Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Fragen zum Thema Wirbelsäulen OP's
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Charly94r
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Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Charly94r »

Liebe Forenmitglieder,

Ich möchte euch hier gerne um Rat fragen und euch zunächst meine Geschichte mit Skoliose und meine Erfahrung der OP erzählen:

Ich habe im April dieses Jahres eine Skoliose OP in der Charité in Berlin gemacht, die ich unglaublich bereue und welche der größte Fehler meines Lebens war. Zur Vorgeschichte: Ich wurde als Jugendliche diagnostiziert und habe damals eine Korsett Therapie abgelehnt, da ich leidenschaftlich Klettern als Leistungssport betrieben habe und das Korsett bedeutet hätte, dass ich dies nicht mehr hätte machen können. Bis zur OP blieb meine Skoliose unbehandelt- Ich hatte nie Physiotherapie, Osteopathie oder ähnliches. Ich hatte wohl eine total dummes Annahme, das dies alles nichts bringen würde, von der ich nicht weiß, woher sie kommt. Mit der Zeit habe ich gespürt, wie meine Skoliose schlechter wird, allerdings war ich nur alle paar Jahre beim Arzt und die Röntgenaufnahmen ergaben eine Verschlechterung von 30 Grad zu 40 Grad und dann vor der OP zu 50 Grad. 2019 ging ich seit längerer Zeit das erste Mal wieder zu einem Orthopäden, welcher zu mir meine, dass in meinem Fall Physiotherapie etc alles nichts mehr bringen würde und ich in die Charité zur Skoliosesprechstunde gehen sollte. Er rat mir, ich solle eine OP in Betracht ziehen- OPs seien heutzutage nicht mehr so schlimm. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer wieder Schmerzen durch die Skoliose und ein unangenehmes, ‘verdrehtes (ihr kennt das wohl alle) Körpergefühl dadurch. Zusätzlich bilde ich mir ein, schlechter Luft bekommen zu haben, wobei diese Hypothese nie richtig überprüft wurde. Das angespannte Atmen könnte ebenfalls eine Konsequenz von Depression, starkem Stress, Anxieties etc sein.

Als ich dann zur Skoliose Sprechstunde in die Charité ging, wurde ich geröntgt und beschrieb meine Symptome: Schmerzen, potentiell schlechteres Atmen (wurde wieder nicht kontrolliert), verdrehtes Gefühl. Ich sagte, dass ich nie Physiotherapie gemacht hatte und auch sonst nichts probiert hatte. In der Sprechstunde wurde die OP so dargestellt, als sei das keine besonders krasse Sache. Ich hatte vorher nichts dazu im Internet recherchiert, was ich extrem bereue, allerdings hatte ich angenommen, den Ärzten in der Charité trauen zu können. Ich bin von Beruf DJ und fragte konkret, wie lange es nach der OP dauern würde, bis ich in ein anderes Land fliegen und dort nachts im Club einen 2 Stunden Gig spielen könnte. Der Arzt meinte: 1 Monat!!!!!! Auf die Frage, wann ich größtenteils schmerzfrei sein sollte und uneingeschränkt im Alltag rumlaufen könnte, antworteten dieser Arzt, sowie später vor der OP eine weitere Ärztin 4-6 Wochen !!!!! Der Arzt in der Sprechstunde meinte weiterhin, dass vermutlich nur ein kleiner Teil der Brustwirbelsäule versteift werden würde. Zu keinem Zeitpunkt wurde mir gesagt, dass dies eine riesige komplizierte OP sei, bei der man lange Zeit danach Schmerzen hat. Ich wurde dazu ermutigt, einen baldigen OP Termin im Frühjahr zu nehmen, da ich dadurch im Sommer dann ja wieder fit sein könnte. Leider lies ich mich darauf ein.

Als ich einen Tag vor der OP im Krankenhaus aufgenommen wurde, hatte ich ein weiteres Gespräch mit einer Ärztin, die nur zu mir meinte ‘eigentlich wissen sie ja schon alles’ und mir schnell alle Unterschriften abknöpfen wollte, sodass ich wieder gehen konnte. Zu keinem Zeitpunkt wurde mir gesagt, dass ein riesiger Teil meines Rückens versteift werden würde und diese OP mit Schmerzen für eine längere Zeit als 6 Wochen verbunden ist. Ich kann nur wiederholen, wie sehr ich mich ärgere, dass ich nie diese OP im Internet recherchiert hab, das ist so unglaublich dumm und ich weiß wirklich nicht, warum ich das nicht getan habe.

