Viele Monate später – weiterhin Schmerzen in LWS mit Durchbrechgefühl, ausstrahlend in hauptsächlich links Bein & Arm, Kopf- & Nackenschmerzen. Abhängig von vorangehenden Tätigkeiten bzw. Nichtbewegungen und Tagesform. In sich stark quantitativ und qualitativ variierend. Außer meiner Sicht ein Muskelüberlastungsproblem durch monotone Haltearbeit.
In der Zwischenzeit war ich ein weiteres Mal beim (Haus)Orthopäden.
Er hat tatsächlich einen Cobb-Winkel ausgerechnet: 42° sagte er, mit Befund stand 40° (Eutin kam innerhalb weniger Sekunden auf 45° - alles sehr ähnlich.)
Seine Ideen waren Buprenorphinpflaster, die heftigste Nebenwirkungen aber null Schmerzreduzierung brachten. (War ein Versuch.) Und die Idee eines stationären Krankenhausaufenthalts zur Schmerztherapie. Ich vermute, er meinte eine multimodale Schmerztherapie.
Außerdem schwadronierte er von einer (?) OP, ohne überhaupt eine Vorstellung von was wie wer wo und warum zu haben. Fazit war die Überweisung an die Uniklinik zwecks OP-Möglichkeiten, obwohl ich ihm gegenüber diese Möglichkeiten zu 99,99 % ausschloß.
Die Uniklinik machte überhaupt keine Therapievorschläge, faselte was OP-Möglichkeiten, bestand auf „Feindiagnostik“ (O-Ton) und Einschätzungen eines Skoliosezentrums. (Am Rande: Die „Feindiagnostik“ war ein handelsübliches LWS-CT.) Dann solle ich wieder kommen. Definitiv nicht.
Meinen Hausarzt habe ich schon vor einem Jahr nach einer orthopädischen Reha gefragt. Würgte er gleich, dass ich die eh nicht bekomme, weil ich die Skoliose schon so lange habe. Wenn würde er eine psychosomatische Reha empfehlen.
Sogar normale Physio-Rezepte waren für ihn nahezu unmöglich, denn wer weiß, was die Spezialisten vorschlagen und wenn er denn was falsches verordnet hat und die Rechtfertigung gegenüber der Krankenkasse … Bliblablubb.
Ich habe mich mit beiden Therapieformen intensiv beschäftigt und keine für mich als gewinnbringend eingestuft. Betonung liegt auf „für mich“. Für andere sind diese Therapie vielleicht Gold wert. Bitte nicht falsch verstehen.
Nun zu gestern:
Bei der körperlichen Untersuchung meinte Herr Thomson, daß ich (insgesamt) sehr beweglich und auch kräftemäßig gut dabei bin. Ja, ich mache regelmäßig Sport, genauer Rückensport, zu Hause. Sehr gut – unbedingt fortführen. Weil bei mir auf dem Stück zwischen Versteifungsende und S1 ein Bogen hauptsächlich in der Senkrechten entsteht, müssen das die Muskeln halten und ausgleichen, daher weitermachen!
Auch sonst alles was guttuend & konservativ heißt, fortsetzen, wie Manuelle Therapie. Gerne auch mit Krankengymnastik, um neue zusätzliche Übungen/Bewegungen zu erlernen (für Zuhause) für einen Ausbau des Muskelkräftigungsspektrums.
Eine orthopädische Reha ist eine gute Idee, befürwortet er sehr.
Das will er alles in seinen Bericht schreiben, damit die ahnungslosen Ärzte zu Hause wissen, was sie tun sollen.
Im Subtext meinte er vielleicht auch: „Machen Sie das aus Ihrer Sicht für Sie Richtige, Sie wissen eh am besten, was das im entsprechenden Moment ist!“ Recht hat er, sahen die bisherigen Weißkittel nicht so. „Anleitung“ kommt jetzt per Post.
Schroth wurde nicht ein einziges Mal erwähnt.
Gegen überbordende, hauptsächlich an Arbeitstagen, Schmerzen nehme ich Tramadol in Tropfenform. Fand er ganz gut. Uniklinik und Orthopäde fanden die gar nicht gut, ohne eine Alternative anzubieten. Mein Hausarzt verschreibt sie eher widerwillig und mit Diskussion jedes Mal.
Wir sprachen als Laaaaangzeitalternative auch über eine OP, die gegenüber der Jugend-OP um etliche Ebenen drastischer wäre: Ausbau des alten Implantates (wird theoretisch schon lange nicht mehr gebraucht), ggf. Aufdröselung der Versteifung, neues, deutlich längeres Versteifungsimplantat bis S1 und damit einer deutlichen Bewegungseinschränkung gegenüber jetzt und ob dann wirklich alles besser wird … nicht zu 100 % klar.
Das wollen wir beide weder jetzt noch in mittlerer Zukunft nicht.
Auch sonst sieht er kein OP-Anlaß: Kein Bandscheinvorfall, keine Verengung(en), kein außergewöhnlicher Verschleiß. Alles schick und stabil … naja im Rahmen meiner Wirbelsäulenmöglichkeiten.
Schmackerl am Rande:
Auf der Rücktour hatte ich Aufenthalt in Lübeck und habe eine Runde durch und um das Holstentor gedreht. Nach meinem Gefühl sinken die Türme, besonders der rechte, minimal ausdauernd und anhaltend gen Boden. Das habe ich in der nahe gelegenen Touristeninfo nach zig Jahren mit Lübeck-Besuchen erstmalig genauer erfragt. Nee, keine Sorge – das Tor mit Türmen ist schief aber stabil. Die Neigungswinkel sind schon sehr lange stabil.
Ja, dachte ich mir, genau wie bei mir: Schief und stabil.
