatten mehr Platz, sogar noch eine große Couch dazu, dafür nur ein Einzelbett.
Bäder ebenfalls sehr gut, mit riesen Dusche, aus der auch viel Wasser kommt.
Internet: Soweit ich das feststellen konnte in allen Zimmern ohne Begrenzung der Datenmenge verfügbar. Geschwindigkeit mittelmäßig, Videos auf mittlerer Qualität bei Youtube funktionieren. Leider schwankt der Ping sehr stark und liegt teilweise bei über 3 Sekunden, sodass Skype-Gespräche oft trotz ausreichender Bandbreite nicht möglich sind.
Essen:
Frühstück: Saft, Kaffee, Beuteltee, Obst, Müsli, Brot/Semmeln mit Wurst/Käse/Aufstrichen
Müslipause: Saft, Beuteltee, Obst, Müsli
Mittagessen: Saft, Salat, Suppe, Obst, Mittagessen (Vollkost, leichte Vollkost, vegetarisch)
Abendessen: Tee (zwei Sorten fertig), meistens irgendwas Überbackenes, Brot/Semmeln mit Wurst/Käse
Mitbringen von Getränken und Essen ist verboten.
Zusätzlich zu allen Mahlzeiten Wasser. Dazu darf nur der Wasserspender im Speisesaal mit den zur Verfügung stehenden Gläsern verwendet werden.
Mittagessen kann am Vortag ausgewählt werden. Wenn man das vergisst, gibt es Vollkost.
Salat und Suppe gibt es am Büffet, Hauptgang wird am Platz serviert. Wenn ein Hauptgang nicht reicht, gibt es auf Nachfrage eine zweite Portion.
Qualität mittel. Geschmacklich ok, aber sehr viele Fertigprodukte. Kantine an der Uni war etwas schlechter, gibt aber auch viel bessere.
Freizeit:
Im Keller gibt es einen Freizeitraum mit Airhockey, Darts, Kicker, Billard, Tischtennis. Zustand der Geräte mittelmäßig. Als reine Freizeitbeschäftigung gerade noch ok, wer auch nur ein bisschen Ahnung von Billard/Kicker/Tischtennis hat wird hier nicht glücklich.
Obwohl das so in der Broschüre steht, wurde mir gesagt, das es keine Fahrräder mehr gibt. Ganz traurig, so viel kann man in der Gegend ja nicht machen, zum Fahrradfahren wäre es aber bestimmt wunderschön.
Diverse Angebote Abends, z.B:
Mittwochs Salsa-Kurs, 1 Stunde, 10 €, guter Lehrer, mehr als Grundschritt geht aber in ner halben Stunde nicht
Montag+Mittwoch Tischtennis in der Parkklinik, hier gute Platten und in den 4 Wochen in denen ich dort war mehr Vereinsspieler als Anfänger. Hätte ich bloß nen Schläger eingepackt...
Klettern ist für sportliche Leute mit nicht so schlimmer Skoliose witzlos, die "schwere" Route habe ich ohne jemals geklettert zu sein, in unter einer halben Minute geschafft (Rekord: 3 Sekunden von einem Österreicher), den Gurt anzuziehen dauert länger. Wenn man nicht regelmäßig Sport machen will oder kann, kann es aber durchaus herausfordernd sein. Auch für Kinder spannend, da bei kleiner Körpergröße die Griffe relativ weiter auseinander sind.
Slackline fällt immer aus, weil mindestens vier Leute brauchen. Auch hier eher für Anfänger, da nur 4 Meter Line in 30cm Höhe. Würde aber Spaß machen, wenn es mal stattfindet.
Töpfern, diverse Bastelabende, Klangschalentherapie, Sonntag Filmabend, Samstag Stadtführung, Fahrten zur Wartburg oder zum Erlebnisbergwerk.
Therapie:
Eine Woche bestand bei mir im Idealfall aus
10x Freies Üben, 50min
9x Gruppenstunde, 50min
3x freies Üben Spezial (freiwillig), 50min
3x Atemtherapie, 30min
3x Cardio
3x Gerätetraining
1x Wassergymnastik, 30min
2x Progressive Muskelentspannung
2x Hydrojet, 20min
2x Wärmepackung, 20min
Dazu kam pro Woche eine Zwischenuntersuchung, Am Anfang und Ende noch ein paar zusätzliche Arzttermine. Da es meine erste Reha ist, auch noch eine ganze Reihe größenteils todlangweiliger Vorträge. Für Wiederkehrer entfallen diese. Um die Arzttermine und Vorträge unterzubringen, entfallen meist ein paar Termine aus dem Standardprogramm.
Massagen habe ich leider keine einzige bekommen, so ging es auch fast allen anderen. Ganz wenige hatten Massagen bekommen, aber keiner wusste, was genau man dafür tun muss.