Ich kam also morgens in den OP und dachte ich hätte ein Sache vor mir, bei der nur ein kleiner Teil meiner Brustwirbelsäule versteift werden würde und deren Nachsorge und Komplikationen ich nach 6 Wochen überwunden hätte…Ich wachte auf mit einer Versteifung von T4 bis L4.

Seitdem ist mein Leben die Hölle. Mir geht es so so so so viel schlechter als vorher. Ich hatte wirklich keine großen Schmerzen, war in keinster Weise darin eingeschränkt, wie lange ich stehen/laufen/tanzen etc kann. Nun habe ich nach wie vor starke scherzen beim stehen und gehen. Seit kurzem kann ich wieder in Berlin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und das ist eine große Errungenschaft. Trotzdem schmerzt jeder Schritt. Wenn ich morgens 100 Meter weiter zur Bäckerei mir einen Café holen und wieder zurück zur Wohnung gehe, bin ich danach k.o. Meinen Beruf als DJ kann ich nurnoch unter großem Leiden nachgehen. In ein anderes Land fliegen und dort spielen ist mit mehr Stress als Freude verbunden. Ich kann nicht einfach in einer fremden Stadt losgehen, spazieren gehen und mich der Eindrücke erfreuen. Tanzen ist so gut wie nicht mehr möglich und fühlt sich wegen der Versteifung absolut besch***en an. Jegliche Fachkräfte, seien es Ärzte, Orthopäden oder Physiotherapeuten, die ich frage, können mir keine Progrnose oder Auskunft darüber geben, wann diese Schmerzen abklingen sollten. Ganz oft hörte ich die Marke 3-Monate und dann 6-Monate, wobei beides nun um ist und es nicht wesentlich besser ist. Die Verbesserung, die ich merke, ist, dass ich nun meistens die Bahn nehmen kann, um in der Stadt umher zu kommen und ich beim Auflegen 2 Stunden mit starken, aber nicht mehr extremsten Schmerzen stehen kann. Sitzen kann ich ebenfalls auch nur auf Stühlen mit guter Lehne und Kissen im Rücken.

Diese OP ist der größte Fehler, den ich je gemacht habe. Mir ging es es nicht sonderlich schlecht vorher und jetzt lebe ich mit starken Schmerzen und bin extrem eingeschränkt. Ich habe zwei Fragen, die mir auf der Zunge brennen und wenn ich irgendwie Hilfe, Rat und Erfarhungsberichte von euch bekommen könnte, währe ich extrem dankbar, weil ich niemanden kenne, der sonst diese OP hatte:

1. Sollte ich, wenn genug Zeit vergangen ist, irgendwann keine Schmerzen mehr beim Gehen und Stehen haben und wie andere Leute rumlaufen, wandern etc gehen können.

2. Ist es möglich diese OP zu revidieren und das Implantat entfernen zu lassen? Ich finde dazu überhaupt nicht, allerdings habe ich hier einige Erfahrungsberichte von Leuten gelesen, die das haben machen lassen. Sollte es irgendwie möglich sein, wäre ich bereit jeglichen Betrag zu zahlen und sonst wohin zu reisen, um dies machen zu können.

Wie gesagt, über jegliche Beiträge würde ich mich unglaublich freuen, da ich aktuell absolut alleine bin mit meiner Situation und nicht wirklich weiter weiß.

Alles Liebe,

Charly
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Raven »

