ich möchte hier heute kurz meine Skoliose-Geschichte erzählen. 2004 wurde meine Skoliose im Rahmen einer Jugenduntersuchung festgestellt (ich war fast 14). Damals waren es 36°thorakal und im lumbalen Gegenschwung 18°. Es folgte ein Jahr Physiotherapie nach Schroth und nach einem Jahr die Versorgung mit einem Chêneau-Korsett, weil die Skoliose auf knapp über 40° thorakal zugenommen hatte. Also trug ich das Korsett 23 Stunden am Tag, war einmal die Woche bei der Schroth-Physiotherapie und machte zu Hause jeden Tag meine Übungen. Das half einige Zeit, die Zunahme der Krümmung zu verlangsamen. Schmerztechnisch hatte ich Glück, ich war so gut wie schmerzfrei die meiste Zeit.
Das Korsett trug ich bis zum ca. 20 Lebensjahr, zwischen 18 und 20 nur noch nachts. Es fiel mir schwer, es ganz abzulegen. Meine Skoliose hatte sich nicht verbessert, die Zunahme war lediglich etwas verlangsamt.
In meinen 20ern habe ich mäßig ausdauernd Sport in einem gesundheitsorientierten Fitnessstudio und Physiotherapie gemacht, aber mich auch insgesamt 2-3 Jahre nicht sonderlich viel mit meiner Skoliose auseinandergesetzt. Mit ca. 28 habe ich dann wieder begonnen, mich mehr darum zu kümmern, habe eine Dauerverordnung für die Physiotherapie beantragt und bekommen und mich eingehend mit der Skoliose beschäftigt. Eine OP wollte ich auf keinen Fall, obwohl mich meine Skoliose optisch immer mehr gestört hat.
Während der Pandemie habe ich dann durch das Online-Training einer von Skoliose betroffenen Trainerin angefangen, mich mehr mit Anatomie und skoliosegerechtem Training auseinanderzusetzen. Ich war 5 Tage die Woche sportlich aktiv und regelmäßig Bouldern. Mein Körper wurde fit und stark, aber der ästhetische Aspekt meiner Skoliose hat mich nach wie vor gestört. Meine Orthopädin empfahl mir schließlich, mich doch nochmal intensiver mit der OP-Thematik zu beschäftigen, damit ich später nicht bereue, die OP gar nicht in Erwägung gezogen zu haben. Zu dem Zeitpunkt war ich ca. 31. Also fing ich an, hier im Forum zu stöbern, intensiv Studien zu lesen, Pro und Contra abzuwägen, mich zu Langzeitfolgen ohne und mit OP zu belesen etc. Letztlich habe ich mir 3 Kliniken (Wiesbaden, Augsburg, Berlin) angeschaut und mit drei Chirurgen gesprochen. Zu dem Zeitpunkt war meine Skoliose bei 53° thorakal und 38° lumbal. Alle drei haben mir eine OP-Empfehlung ausgesprochen. Ich entschied mich für Augsburg. Ausschlaggebend für die Entscheidung war der Blick in die Zukunft: Meine Skoliose hatte in den letzten Jahren um 7° thorakal zugenommen - das würde mit Anfang 60 eine Skoliose von ca. 75° oder mehr bedeuten.
Die OP fand Ende September 2023 statt. Versteift wurden die Wirbel Th4-Th12 und die Korrektur war auf 16°thorakal möglich. Die lumbale Gegenkrümmung nahm auf 19° ab. Zusätzlich konnte die Rotation der Wirbelsäule sehr gut korrigiert werden. Außerdem wurde mein sagittales Profil korrigiert, sodass mein durch das Korsett verursachte Flachrücken jetzt Geschichte ist. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlt sich mein Oberkörper einigermaßen symmetrisch an. Ich habe einen Schultergeradstand und mein Kopf neigt nicht mehr zur rechten Seite. Ich schaue in den Spiegel und mir gefällt, was ich sehe.
Die OP an sich habe ich gut verkraftet. Ich hatte leider Probleme mit den Schmerzmitteln, sodass die Schmerzlinderung nach dem Entfernen der Schmerzpumpe etwas schwierig war. Im Krankenhaus war mir von den Schmerzmitteln häufig schwindelig und übel, sodass mir das Aufstehen schwer fiel. Dennoch konnte ich nach 2 Tagen erste Schritte mit der Gehhilfe gehen und wenig später auch im Flur ohne Gehhilfe.
Mittlerweile bin ich bei 2 Monaten post OP und ich fühle mich sehr wohl. Einige Nerven sind bereits geheilt, einige noch etwas taub - vor allem um die Narbe herum. Die Neuausrichtung der Muskulatur hat am Anfang manchmal unangenehm gezogen, aber es war alles gut machbar. Ich bin sehr froh, mich für die OP entschieden zu haben. Ich kann schon seit ca. 4 Wochen ohne Probleme länger am Stück sitzen. Vor kurzem saß ich 6 Stunden im Zug, das war kein Problem. Ein toller Nebeneffekt der OP ist die Beseitigung meines Zwerchfellhochstands, wodurch es mir wieder möglich ist, tief in den Bauch einzuatmen.
Wenn jemand Fragen hat: Mein Postfach ist jederzeit offen. Oder auch gern hier direkt unter meinem Beitrag.