Gleiches gilt für Einzelkrankengymnastik. Das fand ich sehr schade. Ich hätte mir ein oder zwei Stunden am Ende gewünscht, in dem das Übungsprogramm für zu Hause individuell durchgesprochen wird (z.B. auch im Hinblick auf finanzielle Möglichkeiten) und die Übungen nochmal bis ins allerletzte Detail durchgesprochen werden. Klar kristallisiert sich das auch im Laufe der drei Wochen heraus, aber das ist nicht ganz das gleiche.
Freies Üben: In großen Gruppen (10-20) selbstständig die erlernten Übungen durchführen. Ein bis zwei Therapeuten korrigieren im Idealfall. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass die Therapeuten mal ne Viertelstunde miteinander oder mit Patienten ratschen. Das war zwar auch nett, bringt einen aber skoliosetechnisch nicht weiter.
Gruppenstunde: Erlernen von Übungen in kleinen Gruppen (4-8)
freies Üben Spezial (freiwillig): Montag, Dienstag und Donnerstag ab 16.15 Uhr. Am Anfang meistens recht gut besucht, nach ner halben Stunde gehen aber die meisten, so dass wir am Ende auch zu zweit mal zwei Therapeuten hatten. Ziemlich gut eigentlich.
Atemtherapie: Meistens recht entspannend. Viel kann ich dazu nicht sagen. Angeblich mache ich es ungefähr richtig, merke aber nicht so viel von den Atemstellen.
Cardio: Drei Fahrräder, ein Stepper und ein Laufband. Wem's gefällt. Die meisten machen nur 10 Minuten und schwitzen kaum. Die ganze Zeit eine Wand anstarren ist auch nicht so spannend. Um den See rennen darf man nicht, da man dann ja unbeaufsichtigt wäre.
Gerätetraining: Wie Fitnesscenter, nur Geräte, keine freien Gewichte. Je nach Anzahl der Wiederholungen und Ausführungsgeschwindigkeit 30-60 Min.
Wassergymnastik: Fanden die meisten blöd. 30 Min. Planschen, dafür zur Parkklinik und zurück laufen, duschen, umziehen. Man könnte die Zeit effektiver nutzen. Es geht wohl eher darum, dass die Patienten nicht im Weg rumstehen, während die neuen anreisen.
Progressive Muskelentspannung: Hat mir nichts gebracht, andere fanden es super. Mehrere schlafen ein, mindestens einer schnarcht immer

Hydrojet: Wasserbett, Rücken wird mit Wasserstrahlen massiert. Angenehm, solange es dauert, konnte aber keinen nachhaltigen Effekt feststellen.
Wärmepackung: Man liegt auf einem großen Wärmekissen (wie diese Handwärmer). Angenehm, solange es dauert, konnte aber keinen nachhaltigen Effekt feststellen.
Verlängerung:
Eine Verlängerung der Kur von drei auf vier Wochen ist unter Umständen möglich. Habe von keinem Fall gehört, in dem die Ärzte von ganz alleine darauf gekommen sind, deshalb am besten früh ansprechen.
Bei den Leuten, die das erste Mal da waren (und mit denen ich darüber gesprochen habe...), wurde die Kur auf Anfrage immer um eine Woche verlängert. Bei denen, die schon öfter da waren, wurden die meisten Verlängerungen genehmigt, ein paar jedoch auch abgelehnt.
Sonstiges:
Im Foyer gibt es einen Wasserspender, dieser darf nur mit an der Rezeption gekauften Flaschen verwendet werden. Angeblich Hygienevorschriften.
Handtücher können bei Bedarf Montag, Mittwoch und Freitag zur Mittagszeit ausgetauscht werden.
Es gibt einen Waschraum. Die Waschmaschinen funktionieren nur mit 50ct-Stücken, an der Rezeption kann man Geld wechseln.
Die Auslastung bei der Reha wird sehr unterschiedlich empfunden. Die erste Woche hatte ich noch etwas Muskelkater, danach durchaus angenehm. Manche sind aber auch erschöpft um halb 10 ins Bett gefallen. Allgemein hatte die Reha Aktivurlaubscharakter, da man sich sehr viel bewegt und sich sonst um nichts kümmern muss. Im Vergleich zum normalen Arbeitsalltag hatte ich sehr viel Freizeit.
Abreise:
Das Zimmer muss bis 8:30 Uhr verlassen werden.
Frühstück und Müsli gibt es am Abreisetag noch, Mittagessen nicht.
Man kann sich auch bei der Abreise wieder kostenlos zum Bahnhof fahren lassen. Ab Montag liegt an der Rezeption eine Liste, in die man sich eintragen kann/muss.
Ganz schön lang geworden, jetzt hab ich mir mein Bett verdient
