Korrigierendes Korsett

Alles zur Korsett-Therapie für Jugendliche und Erwachsene bei Skoliose, Morbus Scheuermann, Kyphose ...
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HunchbackJonas
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Korsett

Korrigierendes Korsett

Beitrag von HunchbackJonas »

Hallo,

ich m(22) hatte vor kurzem am 10.02.22 einen Termin bei Dr. Odak in Bad Sobernheim. Es war das erste Mal das ich bei einem Spezialisten war. Ich habe mich per EOS röntgen lassen. Diagnose: Hyperkyphose 68°, Hyperlordose72° mit Keilwirbeln (Befürchtung hat sich bestätigt). Jedenfalls hat er mir direkt ein Rezept für Schroth und ein SANODEM Korsett aufgeschrieben. Ich habe mich blöderweise vorher nicht mit dem Korsett-Thema beschäftigt. Es ging alles ein bisschen schnell, er meinte, dass Erwachsenenkorsetts eigentlich nur zur Schmerztherapie eingesetzt werden. Auf die Frage ob ich dadurch auch eine langfristige Verbesserung meiner Haltung erwarten kann antwortete er, er könne es nicht versprechen. Das Korsett soll laut seinen Aussagen übrigens Druck auf meine untere LWS und den Scheitelpunkt meiner Kyphose in der BWS ausüben.
Ich bin im Anschluss direkt runter zu den Korsettbauern gegangen und habe mich vermessen lassen.

Jedenfalls bin ich jetzt durch manche Threads hier im Forum verunsichert: Ich habe gelesen, dass Rahmouni oder Cctec bessere Ergebnisse für die Haltungskorrektur erbringen können? Ich bekomme eventuell in den nächsten Tagen einen Anruf, wenn das Korsett von der KK genehmigt wird. Soll ich das Thema dann nochmal ansprechen? Ich habe nämlich dass Gefühl, dass das Korsett eher für die aktive Eigenaufrichtung konstruiert wird. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass ich etwas brauche was mich in eine Haltung "zwingt", auf die sich mein Körper einstellen muss. Noch ist meine WS nämlich noch recht flexibel, trotz Teilfixierung.

Ich freue mich über jede Antwort!
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Thomas
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Re: Korrigierendes Korsett

Beitrag von Thomas »

Hallo HunchbackJonas,

Wir haben zwar hier kaum Berichte von Sanomed als Hersteller von Hyperkyphose-Korsetten bei erwachsenen Patienten, aber bei Skoliosekorsetren leistet Sanomed eine gute Arbeit und wird ja auch z.B. von Dr. Stefan wärmstens empfohlen. Allerdings würde ich an Deiner Stelle darauf achten, dass es sich bei dem Korsett um ein korrigierendes Korsett und keine Kubco-Orthese handelt, denn diese wird zur Aufrichtung Deines Hyperkyphose sicher nicht beitragen.

Wenn Du Dich aber bei Sanomed insgesamt unwohl fühlst kannst Du, solange die mit der Arbeit noch nicht angefangen haben, Dein Rezept auch wieder zurückfordern und damit zu Rahmouni gehen. Musst Du Dich aber selbst dafür oder dagegen entscheiden. Die Rahmouni-Korsette sind schon sehr wirksam, man sagt aber, dass die Eingewöhnungszeit härter ist als bei Sanomed. Ich persönlich kann dazu nichts sagen, da ich immer nur Rahmouni-Korsetts getragen habe und daher keinen Vergleich habe.

Gruß Thomas
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aktueller Thread: Neuroforamenstenose und Korsett mit Halsteil
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Klaus
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Re: Korrigierendes Korsett

Beitrag von Klaus »

Hallo HunchbackJonas,

es handelt sich bei Dir sicherlich um ein korrigierendes Korsett, weil ein Druck auf den Scheitelpunkt der BWS und LWS ausgeübt werden soll. Wenn Du "noch recht flexibel bist" braucht man wahrscheinlich nicht so viel Druck, um eine Verbesserung zu erreichen.
Mit Verbesserung ist zunächst mal insbesondere bei Erwachsenen eine Schmerzreduzierung gemeint. Ist das auch Dein Problem?

Da die Korrektur auch auf die Haltung einwirkt, kannst Du gleichzeitig eine Aufrichtung erreichen, die Du selbst auch erreichen könntest, aber nicht lange halten kannst (Fehlhaltung durch verkürzte Strukturen aus Muskeln, Bänder und Sehnen).
Diese Aufrichtung muss aber muskulär stabilisiert werden, was z.Bsp. mit Schroth KG gelingen und auch später die Abhängigkeit vom Korsett reduzieren kann.
Man baut sozusagen ein eigenes Muskel-Korsett auf, wobei es sich eher um einen Muskel-umbau handelt.

Je höher der Korsett-Druck ist (hochkorrigierend - eher Rahmouni), desto höher kann eine Korrektur sein, also über den Bereich der Fehlhaltung bzw. der Flexibiltät hinaus. Das erhöht den Aufwand an notwendiger muskulärer Stabilisierung, was entweder nicht leistbar sein kann oder nicht mittel-bis langfristig durchzuhalten ist. Aus den Praxiserfahrungen heraus ist man im MVZ Bad Sobernheim sehr skeptisch und warnt auch vor schädlichen Wirkungen, wenn so ein Korsett, aus welchen Gründen auch immer, nur temporär getragen wird und dabei auch noch die aktive Muskelpflege vernachlässigt wird.

Wenn ein Schmerz nur so zu beseitigen ist, spielt durch die Erhöhung der Lebensqualität die ständige Abhängigkeit von einem Korsett natürlich keine Rolle.
Ich habe nämlich dass Gefühl, dass das Korsett eher für die aktive Eigenaufrichtung konstruiert wird. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass ich etwas brauche was mich in eine Haltung "zwingt", auf die sich mein Körper einstellen muss.
Also
die aktive Eigenaufrichtung mit stabilisierender gezielter Muskelpflege (Schroth KG) gehört schon zu einer wichtige Therapie, die man oft als erste Option anwendet und guckt, wie weit man damit kommt. Ein Korsett in Kombination, was bei der Beseitigung von verkürzten Strukturen die stärkste Waffe darstellt, kann dann notwendig sein. Aber das hängt sehr von der individuellen Situation ab und in Deinem Fall ist ein Korsett und Schroth als Behandlungsoption gewählt worden.
Der Körper stellt sich auch bei höherem Druck nicht von selbst so ein, dass man aktiv nichts mehr tun muss. Ganz im Gegenteil, man muss eigentlich mehr Kraft und Motivation aufbringen, um nicht die Abhängigkeit vom Korsett zu erhöhen, insbesondere wenn man die Motivation zum Tragen eines Korsetts zwischendurch verliert.

Gruß
Klaus
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