Hallo Charly,

es tut mir zunächst einmal wirklich sehr leid, dass du derart schlecht aufgeklärt wurdest und nicht einmal über die Versteifungsstrecke informiert wurdest :/
Ich bin selbst seit meinem 13. Lebensjahr langstreckig versteift (Th3-L5), bin jetzt 38 Jahre alt, bin damit zufrieden (schmerzfrei, aktiv; war allerdings nie ein besonders sportlicher Mensch und habe auch definitiv keinen Leistungssport gemacht; berufstätig in einem technischen Büroberuf mit - jedenfalls vor der Pandemie - vielen Geschäftsreisen mit oft Interkontinentalflügen).
Ich vermute (!), dass sich dein gesundheitlicher Zustand noch um einiges verbessern wird. Machst du aktuell Physiotherapie? Diese wäre sehr wichtig, um einen gezielten Muskelaufbau sowie den Umgang mit der Versteifung zu erlernen.
1. Sollte ich, wenn genug Zeit vergangen ist, irgendwann keine Schmerzen mehr beim Gehen und Stehen haben und wie andere Leute rumlaufen, wandern etc gehen können.
Ich kann Tagesausflüge, wandern (auch bergwandern aber kein Klettern! Tageswanderungen von 20 - 25 km Länge mache ich oft am Wochenende, bei Wanderurlauben auch noch längere Strecken), in der Stadt herumlaufen (Museumsbesuche, "bummeln gehen"), Einkäufe erledigen, alltägliche Erledigungen... ganz normal schmerzfrei mitmachen. Das ging ab ungefähr einem Jahr nach OP schmerzfrei und davor mit leichten bis mäßigen Beschwerden. Beschwerden stellten sich eher beim "Sitz-Anteil" dieser Unternehmungen, z.B. ruckeligen Busfahrten oder unbequemem Sitzen in Lokalen, lange Bus- oder Autoanfahrten ohne Pause zum Aufstehen, oder durch zu schweres Tragen (achte noch heutzutage darauf, nicht zu schwer zu heben und zu tragen und kaufe z.B. mit einem Einkaufstrolley ein um keine Taschen schleppen zu müssen) ein.

Was super wichtig für dich sein wird (auch für mich): Ergonomie. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Versteifung bereits kleine Abweichungen in der Höhe des (Arbeits-)Tisches, in der Höhe und Form der Sitzgelegenheit... über Schmerzfreiheit oder Schmerzen entscheiden. Auch eintönige lang andauernde Körperhaltungen ("Zwangshaltungen") sind für mich belastend; wenn ich diese unterbrechen kann, wird es aber sehr schnell besser. (Beispiel: Habe letztens zwei Stunden am Stück gewerkelt, weil ich etwas unbedingt fertigbekommen wollte (Holzbearbeitung). Ziehen im Rücken... nach bzw. bei einem Spaziergang wurde es rasch besser. Solche Aktivitäten kann ich durchaus mal hobbymäßig machen, nur den ganzen Tag handwerklich arbeiten (etwa als Beruf) ginge für mich definitiv nicht. Im Flugzeug - siehe oben, viele Geschäftsreisen - ist es für mich sehr wichtig, alle halbe bis spätestens ganze Stunde aufzustehen ("auf Toilette" gehen oder nur mal zu den Getränken, Hauptsache Bewegung); halte ich mich daran, schaffe ich die Flüge schmerzfrei bis schmerzarm, halte ich mich nicht daran (ganz schlimm: im Flieger schlafen!) wird der Tag mega-mies.)

Somit mein Rat: Physiotherapie, Ergonomie.

Zur möglichen Implantatentfernung kann evl. noch jemand etwas schreiben; ich habe damit keine Erfahrungen. Grundsätzlich ist eine Implantatentfernung möglich.

Viele Grüße
Raven
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Charly94r
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Charly94r »

Hallo Raven,

vielen Dank für deine Antwort- es tut wirklich sehr gut, mal mit jemandem zu kommunizieren, der auch diese OP hatte :)

Zu deinen Fragen: Physiotherapie mache ich 2 mal die Woche, zusätzlich noch Akupunktur und seit Kurzem Cranio Sacral Therapie, was sehr gut tut, aber halt keinen riesigen Unterschied macht. Das mit der Ergonomie ist mir auch schon aufgefallen- wie Stühle geformt sind, macht einen großen Unterschied, aber mich schockt es ehrlich gesagt ein bisschen, dass du nach solange Zeit ebenfalls noch damit zu kämpfen hast. Ich dachte das Thema Schmerzen würde irgendwann keine Rolle mehr spielen und das einzige, was einen einschränken würde, wäre die Skoliose. So haben es zahlreiche Ärzte in der Charité mir verkauft...du hast dich ja trotzdem als schmerzfrei bezeichnet. Kannst du vielleicht ein bisschen genauer darauf eingehen? Spürst du nach wie vor andauernd das Implantat als Fremdkörper wie nach der OP, oder fühlt sich das wie dein eigener Körper an inzwischen? Hast du beim Gehen wirklich garkeine Schmerzen mehr?

