Gruseline hat geschrieben:irgendwie soll und wollen doch immer wieder einige hier, etwas mißverstehen , was ich sage.
Nönö, ich denke ich hab das schon alles richtig verstanden!
Ich hatte ja auch geschrieben, das es mit Sicherheit einen Unterschied macht, ob man kurz vor einer OP steht oder 30 Grad hat und keine fühlbaren oder sichtbaren Einschränkungen.
Reife, Intelligenz und Einsicht wachsen in dem Alter.
Da würde ich Dir wiedersprechen. Sie wachsen nicht mit dem Alter sondern mit den Erfahrungen die sie mit der Zeit machen. Mangelnde Erfahrungen durch fehlende Lebensjahre schließen einen Menschen jedoch nicht davon aus, eine bestimmte Sache trotzdem zu bewältigen. Es ist eine Frage der Hilfestellung, der Pädagogik.
Man kommt schließlich auch nicht auf die Idee seinem 6 Jährigen Kind einen Stapel Bücher vorzusetzen, und zu sagen: "Hier, bereite Dich auf Dein Abitur vor, Du hast 13 Jahre Zeit!"
Für diesen Zwecke nimmt man die professionelle Hilfe von Pädagogen in Anspruch.
Der Umgang mit Komplexen wegen Abweichung von der Norm und der Umgang mit anderen Leuten (die eigene Aufklärung des sozialen Umfeldes über solche Dinge) ist eine Sache um die man sich in unserer Gesellschaft standardmäßig nicht kümmert. Man überläßt die Kinder und Jugendlichen hier einfach sich selbst, weil dies in der Regel nicht solch große Probleme bereitet, daß dies ein Eingreifen erfordert.
Dennoch gibt es aber Fälle, die eben nicht mehr in der Norm liegen und die in diesem Punkt besonderer Unterstützung bedürfen. Ein magersüchtiger Teenager, der sich, egal wie dünn er ist, immer noch als zu dick empfindet, wird nicht verhungern gelassen sondern er bekommt neben medizinischer in erster Linie auch psychologische Hilfe.
Genauso benötigen dies eben auch Jugendliche, die eigentlich ein Korsett tragen müssten, es aber wegen psychosozialer Probleme nicht tun. Es ist kein unumstößlicher Fakt, daß Jugendliche nun mal so sind und es eben solche Probleme gibt. Probleme kann man lösen und sie sind es fast immer wenn sich das soziale Umfeld entsprechend einsetzt und der Betroffene wirkliche Hilfe bekommt.
Sicherlich ist es für einen selbst einfacher einzusehen, daß 60 Grad schon in naher Zukunft ein echtes Problem darstellen werden, während das bei 30 Grad vielleicht nicht so offensichtlich ist. An der Stelle bedarf es dann besserer Pädagogik. Es gibt bessere und es gibt schlechtere Lehrer, und die besseren Lehrer schaffen es den selben Stoff wesentlich mehr Schülern beizubringen als die schlechteren.
Wenn man Dir als Betroffenem verdeutlicht hat, mit welchem Risiko sich Deine Skoliose verschlechtern wird und in welch erschreckend kurzer Zeit sich Dein Körper derart deformieren wird, daß Du ihn nicht mehr zeigen wollen wirst und ihn unter Kleidung verstecken wirst; und Du als Patient dann trotz dieses Wissens den Kopf in den Sand steckst, weil Du es vorziehst, den jetzigen Schwierigkeiten, die mit dem Tragen eines Korsettes verbunden sind, aus dem Weg zu gehen und dafür auf Kredit Deiner Gesundheit zu leben, dann liegt das nicht daran, daß man diesen Weg wirklich so gehen möchte, sondern daran, daß einem niemand das psychologische Werkzeug gegeben hat, es anders zu machen:
Dazu gehört z.B., daß man den Patienten dazu befähigt, sich selbst mit den Augen anderer zu sehen (die nämlich bei weitem nicht so kritisch und aufmerksam sind, wie die eigenen, und deshalb das Korsett meist garnicht erst wahrnehmen) und es gehört dazu ihm beizubringen, wie er bezüglich des Korsetts mit seinen Schulkameraden umgehen muss, nämlich daß er sie darüber aufklärt und ihnen offen seine Situation mit all den Konsequenzen die sie für ihn hat, wenn er das Korsett nicht trägt, erklärt. Und das eben nicht nur in der Theorie sondern entsprechend geübt.
