Ambulante Skoliosetherapie

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Dr. Steffan
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Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Dr. Steffan »

In den letzten Wochen hört man von verschiedenen Zentren, die ambulante Therapiekonzepte in Kurzform anbieten um stationäre Rehabilitationsaufenthalte zu ersetzen.
Geworben wird dabei mit Zeit- und Kostenersparnis. Zudem wird vorgegaukelt, dass die ambulante Kurztherapie besser als ein stationärer Aufenthalt sei.

Da ich in einer solchen, wissenschaftlich nicht belegten und aus medizinischer Sicht absolut widersinnigen Vorgehensweise eine Gefahr für die Patienten sehe, habe ich mich entschlossen diesen Beitrag zu schreiben.
Es geht mir dabei nicht um persönliche Anfeindungen oder Konkurrenzdenken, sondern alleine um das Wohl der Skoliosepatienten, die durch solche Therapiemaßnahmen wichtige Zeit für eine effektive Therapie verlieren und dies noch teuer bezahlen müssen.

Im ungünstigen Fall wird sich die Skoliose durch die fehlende stationäre Therapie verschlechtern.

Bei der Skoliose und Hyperkyphose handelt es sich um Erkrankungen bei denen die Patienten ein gestörtes Haltungs- und Bewegungsbewustsein haben.
Jeder Arzt, Physiotherapeut und eigentlich jeder Mensch weiß, dass man eine Änderung des Haltungs- und Bewegungsbewusteins nur durch intensives und lang dauerndes, ständiges Wiederholen der korrigierte Bewegungsabläufe beheben kann.
Selbst in einem 3 wöchigen Rehaaufenthalt ist diese Haltungskorrektur nur sehr schwer zu erreichen.
Denken sie einmal daran wie intensiv Sportler (z.B. Tennisspieler oder Golfspieler) trainieren müssen um Bewegungsabläufe richtig zu erlernen.

Weiterhin ist das Üben in krümmungsspezifischen Gruppen und der Kontakt zu einer Vielzahl anderer Patienten mit der gleichen Erkrankung sehr wichtig für die Einstellung zur Erkrankung und Motivation der oft jugendlichen Patienten.

Sehr häufig verlässt ein „Korsettverweigerer“ die Reha als vorbildlicher Korsettträger. Die Motivation der Patienten steigt durch eine Reha deutlich an und hält über Monate. Durch ambulante Kurzmaßnahmen ist das sicher nicht zu erreichen.

Die Schroththerapie ist derzeit noch immer die einzige Therapieform die nachgewiesener Weise eine Verbesserung der Skoliose erreichen kann. Bei den Kurzzeittherapien wir aber leider oft nur ein paar Stunden Schroththerapie angeboten. Auf keinen Fall genug, um auch nur ansatzweise die Therapie nach Schroth zu erlernen oder einen anhaltenden Erfolg zu erzielen.

Riskant finde ich auch Aussagen, die Kassen nach der Kostenübernahme zu fragen und dafür auf eine stationäre Reha zu verzichten.
Wenn die Kasse sich darauf einlässt, hat der Patient keine Chance mehr eine Reha zu bekommen. Die Kasse wird sich zukünftig nicht mehr überzeugen lassen eine mehrwöchige Reha zu zahlen.

Alles in Allem erscheinen mir solche Angebote nur auf kommerziellen Nutzen ausgerichtet, der Patient bleibt dabei auf der Strecke.

Die ambulante Therapie macht Sinn, aber nur in Kombination mit jährlichen Reha-Aufenthalten bei Jugendlichen und 3-4jährlichen Aufenthalten bei Erwachsenen.

Ambulante Zentren wie z.B. Skoliofit und die Vielzahl an ausgebildeten Schroththerapeuten haben das erkannt und arbeiten so, Hand in Hand, mit den stationären Einrichtungen, zum Wohl der Patienten.
Dr. K. Steffan
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Beitrag von minimine »

Hallo Herr Dr. Steffan,

:gut: :gut: :gut:

jeder, der schonmal eine Schroth-Reha gemacht hat, wird zustimmen, dass diese intensive Therapieform nicht mit ambulanten Maßnahmen vergleichbar ist. Hoffentlich sehen das die Kostenträger auch weiterhin so, ist ja so schon schwer genug! :/ Ich finde das unmöglich, wie Patienten dazu noch geraten wird, für diese ambulanten Maßnahmen auf stationäre zu verzichten. :< Klasse, die Patienten werden sich sicherlich bedanken, wenn es erstmal zu spät ist!!

