Hallo Mary,
Mary hat geschrieben: ↑Di, 06.08.2019 - 21:42
Meine OP ist bereits 30 Jahre her nach Harrington in Bad Wildungen, bis heute habe ich keine großen Beschwerden,
da ich sehr jung war damals (Heute 45 Jahre) wollte ich keinen Ausweis beantragen da ich Angst hatte keinen Ausbildungsplatz dadurch zu bekommen,
heute sehe ich das doch etwas anders, es gibt auch viele Vorteile. Würde ich denn überhaupt 50% bekommen? Wie stehen die Chancen so spät nach der OP überhaupt %te zu bekommen? Hat vielleicht jemand Erfahrung?
auch ich habe meinen Antrag relativ spät gestellt, ca. 15 Jahre nach OP.
Grund war der selbe wie bei dir: Angst, ansonsten keinen Ausbildungsplatz zu bekommen (ich hatte mir selbstverständlich einen mit den Einschränkungen kompatiblen Ausbildungsberuf gesucht und mich nicht überlastet).
Erhalten habe ich für eine Versteifung Th3-L5 (15 Wirbel) einen GdB von 40. Weitere Einschränkungen außer die Versteifung selbst liegen nicht vor, d.h. ich arbeite in Vollzeit, habe eine altersentsprechende Gehstrecke. (Meine Einschränkungen sind v.a. die natürlich reduzierte Beweglichkeit, Schwierigkeiten beim Sitzen/ niedriges Sitzen unmöglich, nur geringe Gewiche tragen/heben können, die meisten Aktivitäten für Gleichaltrige sind nur eingeschränkt geeignet.) Zum Zeitpunkt der Antragstellung war ich bereits jahrelang nicht mehr in Behandlung/Therapie, was vermutlich den GdB etwas geringer ausfallen ließ.
Widerspruch hätte ich einlegen können, habe damals aber darauf verzichtet: hatte damals wegen kurz bevorstehendem Abschluss des Studiums einfach "keinen Nerv", habe den höheren GdB/ einen Schwerbehindertenausweis auch nicht unbedingt benötigt da ich auch beruflich (gerade der berufliche Aspekt ist für viele Antragsteller der Knackpunkt) gut zurechtkomme, Vollzeit arbeite und null (!) Fehlzeiten habe.
Was erhoffst du dir von einem GdB/ Schwerbehindertenausweis?
Auch mit einem GdB ab 30 hast du übrigens steuerliche Erleichterungen.
Grund für die Beantragung war bei mir:
- einen Schwerbehindertenausweis oder immerhin Bescheid parat haben, falls es einmal nötig sein sollte, die Einschränkung nachweisen zu müssen
- bei möglicherweise einmal eintretender Verschlechterung habe ich immerhin noch den vorherig bescheinigten GdB "parat", bis der Verschlimmerungsantrag durch ist
- die Einschränkung als dauerhaft nachweisen können, anstatt mir (was bei häufigen studiums- und berufsbedingten Umzügen lästig sein kann) andauernd Atteste holen zu müssen. Vorteilhaft war der Bescheid etwa bei einem Arbeitgeber, der normalerweise für Geschäftsreisen keine Taxifahrten zum Flughafen bezahlt (mein Beruf beinhaltet häufige Reisen), diese aber bei nachgewiesenen gesundheitlichen Einschränkungen (dauerhafte oder temporäre) übernimmt. Dank Bescheid hatte ich gleich etwas parat, anstatt mir zu diesem Zweck erst einen Orthopäden suchen zu müssen, der mir das bescheinigt.
Zum Beruflichen: Ein Schwerbehindertenausweis muss nicht angegeben werden! (Besitzt man einen Schwerbehindertenausweis und gibt ihn nicht an, bekommt man auch Ausgleiche wie mehr Urlaub nicht gewährt, das ist klar.) Angegeben werden müssen Einschränkungen, die beruflich relevant sind, egal ob ein GdB/ eine Schwerbehinderteneigenschaft vorliegt oder nicht (plakatives Beispiel: würdest du dich als Möbelpacker bewerben aber kannst nicht so schwer heben, wärst du auch ohne ermitteltem GdB oder ohne Schwerbehindertenausweis verpflichtet, deine Einschränkung zu nennen; auch der farbenblinde Grafiker hätte seine Einschränkung zu nennen, obwohl es für diese gar keinen GdB gibt).
Allerdings habe ich aktuell keinen Facharzt zur Hand, auch keinen Orthopäden da ich bisher keinen gebraucht habe. Ich könnte nur die WWK angeben wo ich nach Harrington operiert wurde und mein Hausarzt. Vielleicht stelle ich mich noch einmal vor in der WWK und stelle dann den Antrag
Das war bei mir genauso. Ich hatte mich damals bei einer anderen orthopädischen Klinik, als jene in der ich operiert wurde, vorgestellt. Der Grund war, dass ich nach Umzug zufälligerweise vor Ort (!) eine orthopädische Klinik hatte, die bzgl. Skoliose-OP erfahren ist. Den Hausarzt hatte ich zwischenzeitlich durch x Umzüge mehrfach gewechselt, der damalige praktizierte aber noch.
Zu Beschwerden:
Überlege mal, wann es vorkommt, dass
- sich andere Menschen wundern, warum du etwas nicht kannst / dir etwas schwer fällt
- du aufgrund zu erwartender späterer Schmerzen verzichtest
- du aufgrund von aktuellen Beschwerden etwas absagen musst
- du für etwas länger brauchst (z.B. putzen, einkaufen: kann ich alles selber, dauert aber länger, ist ermüdender und ich kann weniger schwer heben)
- du mit "Standard-Sachen" nicht gut zurecht kommst: wie sieht es denn mit Stühlen, Matratzen/Betten, engen Duschen... aus
Alleine, oder zusammen mit Menschen die mich gut kennen und rücksichtsvoll sind (z.B. Ehepartner, beste Freunde) bemerke ich von Einschränkungen auch wenig. (Die machen nämlich keine ungeeigneten Freizeitaktivitäten mit mir, zu Hause habe ich vernünftige Sitz- und Schlafgelegenheiten, da wird sofort "unsichtbar" geholfen...) Wenn ich bei Unternehmungen mit "x-beliebigen" Gleichaltrigen bin, fällt es mir aber sofort auf:
Gedanken wie "Warum stehen da so ungeeignete Möbel? Wie kann man bloß so eine Unterkunft buchen? Warum kann dazwischen nicht mal eine Pause sein? Nein, ich heb' das nicht! Bitte macht doch mal langsamer! Jetzt nicht auch noch das..."
und muss dann doch feststellen, dass vieles eben nicht wie bei den meisten Leuten in meinem Alter ist.
Viele Grüße
Raven