Es geht darum den Patienten in eine Lage zu versetzen, in der er die Meinungen und Ansichten der Anderen bezüglich dieser Sache zu seinen gunsten manipulieren kann.
Das manche Jugenliche das von sich aus können und andere nicht, hängt nicht mit irgendwelchen unbeeinflußbaren genetischen Dingen zusammen als ob man hier vom Körperwachstum sprecht, sondern einfach nur mit den "Tools", über die ein jeder verfügt, und die man vom Elternhaus und dem sozialen Umfeld und aus eigenen Erfahrungen erhält. Und wenn das eben nicht gegeben ist, bedarf es Hilfe, wenn es sein muss, professioneller, genauso wie es auch das logischste von der Welt ist, seine Kinder in die Schule zu schicken und sie dort auch professioneller Hilfe anzuvertrauen.
Ich empfinde das als entwicklungsmäßig normal.
Es hat nichts mit fehlender Intelligenz zu tun.
Eher mit der Einsicht, der Notwendigkeit.
Ist es auch! Aber die Norm gilt eben nur für die Norm! Eine Skoliose ist leider nicht die Norm sondern eine Abweichung von hiervon. Und Abweichungen von der Norm erfordern auch Gegenmaßnahmen die von der Norm abweichen, und in diesem Sinne eben eine überdurchschnittlich schnelle Einsicht was alle erdenklichen Mittel die dazu beitragen legitimiert.
BZebra hat geschrieben:Ganz ehrlich, es ist ein übles Vorurteil der Erwachsenen gegenüber Jugendlichen und Kindern, sie als derart unintelligent und nicht denkend abzustempeln.
Du verdrehst mir die Worte im Mund.
Das habe ich so nicht geschrieben und auch nicht gemeint.
Die Kids die ich kenne sind nicht dumm, nur weil sie nicht juhu schreien und ihr Korsett anziehen.
Du bist frei es so zu sehen, daß ich Dir die Worte im Mund verdrehe. Ich interpretiere die Aussagen Deines letzten Threats ebenso. Deine Hinnahme der standardmäßigen "normalen" Entwicklung eines Jugendlichen als unabänderbarer Fakt ist eine in meinen Augen ungerechtfertigte Herabminderung der intellektuallen Fähigkeiten der Jugendlichen. Es geht auch anders.
Es bedeutet auch Kummer und Leid, Verzicht und Einschränkungen.
Es bedeutet weder Kummer, Leid noch Verzicht noch übermäßige Einschränkungen, wenn die Psychologie stimmt. Kummer, Leid und Verzicht bedeutet es nur dort, wo es im Argen liegt und Dinge schief laufen. Es ist lediglich ein Zeichen einer suboptimalen Therapie.
(Ausgenommen mal die, die nicht die körperlichen Voraussetzungen für die Therapie mitbringen).
Es geht, und das ist so, ein Stück unbeschwerte Kindheit / Jugend verloren.
Absolut, weil man gezwungen ist, Verantwortung zu übernhemen! Viele Eltern betrachten die Übernhame von Verantwortung aber sogar als Teil einer guten Erziehung und fangen damit so früh an, wie es nur irgend geht! (Will nicht behaupten, daß ich eine solche Erziehung genossen hätte, halte das aber selbst für gut!)
Es ist ein langer Weg und in dem Zusammenhang von "dämlich" zu sprechen, finde ich mehr als unpassend und herabwürdigend.
Ich hoffe sehr, daß Du das so siehst, denn das "dämlich" war auf das von Dir gezeichnete Bild der Jugendlichen bezogen!
Genauso mag ich in dem Zusammenhang mit der Korsettversorgung, keine Worte wie "elitär".
Es war von dem Eindruck die Rede, der entsteht! (Und er entsteht wirklich!!!) Es war nicht davon die Rede, ob einem das, was man sieht und was diesen Eindruck vermittelt, auch gefällt oder ob man sich selbst deshalb für elitär hält (Elitär ist jeder auf seinem eigenen Gebiet, und eine Niete ebenso!

).
(BTW: Der Smily an der von Dir kritisierten Stelle war übrigens auch nicht nur zur Zierde da!)
Abgesehen davon, Du kritisierst Leute dafür Eindrücke zu haben?!
Und an welcher Stelle glaubst Du denn Dich (Euch) selbst hier jetzt eingeordnet zu sehen?
Gruß,
BZebra