Ich war jetzt dreimal stationär zur Reha und gehe seit 5 Jahren zwischen den Reha-Aufenthalten zur ambulanten KG (mit mehr oder weniger größeren Pausen). Wenn ich mir vorstelle, dass ich das alles nur ambulant hätte lernen sollen dann wäre das einfach utopisch und unmöglich. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie das ohne stationäre Aufenthalte funktionieren soll. Ganz zu schweigen von der Motivation.

Finde ich deshalb gut, dass Sie das hier mal ansprechen und dazu Stellung nehmen!!

LG
Minimine
PS: Ich habe das Thema mal als wichtig markiert, so dass es oben bleibt und leicht auffindbar ist. Habe das Gefühl, dass wir das in nächster Zeit noch öfter brauchen werden!
LG
Minimine

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Beitrag von Agrimon »

Hallo Dr. Steffan, hallo Minimine,

da gebe ich euch beiden Recht. Für jemanden, der schon Schroth beherrscht und schon paarmal auf Reha war, finde ich das eine günstige Alternative, um die Kenntnisse wieder aufzufrischen, aber nicht, um Schroth zu lernen. Dafür ist die Schroth Therapie zu komlex, um sie nur in ein paar Tagen zu lernen. Ich finde das Thema auch interessant und werde auch weiterlesen, wenn noch weitere Beiträge kommen.

Gruß Agrimon
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sloopy
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Beitrag von sloopy »

Danke für diesen Beitrag!

Ich empfinde es als absolute Frechheit, solche "Kurz-Zeit-Rehas" als Ersatz für mehrwöchige stationäre Rehas anzubieten, ganz zu schweigen von der Aufforderung auf eine stationäre Reha zu verzichten, damit die Kosten der ambulanten Therapie übernommen werden. Da wird der Patient für dumm verkauft auf Kosten seiner eigenen Gesundheit. :angry:

Es ist ja nicht nur die Therapie, die bei solchen Angeboten viel zu kurz kommt, auch der psychologische Effekt einer stationären Reha entfällt. Für Kinder und Jugendliche ist es so wichtig zu sehen, dass man nicht alleine mit dem Schicksal "Skoliose/Kyphose" ist, dass es Gleichaltrige mit ähnlichen Diagnosen, Problemen und Therapien gibt, dass man auch mit Skoliose/Kyphose und Korsett unbeschwert leben kann usw. Manch ein Erwachsener beschäftigt sich während einer mehrwöchigen Reha zum ersten Mal in seinem Leben bewußt nur mit sich und seinem Körper- diese Erfahrungen kann man niemals in einer dreitägigen ambulanten Reha machen.

Zur Auffrischung wäre sowas auch nur geeignet, wenn diese Form der Reha sich tatsächlich und ausschließlich mit der Schroth-Therapie befassen würde.

Liebe Grüße,
sloopy
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Beitrag von minimine »

Auch zur Auffrischung fände ich solche "Programme" zu kurz. Schroth ist so dermaßen komplex und individuell und es gibt einfach so viele Kleinigkeiten zu beachten, die man nie und nimmer innerhalb nur weniger Tage oder gar nur den üblichen 6x 20 min. KG verinnerlichen kann.
Wenn ich an meinen ambulanten Schroth-Therapeuten denke, dann fällt mir auf, dass er auch nur nach groben Sachen guckt. Er achtet darauf, dass bei den Übungen die Wirbelsäule an sich gerade aussieht, aber diese vielen Kleinigkeiten, Atmung und gleichzeitige Korrektur der Schulter, des Beckens usw. Dafür reicht die Zeit ambulant einfach nicht aus.

Ich finde solche Programme allerdings interessant als Ergänzung bzw. Ersatz der normalen ambulanten Schroth-Kontrolle, aber nicht mehr. Solche "Schroth-Intensiv-Wochenenden" würde ich mir sogar wünschen.
Da ja viele das Problem haben, verordnungswillige Orthopäden zu finden, fände ich sowas schon interessant, aber nicht, wenn die Ausrichter solcher Programme die Krankenkassen geradezu anstacheln, dies als Ersatz stationärer Maßnahmen anzusehen.

Dazu kommt ja noch, dass jetzt behauptet wird, erst ab einer (höheren) Gradzahl sei Schroth absolut notwendig und vorher sei eine vereinfachte Methode ausreichend. Wo ist da denn die Logik, wenn bisher doch Schroth gerade bei geringen Skoliosen zu Erfolgen geführt hat ohne das weitere Therapien notwendig wurden.