Ich war gerade etwa 40 Minuten spazieren, aber hatte ab der 1. Minute sehr starke Schmerzen. Gehen ist für mich wirklich kaum auszuhalten, selbst bei der kleinsten Strecke und der Schmerz ist zwar ein bisschen weniger geworden seit ich aus dem Krankenhaus raus bin, aber nach wie vor noch enorm. Hattest du nach 7 Monaten ebenfalls noch so starke Schmerzen beim Gehen? Ist es normal, dass man mit einer langen Versteifung beim Gehen irgendwann keine Schmerzen mehr hat. Ich wüsste wirklich gern, ob ich mir Sorgen machen muss, ob das bleibt oder nicht, denn falls ja, müsste ich mir schleunigst einen ganz anderen Beruf suchen (was mein Herz brechen würde, mein Beruf ist meine Leidenschaft) und mich psychisch darauf einstellen, dass ich nie wieder unbeschwert reisen, wandern kann etc..du meintest ja, dass das bei dir geht, aber bist du da ein Einzelfall?

Ich denke, ich werde versuchen, in einer anderen Klinik als der Charité einen Termin zu bekommen, um mich beraten zu lassen. Die Chance, dass man den Rücken wieder krümmen kann, wenn man das Implantat frühzeitig rausnehmen würde, gibt es vermutlich nicht oder?
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Raven »

Hallo Charly,
Charly94r hat geschrieben: Sa, 06.11.2021 - 14:56 Zu deinen Fragen: Physiotherapie mache ich 2 mal die Woche, zusätzlich noch Akupunktur und seit Kurzem Cranio Sacral Therapie, was sehr gut tut, aber halt keinen riesigen Unterschied macht. Das mit der Ergonomie ist mir auch schon aufgefallen- wie Stühle geformt sind, macht einen großen Unterschied, aber mich schockt es ehrlich gesagt ein bisschen, dass du nach solange Zeit ebenfalls noch damit zu kämpfen hast.
dass ich auf Ergonomie mehr achten muss, nicht auf jedem Stuhl vernünftig sitzen kann, wird nie weggehen: Die OP hat schließlich die Anatomie verändert! Bei einer normalen beweglichen Wirbelsäule "verstellt" sich die Wirbelsäule, insbesondere die Lendenwirbelsäule, wenn man sich in eine Sitzposition begibt. Die meisten Stühle sind genau dafür gebaut. Wenn das nicht möglich ist, passen solche Stühle natürlich nicht gut.
Am besten sitze ich auf:
- simplen, geraden Stühlen, wie typische Esstisch-Stühle
- einfache Schreibtischstühle mit möglichst gerader Lehne, keine Wippfunktion
- Kniestühlen

Am schlechtesten sitze ich auf:
- Stühlen die nach hinten geneigt sind (würde nie im Flugzeug den Sitz zurücklassen)
- niedrigen Stühlen (sind beim Sitzen die Knie höher als das Gesäß, wird es für mich sehr unangenehm)
- weichen, beweglichen Stühlen.
Schlimm sind somit: Liegestuhl, Couch, Sitzsack, mit einem Kissen am Boden, Sitz in Bahn oder Flugzeug oder Auto zurücklassen, Stühle mit stark geschwungener Lehne die eine normal geformte (Lenden-)Wirbelsäule stützen sollen
Ich dachte das Thema Schmerzen würde irgendwann keine Rolle mehr spielen und das einzige, was einen einschränken würde, wäre die Skoliose. So haben es zahlreiche Ärzte in der Charité mir verkauft...du hast dich ja trotzdem als schmerzfrei bezeichnet. Kannst du vielleicht ein bisschen genauer darauf eingehen? Spürst du nach wie vor andauernd das Implantat als Fremdkörper wie nach der OP, oder fühlt sich das wie dein eigener Körper an inzwischen? Hast du beim Gehen wirklich garkeine Schmerzen mehr?
Das Implantat fühle ich genauso wie andere Knochen - denke z.B. an deine Beinknochen: "Von innen" nicht zu tasten, man merkt aber natürlich dass da etwas ist wenn man mit der Hand drüberfühlt.
Schmerzmittel nehme ich seit der Entlassung nach OP keine mehr (das war aber früh!). Ich bin im Alltag tatsächlich schmerzfrei, laufe ausdauernd (Tageswanderungen, weiteste Strecke war Marathondistanz (gegangen, nicht gejoggt!), störe mich auch nicht an weiteren Strecken im Alltag). Schmerzen kommen dann vor, wenn ich mich falsch verhalte: Die lange Autofahrt ohne Pause (Resultat: ich mache Pause, und wenn ich mit Freunden im Auto unterwegs bin sage ich auch etwas, dass bitte alle Stunde (spätestens) mal für fünf Minuten, bloß mal aufstehen, gehalten werden soll), niedrige Sitzgelegenheiten (ich wurde mit 13 operiert, Jugendliche setzen sich oft auf den Boden, hängen auf der Couch ab... ich habe mir bald angewöhnt, das nicht zu tun und entweder stehen zu bleiben oder nur so zu sitzen dass ein Sitzen wie auf einem normalen Stuhl möglich ist, z.B. bei Besuch sich einen normalen Stuhl aus der Küche zu holen oder draußen anstatt auf dem Boden lieber auf einer Mauer oder hohen Treppenstufe sitzen), hohe Schuhe (no-go, als Jugendliche mal kurz für einen Abschlussball ausprobiert, seitdem nie wieder).