LG
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Beitrag von Thomas »

Ich finde es auch unmöglich, wie hier teilweise mit den Patientenschicksalen gespielt wird. Die Aussage, dass eine dreitägige ambulante Reha gleich effektiv ist wie eine dreiwöchige stationäre Intensiv-Reha ist meiner Meinung nach einfach nur unmöglich. Und sowas dann z.B. von jemanden zu hören, der selbst 15 Jahre Chefarzt einer Skolioseklinik war ist absolut unverständlich.

Auch die Tatsache, das Ganze mit 'neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen' zu begründen, ist nicht nachvollziehbar. Woher sollen solche Erkenntnisse den tatsächlich stammen? Was soll sich denn innerhalb der letzten drei bis vier Jahre an neuen Erkenntnissen ergeben haben, die alle früheren langjährigen Aussagen der selben Personen plötzlich um 180 Grad widerlegen sollen? Es ist meiner Meinung nach schon sehr verdächtig, dass jetzt plötzlich Übungen auftauchen, mit spannenden Namen wie 'physio-logic™ Übungen' oder '3D-Übungen' , die die langjährig entwickelten und immer wieder verbesserten Schroth-Übungen total in den Schatten stellen sollen. Das kommt mir irgendwo vor wie ein Wundermittel.

Ganz schlimm finde ich es, wenn dann den Patienten empfohlen wird, sie sollen selbst auf ihren Kostenträger zugehen, und um eine Übernahme der Kosten bitten, mit dem Angebot, damit auf eine stationäre Reha zu verzichten. Das halte ich direkt schon für eine gezielte Schädigung des Patienten.

Eine mehrwöchige Reha ist durch nichts zu ersetzen. Nur durch wiederholte Übung können Schroth-Übungen verinnerlicht werden. Ein neues Körpergefühl, wie es Schroth vermittelt, erlernt man z.B. nicht in drei Tagen à 4,5 Stunden. Und der von Minimine und Sloopy angesprochene psychologische Effekt einer mehrwöchigen Reha ist gerade bei Jugendlichen gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Meine Meinung ist, dass es sich bei diesen 'neuen' Arten der ambulanten Schroth-Reha im Wesentlichen um persönliche Interessen handelt und dabei das Wohl des Patienten auf der Strecke bleibt.

Thomas
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Klaus
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Beitrag von Klaus »

Ich kann mich nur allen Statements anschliessen und darauf hinweisen, dass in den entsprechenden Posts immer wieder auf die Notwendigkeit einer stationären REHA hingewiesen wird, mit allen relevanten Informationen, die einen Vergleich zu solchen ambulanten Angeboten leicht macht.

Gruss
Klaus
Dr. Trobisch
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Dr. Trobisch »

Der Author dieses Themas hat eine sehr subjektive Darstellung mit klarem Interessenkonflikt (als Chef einer Schrothklinik).

Ich moechte ein neutrales Kommentar abgeben. Dabei spreche ich mich ausdruecklich weder fuer noch gegen eine ambulante Skoliosetherapie aus.

Otman et al haben 2005 im Saudi Med J. ihre Ergebnisse zur Wirksamkeit der ambulanten "Schroth"-Behandlung publiziert und testieren einen durchaus positiven Effekt. Diese Studie weist aehnliche Limitierungen auf, wie Studien zur Inpatient-Schroththerapie.

Gibt man bei Pubmed "Schroth" und "Scoliosis" ein, erhaelt man keine 5 Originalarbeiten von unabhaengigen Authoren (wenn man Herrn Weiss durch die Verwandschaft zu Katharina Schroth einen Interessenkonflikt unterstellt), die die Wirksamkeit der Inpatient-Schroththerapie aufzeigen.
Mir ist ebenso keine Studie bekannt, die in einem klar randomisierten Design die langfristige Ueberlegenheit der Inpatient-Schroththerapie gegenueber anderen Therapiealternativen nachweist.

Bis auf die kuerzlich im Journal of Bone and Joint Surgery publizierte Studie von Katz et al, verfuegt die skoliosespezifische Wissenschaft ohnehin ueber keine prospektiv randomisierte und verblindete Studie.

Somit muss jeder Patient vor Beginn einer Therapie ueber die limitierte Studienlage aufgeklaert werden. Dieses gilt fuer die ambulante Skoliosetherapie genauso wie fuer die stationaere.

Sollte sich jedoch eine ambulante Physiotherapie im direkten Vergleich zur stationaeren Therapie als gleichwertig erweisen, waere das aus logistischen Gruenden sowie aus finanziellen Gruenden durchaus wuenschenswert.
Diese Frage wird sich letztendlich nur in einer prospektiv randomisierten Studie klaeren lassen.


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Thomas
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Thomas »

Man sollte vielleicht erwähnen, dass Dr. Trobisch ein chirurgisch tätiger Arzt ist, der, so wie es aussieht, wie in den USA üblich, nicht sehr viel von der konservativen Skoliosetherapie hält. Aber das ist ja ok. Und wenn man bedenkt, dass in den USA immernoch Boston-Korsett, das bei uns schon längst nicht mehr verwendete Milwaukee, und als Alternative dann Soft-Korsetts wie das Spinecor die Regel sind. Da ist natürich klar, dass dort die meisten Skoliotker irgendwann auf dem Operationstisch landen. Da könnte dann selbst Schroth nicht merh viel ausrichten.

Ich glaube übrigens, dass die Amerikaner bei den Operationstechniken durchaus sehr weit sind. Gerade die Klammertechnik bei Kleinkindern, mit der sich Dr. Trobisch in den USA ja unter anderem beschäftigt, ist sicherlich eine ingteressante Zukunftsperspektive. Nur eben nicht für die Masse.

Thomas
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo,
Dr. Trobisch hat geschrieben:Otman et al haben 2005 im Saudi Med J. ihre Ergebnisse zur Wirksamkeit der ambulanten "Schroth"-Behandlung publiziert und testieren einen durchaus positiven Effekt. Diese Studie weist aehnliche Limitierungen auf, wie Studien zur Inpatient-Schroththerapie.

Gibt man bei Pubmed "Schroth" und "Scoliosis" ein, erhaelt man keine 5 Originalarbeiten von unabhaengigen Authoren (wenn man Herrn Weiss durch die Verwandschaft zu Katharina Schroth einen Interessenkonflikt unterstellt), die die Wirksamkeit der Inpatient-Schroththerapie aufzeigen.
Mir ist ebenso keine Studie bekannt, die in einem klar randomisierten Design die langfristige Ueberlegenheit der Inpatient-Schroththerapie gegenueber anderen Therapiealternativen nachweist.
Manchmal ist es besser, seinen (hoffentlich gesunden) Menschenverstand einzusetzen, als nach irgendwelchen Studien zu suchen ...!
Bis auf die kuerzlich im Journal of Bone and Joint Surgery publizierte Studie von Katz et al, verfuegt die skoliosespezifische Wissenschaft ohnehin ueber keine prospektiv randomisierte und verblindete Studie.
Wie wollen Sie denn so etwas randomisieren und verblinden?!
1. Jede Skoliose ist anders;
2. Sollen dann Menschen unbehandelt bleiben (mit der Gefahr einer erheblichen Progredienz), nur damit man einen Vergleich hat;
3. Verblinden geht vielleicht bei Medikamenten und bei bestimmten Operationen, aber nicht bei Krankengymnastik, wo der Patient aktiv beteiligt ist!
Somit muss jeder Patient vor Beginn einer Therapie ueber die limitierte Studienlage aufgeklaert werden. Dieses gilt fuer die ambulante Skoliosetherapie genauso wie fuer die stationaere.
Sehe ich nicht so. Es gibt auch ohne Studien genügend lebende Beweise dafür, daß die KG nach Schroth wirksam ist. Man braucht nur die Augen aufzumachen.
Sollte sich jedoch eine ambulante Physiotherapie im direkten Vergleich zur stationaeren Therapie als gleichwertig erweisen, waere das aus logistischen Gruenden sowie aus finanziellen Gruenden durchaus wuenschenswert.
Diese Frage wird sich letztendlich nur in einer prospektiv randomisierten Studie klaeren lassen.
Sie klammern sich an Studien und sind dabei ziemlich kühl und distanziert. Die Patienten hinter den Diagnosen, ihre Schicksale und Schmerzen, interessieren Sie wohl nicht besonders. So etwas entsetzt mich.
Ich kann nicht beurteilen, was Sie als Chirurg drauf haben. Aber selbst, wenn Ihre Fähigkeiten da unübertroffen sind: Ich würde mich nicht von Ihnen behandeln lassen, sondern einen Arzt suchen, der nicht nur Fachkompetenz hat, sondern auch menschlich etwas herüberbringt.

Anne
Ausgewachsen und trotzdem korrigierendes Korsett? - Na klar!