Ich würde sagen: Das einzige, was mich einschränkt, ist nicht die Skoliose, sondern die reduzierte Beweglichkeit. Bei einer Versteifung Th3-L5 kann die Wirbelsäule nunmal nicht die erforderliche Form einnehmen, um am Boden zu sitzen, um geschickt unter einen Schreibtisch zu krabbeln oder um bei enem Ballspiel geschickt mit einer Drehung den Ball noch fangen zu können. Ich sehe es für mich als eine durch die OP veränderte Anatomie an, nach der ich mich richten muss, und wenn ich das mache (was möglich ist, und man sollte sich ja nicht gegenüber anderen schämen - leichter gesagt als getan, ich weiß, wurde aber bald mein Prinzip) geht es mir echt sehr gut. Letzteres kann einem zwar niemand garantieren, was man aber immer sagen kann: Wenn man sich nicht nach seinen Bedürfnissen richtet, geht es einem garantiert schlechter.
und mich psychisch darauf einstellen, dass ich nie wieder unbeschwert reisen, wandern kann etc..du meintest ja, dass das bei dir geht, aber bist du da ein Einzelfall?
Als Einzelfall sehe ich mich nicht.
Ich reise bzw. reiste (wegen der Pandemie jetzt weniger) beruflich sehr viel, z.B. Geschäftsreisen (alleine) Deutschland -> USA, USA -> Südamerika, Deutschland -> Kanada, auch kürzere Reisen innerhalb Europas (Bahn, Auto, Bus, Flugzeug), bin vor 5 Jahren aus beruflichen Gründen in die USA ausgewandert.
Beruflich bin ich im technischen Bereich unterwegs mit überwiegend (80 %) büro- oder büroähnlicher Arbeitsumgebung (Softwareentwickler/Physiker mit teils Einsatz beim Kunden, vielen Geschäftsreisen (Kongresse, Endabnahmen), teils leichter Werkstatt-/Montagetätigkeit).
Sport direkt (außer wandern) mache ich nicht, aber allgemein sehr aktiver Lebensstil, eigentlich andauernd "unterwegs".
Ich habe dabei nur wirklich die Erfahrung gemacht, dass so viel davon abhängt, auf Ergonomie zu achten. Beispiel reisen:
Im Flugzeug die ganze Zeit sitzen/ schlafen, wie das viele tun, bereitet mir heftige (!) Schmerzen. Der Tag ist im Eimer, der nächste auch...
Richtig, richtig mies war auch eine Gruppenreise mit Ryanair-Flug (so wenig Platz! obwohl ich echt klein und dünn bin, aber das war beschwerlich) nach der sich eine zweistündige Busfahrt ohne Pause und dann noch einkaufengehen anschloss. Hilfe!
Auch bei einem Ausflug eine Bootstour, bei der man gute zwei Stunden auf einem niedrigen Bänkchen sitzen musste und nicht aufstehen konnte, empfand ich als schmerzhaft - hatte es trotzdem mal mitgemacht, weil ich mir die Tropfsteinhöhle ansehen wollte.
Eine längere Offroad-Mitfahrt in einem Jeep war machbar, aber schon grenzwertig. Ging, würde ich aber nicht regelmäßig machen.
Hingegen:
Im Flugzeug jede Stunde aufstehen, Sitz nicht zurücklassen sondern senkrecht belassen, kein zu schweres Gepäck, definitiv ein normales Hotel nehmen anstatt z.B. Camping: entspannte Reisen, auch Langstreckenflüge ohne Begleitung. Ich reise gerne.
Wandern, mit leichtem Gepäck, durchaus auch steilere Strecken (aber noch keine Kletterausrüstung erforderlich): problemlos möglich, kann ich immer machen, musste auch noch nie geplante Ausflüge oder gar Urlaube absagen.
Ich war gerade etwa 40 Minuten spazieren, aber hatte ab der 1. Minute sehr starke Schmerzen. Gehen ist für mich wirklich kaum auszuhalten, selbst bei der kleinsten Strecke und der Schmerz ist zwar ein bisschen weniger geworden seit ich aus dem Krankenhaus raus bin, aber nach wie vor noch enorm. Hattest du nach 7 Monaten ebenfalls noch so starke Schmerzen beim Gehen? Ist es normal, dass man mit einer langen Versteifung beim Gehen irgendwann keine Schmerzen mehr hat.
Nach 7 Monaten bin ich eher nicht 40 Minuten gegangen (aber: das war eine andere OP-Technik, bei der man noch nach OP ein Korsett tragen musste, nicht primärstabile Implantate) - aber an starke Schmerzen zu der Zeit kann ich mich nicht erinnern. Das ist aber auch bei jedem unterschiedlich.
Beim Gehen habe ich überhaupt keine Schmerzen und laufe auch längere Strecken im Alltag schmerzfrei, ausdauernd und gerne: Spaziergänge, Tagesausflüge, Erledigungen im Alltag. Tageswanderungen z.B. (kein schweres Gepäck!) auch mit Gruppen Gleichaltriger habe ich "immer" (ca. 1 Jahr nach OP) gut geschafft, ohne Schmerzen und ohne dass andere für mich extra langsamer, Pause machen etc. gemusst hätten.
]
Ich denke, ich werde versuchen, in einer anderen Klinik als der Charité einen Termin zu bekommen, um mich beraten zu lassen. Die Chance, dass man den Rücken wieder krümmen kann, wenn man das Implantat frühzeitig rausnehmen würde, gibt es vermutlich nicht oder?
Ich vermute, dass es möglich ist, durch Entfernung des Implantats Beweglichkeit wiederherzustellen.