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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von sloopy »

Ich hab grad keine Zeit auf Dr. Trobischs Beitrag zu antworten, muss dir, liebe Anne, aber schnell sagen- ich finde deinen Beitrag einfach nur klasse!!! :goodpost:

Lieben Gruß,
sloopy
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von minimine »

Hallo Herr Dr. Trobisch,
Otman et al haben 2005 im Saudi Med J. ihre Ergebnisse zur Wirksamkeit der ambulanten "Schroth"-Behandlung publiziert und testieren einen durchaus positiven Effekt. Diese Studie weist aehnliche Limitierungen auf, wie Studien zur Inpatient-Schroththerapie.
Und ist dieser positive Effekt denn auch genauso, wie bei stationärer Therapie? Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen. Wenn man allein die Anfängerwoche einer Schroth-Reha hernimmt, dann hat man dort ca. 14 Stunden, in denen man die Basics lernt (wohl gemerkt lernt, noch nicht durch Übungen verfestigt!!).
Dafür alleine bräuchte man ambulant 42 Einheiten bei einem niedergelassenen Schroth-Therapeuten (der noch nichtmal dafür authorisiert ist, jemandem das Schrothen beizubringen!). Die Orthopäden jammern doch schon, wenn sie einem Patienten ein Rezept mit 6 Einheiten verordnen sollen, wie soll das denn bitte funktionieren??
Bei allem Respekt für Studien, aber manchmal ist die reine Logik vielleicht besser...
Gibt man bei Pubmed "Schroth" und "Scoliosis" ein, erhaelt man keine 5 Originalarbeiten von unabhaengigen Authoren (wenn man Herrn Weiss durch die Verwandschaft zu Katharina Schroth einen Interessenkonflikt unterstellt), die die Wirksamkeit der Inpatient-Schroththerapie aufzeigen.
Von wem soll denn dann so eine Studie dann gemacht werden, wenn nicht von einem Chefarzt einer Schroth-Klinik?? Genauso könnte man bei Studien über die operative Therapie sagen, es dürfte kein Chirurg so eine Studie durchführen?!?
Außerdem ist es z.B. Dr. Weiß, der neuerdings behauptet, dass zwar eine Reduzierung von 6 Reha-Wochen auf 4-5 nicht mehr wirksam ist, aber eine weitere Reduzierung auf 3-5 Tage sogar besser wäre... :rolleyes:
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Ich finde Studien zwar interessant, aber ehrlich gesagt sind mir Studien schnurzpiepegal. Wenn ich nach Studien gehen würde, dürfte ich weder ne 50° Skoliose haben, ich dürfte kein Korsett tragen, müsste aber Schmerzen haben... Als Patient ist mir wichtig, was mir hilft und mir helfen Schroth-Reha-Aufenthalte ungemein, währenddessen eine ambulante Therapie schon wesentlich weniger effektiv ist. Zumal auch die langanhaltende Motivation irgendwann mal beim motiviertesten Skoliotiker nachlassen dürfte.

LG
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von robinho »

Die gesamte Medizin lebt doch aber von Studien. Heilmittel hat man immer nach dem Prinzip Versuch-Irrtum gefunden.
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von sloopy »

Hallo Dr. Trobisch!

Ich moechte keinen neutralen Kommentar abgeben, sondern einen aus Sicht einer Patientin, die zweidrittel ihres Lebens erfolgreich schrothet, ihre erste stationäre Schroth-Intensiv-Reha vor 19 Jahren noch unter Frau Lehnert gemacht hat und anschliessend noch sechs weitere Male in Sobernheim war.

Dr. Trobisch hat geschrieben:Der Author dieses Themas hat eine sehr subjektive Darstellung mit klarem Interessenkonflikt (als Chef einer Schrothklinik).
Klar hat er einen Interessenkonflikt, ich denke aber, dass er auch überzeugt ist von dem, was er da tut. (War übrigens Dr. Weiß auch jahrelang, solange er noch Chefarzt in Bad Sobernheim war... :rolleyes:)


Ich kenne lediglich das Weiß'sche Angebot zur ambulanten Skoliose-Therapie (http://www.tz-im-forum.com/images/AIRS.pdf) und das ist in meinen Augen ein Witz. Wenn es nicht so traurig und unverschämt wäre, könnte man glatt drüber lachen. Das fängt ja schon beim Namen an: 3-tägige ambulante Intensivrehabilitation- sehr intensiv, wenn ich um 8:30 Uhr anfange, um 14:30 Uhr aufhöre und zwischendrin noch 1,5 Stunden Pause mache.

Man startet am ersten Tag nach der Erarbeitung des Sagittalprofils mit dem freien Üben, ja was soll man denn bitteschön üben, wenn man noch keine Übungen gelernt hat??? Die Erarbeitung der wichtigsten Schroth Übungen steht ja erst am dritten (und letzten) Tag auf dem Programm, das macht natürlich Sinn... Studie hin oder her- wie soll das denn bitte den gleichen Effekt haben (oder sogar noch besser sein :!:, das muss man sich mal vorstellen...) wie eine dreiwöchige Reha, in der ich täglich von 8:00 bis 17:00 Uhr volles Übungsprogramm habe???

Eine solche ambulante Reha ist garantiert besser als gar nichts zu tun (und dafür braucht es keine Studie um das festzustellen ;)), aber man kann bei drei Tagen niemals den gleichen Übungseffekt haben wie bei drei Wochen. Das sagt mir mein gesunder Menschenverstand.

Sollte sich jedoch eine ambulante Physiotherapie im direkten Vergleich zur stationaeren Therapie als gleichwertig erweisen, waere das aus logistischen Gruenden sowie aus finanziellen Gruenden durchaus wuenschenswert.
Besonders, wenn wie im Fall von Dr. Weiß darauf hingewiesen wird, dass man die Krankenkasse um Kostenübernahme bitten soll, indem man auf eine mehrwöchige stationäre Behandlung verzichtet. Und dann darf man die Unterbringung und Verpflegung im Hotel auch noch selber zahlen- das ist für den Patienten auf jeden Fall sehr wünschenswert.*ironie aus*

Egal, was die von Ihnen genannten Studien besagen- im Sinne der Patienten ist sowas sicher nicht!!! :wall:

Herzliche Grüße,
sloopy
Mein Thread: Mein CCtec (Erwachsenen)korsett und ich

"Bewahre mich vor dem naiven Glauben,es müsse im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen." (Antoine de Saint-Exupéry)
Dr. Steffan
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Dr. Steffan »

Dr. Trobisch hat geschrieben:Der Author dieses Themas hat eine sehr subjektive Darstellung mit klarem Interessenkonflikt (als Chef einer Schrothklinik).
Das sehe ich definitiv anders. Sie unterstellen mir, aus geschäftlichen Gründen für oder gegen eine Therapie zu sein.
Dazu nur so viel, ich bin nicht aus geschäftlichen Gründen Chefarzt der Asklepios Katharina-Schroth-Klinik, sondern aus Überzeugung.
Mein damaliger Doktorvater äußerte einmal sein Bedauern darüber, dass ich als hoffnungsvoller Skolioseoperateur ins konservative Lager wechselte. Dies tat ich, weil ich absolut überzeugt von der Methode Schroth bin. Da sie mich nicht persönlich kennen verzeihe ich ihnen diesen Angriff, wenn sie mich kennen würden wüssten sie, dass sie falsch liegen.
Ich moechte ein neutrales Kommentar abgeben. Dabei spreche ich mich ausdruecklich weder fuer noch gegen eine ambulante Skoliosetherapie aus.
Kennen sie die stationäre Therapie?
Otman et al haben 2005 im Saudi Med J. ihre Ergebnisse zur Wirksamkeit der ambulanten "Schroth"-Behandlung publiziert und testieren einen durchaus positiven Effekt.

In der Studie heißt es, dass die Therapie „5 days a week, in a 4-hour program for the first 6 weeks. After that, they continued with the same program at home.” durchgeführt wurde.
Das hat für mich stationären Charakter. Welche ambulante Therapie ist schon für 4 Stunden täglich über insgesamt 12 Wochen durchführbar?
Abgesehen davon bin ich mir über die Qualifikation der Skoliosetherapeuten in der Türkei nicht wirklich im Klaren.
Schön ist aber, dass es einen positiven Effekt gab, wie viel größer ist der zu erwartende positive Effekt dann erst bei einer stationären Therapie?
Abgesehen davon geht es bei der stationären Therapie nicht ausschließlich um die Übungen nach Schroth. Sehr wichtig ist der Kontakt der jugendlichen Skoliosepatienten untereinander. Das erhöht entscheidend die Motivation zum Korsettragen und zur weiteren ambulanten Therapie.
Gibt man bei Pubmed "Schroth" und "Scoliosis" ein, erhaelt man keine 5 Originalarbeiten von unabhaengigen Authoren (wenn man Herrn Weiss durch die Verwandschaft zu Katharina Schroth einen Interessenkonflikt unterstellt), die die Wirksamkeit der Inpatient-Schroththerapie aufzeigen.
Wer will diese Arbeiten geschrieben haben? Soweit mir bekannt, gibt es weltweit keine der Katharina-Schroth-Klinik vergleichbare Einrichtung. Man mag von Herrn Weiß halten was man will, aber er ist nun einmal der Einzige, der bisher auf verlässliche Daten einer intensiven Schroththerapie zurückgreifen konnte.
Wir behandeln hier jährlich etwa 5000 Patienten stationär und ambulant. Ohne überheblich klingen zu wollen, wer sonst kann auf eine so große Zahl an Skoliosepatienten zurückgreifen?
Mir ist ebenso keine Studie bekannt, die in einem klar randomisierten Design die langfristige Ueberlegenheit der Inpatient-Schroththerapie gegenueber anderen Therapiealternativen nachweist.
Die ist so, im Hinblick auf die Gesundheit der Patienten, auch nicht erstellbar. Es gibt aber sehr wohl eine Studie von Herrn Weiß, die belegt, dass die Skolioseverläufe deutlich besser mit der Schroththerapie sind als mit dem Vergleich unbehandelter Skoliosepatienten.
Bis auf die kuerzlich im Journal of Bone and Joint Surgery publizierte Studie von Katz et al, verfuegt die skoliosespezifische Wissenschaft ohnehin ueber keine prospektiv randomisierte und verblindete Studie.
Das Problem mit den verblindeten Studien ist, dass man sehr schnell die Sicht für die Realität verliert….sorry, ist sarkastisch.
Somit muss jeder Patient vor Beginn einer Therapie ueber die limitierte Studienlage aufgeklaert werden. Dieses gilt fuer die ambulante Skoliosetherapie genauso wie fuer die stationaere.
Ich weiß ja nicht nach welcher Methode sie Skoliosepatienten operieren, aber soweit mir bekannt, gibt es für die neueren Verfahren auch keine langfristigen Studien. Wissen das ihre Patienten?
Wie stellen sie sich das vor? "Hallo Frau Maier, mein Name ist Dr. Steffan, wir werden sie jetzt 3 Wochen behandeln, es ist aber nicht bewiesen, dass das was bringt"?????
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Silas »