Viele Grüße
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Lady S »

Ich habe keine Ahnung von OPs, aber eine neugierige Frage:
Bei manchen OP-Verfahren werden doch auch die Bandscheiben entfernt - dann ist es vermutlich nicht möglich, die Versteifung rückgängig zu machen?
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Raven »

Lady S hat geschrieben: Sa, 06.11.2021 - 16:20 Ich habe keine Ahnung von OPs, aber eine neugierige Frage:
Bei manchen OP-Verfahren werden doch auch die Bandscheiben entfernt - dann ist es vermutlich nicht möglich, die Versteifung rückgängig zu machen?
Dann ist es wohl nicht möglich. Das wird aber nicht zwingend durchgeführt. Bei mir wurden keine Bandscheiben entfernt (habe den OP-Bericht). Es wurde zusätzlich zu den Implantaten Knochenmaterial angebracht (stammt entweder vom Beckenknochen oder von einem Spender, bei mir letzteres) das die Wirbel zusammenwachsen lassen soll (und auch so funktioniert hat: man sieht auf den Röntgenbildern deutlich die so erzeugte Verknöcherung). Dieses müsste man bei einer OP zum Rückgängigmachen der Versteifung sicherlich abtragen.

Bei mir fielen, dank gutem OP-Ergebnis und keinen Schmerzen oder sonstigen Problemen, bislang keine Folge-OPs an. Bislang sieht es auch nicht danach aus, dass diese nötig sein könnten. Ob dies dauerhaft so bleiben wird, kann ich natürlich nicht wissen (ich bin realistisch und rechne schon damit, irgendwann aus irgendeinem Grund doch noch einmal eine Wirbelsäulen-OP zu benötigen, da ich mir kaum vorstellen kann, dass - bei einer realistischen Lebenserwartung - das über 70 bis 80 Jahre hinweg okay bleibt).

@Charly
Wurden bei dir Bandscheiben entfernt? Wurde bei dir Knochenmaterial (Knochenspäne) aufgebracht?
Genaueres zu bei dir ggf. möglicher OP kann natürlich nur ein Spezialist (Arzt) sagen, das ist klar.

Viele Grüße
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Re: Starke Beschwerden nach OP ohne wirkliche Indikation. Bitte um Rat!!

Beitrag von Aloe »

Hallo Charly,

wie geht es Dir denn inzwischen, etwas besser?
Ich hoffe, dass sich die Schmerzen beruhigt haben und Du nun doch besser laufen kannst?

Gruß

Aloe
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