Sehr geehrter Herr Dr. Trobisch,

Danke, dass Sie als Facharzt bereit sind, hier auch Ihre Sichtweise darzustellen. Das Forum lebt auch von solchen kontroversen Diskussionen.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Der Author dieses Themas hat eine sehr subjektive Darstellung mit klarem Interessenkonflikt (als Chef einer Schrothklinik).
Natürlich kann man hierin einen Interessenkonflikt sehen, allerdings durfte ich Dr. Steffan bereits kennenlernen und bin sicher, dass er den Chefarztposten nicht nur wegen der guten Bezahlung angenommen hat, sondern weil er an das Konzept glaubt und jeden Tag die Therapieerfolge sieht.
Ihm hier mehr als unterschwellig wenig ehrenhafte Beweggründe zum Verfassen dieses Beitrags zu unterstellen, finde ich persönlich grenzwertig.

Dr. Trobisch hat geschrieben: Ich moechte ein neutrales Kommentar abgeben. Dabei spreche ich mich ausdruecklich weder fuer noch gegen eine ambulante Skoliosetherapie aus.
Die Wirkung des Beitrags dürfte aber eine andere sein.
Außerdem halte ich die aufgeführten Studien für nur begrenzt aussagekräftig.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Somit muss jeder Patient vor Beginn einer Therapie ueber die limitierte Studienlage aufgeklaert werden. Dieses gilt fuer die ambulante Skoliosetherapie genauso wie fuer die stationaere.
Auch wenn ich ein großer Fan von fundierten Studien bin, gibt auch so etwas wie Erfahrungswerte, die in manchen Fälle mindestens so aussagekräftig sind oder Studien, die auf Grund von Vorgaben schon in der vorklinischen Phase scheitern, obwohl dabei etwas Nützliches rausgekommen wäre (würde man z.B. Acetylsalicylsäure (Aspirin) heute zulassen wollen, könnte das schon im Tierversuchsstadium scheitern, da es bei einigen Tierarten zu Nierenversagen führt).
Dr. Trobisch hat geschrieben: Sollte sich jedoch eine ambulante Physiotherapie im direkten Vergleich zur stationaeren Therapie als gleichwertig erweisen, waere das aus logistischen Gruenden sowie aus finanziellen Gruenden durchaus wuenschenswert.
Diese Frage wird sich letztendlich nur in einer prospektiv randomisierten Studie klaeren lassen.
Die Umsetzung halte ich für sehr schwierig. Zum einen haben Sie ja selbst sicher hinreichend Erfahrungen, dass sich 2 bei Entdeckung sehr ähnliche Skoliosen unbehandelt im weiteren Verlauf drastisch unterscheiden können. Zum anderen halte ich ein solches Vorgehen aus moralischen Gründen für problematisch - wie würde man im Nachhinein rechtfertigen wollen, dass ein Patient mehrere Wochen Intensiv-Reha erhielt, ein anderer 1x wöchentlich 20 min. mit Auftrag, die Übungen Zuhause täglich zu absolvieren (Compliance?) und letzterer dann soweit abrutscht, dass konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen.
Eine solche Studie müsste Jahre umfassen und wie soll man damit umgehen, dass manche Patienten zusätzlich ein Korsett benötigen?

Viele Grüße,
Silas
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Dr. Trobisch »

Sehr geehrter Herr Kollege,

ich habe Ihnen nie einen finanziellen Interessenkonflikt unterstellt. Sie geben aber bekanntermassen eine klare Stellung ab und propagieren die stationaere Schroththerapie. Alleine darin besteht bereits der Konflikt, der eine unabhaengige Beurteilung nicht mehr ermoeglicht.

Ich habe nie behauptet, dass eine ambulante Therapie aus 6x20 Minuten KG besteht. Ambulant heisst nicht im Krankenhaus schlafen. Dazu zaehlt man dann halt auch die 4-woechige Therapie mit 8 Stunden pro Tag.

Ich kenne die Studien von Herrn Weiss gut. Wir sind uns wahrscheinlich einig, dass seine mit dem Patiengut von Prof. Hopf randomisierte Studie die qualitativ beste Schrothstudie darstellt. Wie Sie dann aber auch wissen hat diese Studie diverse Limitierungen, die moeglicherweise dazu gefuehrt haben, dass sie lediglich in einer Zeitschrift publiziert wurde, bei der Herr Weiss im Editorial sitzt und nicht etwa in einer renommierten orthopaedischen Zeitschrift.

Ob und wie ich meine Patienten operiere hat keine Relevanz. Als Arzt bin ich dazu verpflichtet nach besten Wissen zu handeln und nicht nach bestem Glauben. Meine Erfolgskriterien sind eine langfristige Steigerung der Lebensqualitaet. Ich ueberrede nie einen Patienten zur OP und hat er auch 120 Grad. Ich stelle ihm die Wahrscheinlichkeit des weiteren Verlaufs bei verschiedenen Therapiemethoden dar.

Und ja, Sie sollten Frau Mayer durchaus sagen, dass Sie sie jetzt fuer 3 Wochen behandeln, aber nicht wissen, ob sich langfristig ein Schroth-Erfolg einstellt. Sie sind sogar als Arzt dazu verpflichtet.

Viele Menschen GLAUBEN, dass Schroth wirkt, aber keiner WEISS, dass sie wirkt. Es verhaelt sich halt aehnlich wie mit der Akupunktur. Ueber tausende von Jahren "wussten" Milionen von Menschen, dass sie wirkt. Dank der modernen Wissenschaft wissen wir, dass es ledgiglich der Placeboeffekt ist, der wirkt und dass die Lage der Nadeln irrelevant ist.

Sie koennen als Arzt zwar gerne davon ueberzeugt sein, dass Schroth wirkt, Sie duerfen es als Arzt aber nicht Ihren Patienten suggerieren, ohne dass Sie dafuer die wissenschaftliche Grundlage haben. Patienten muessen Aerzten vertrauen koennen. Dazu zaehlt, dass ein Arzt nach bestem Wissen im Sinne des Patienten handelt.

Sie wuerden den Skolioseaerzten einen grossen Gefallen tun, wenn Sie uns einen Einblick in Ihre Datenlage gewaehren. Sollte sich dann wirklich ein Vorteil der Schroththerapie gegenueber anderen Therapiealternativen zeigen, dann kann ich sie meinen Patienten besten Wissens empfehlen und werde dieses auch tun.

Sloopy: Ich goennen Ihnen die positive Wirkung der Schroththerapie sehr. Andererseits kann ich die provozierende Gegenfrage stellen: Warum muss man 17 Jahre schrothen, wenn ich die Skoliose in 30 Minuten gerade klammern kann. Eine kleine OP, die eine 2 cm Narbe hinterlaesst und nicht zur Versteifung oder Bewegungseinschraenkung fuehrt.

Silas: Die Umsetzung solcher Studien ist immer schwierig, aber moeglich. Das ist das grosse Problem, dass wir in der Wissenschaft haben. Allein die mit Studien verbundenen Probleme sollten uns jedoch nicht abschrecken. Manchmal dauert es halt Jahre bis wir eine Antwort haben. Es gibt Kontrollmechanismen, die bei ganz klarer Ueberlegenheit einer Methode, die Studie zum Abbruch fuehren lassen.
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Silas »

Dr. Trobisch hat geschrieben: Ob und wie ich meine Patienten operiere hat keine Relevanz. Als Arzt bin ich dazu verpflichtet nach besten Wissen zu handeln und nicht nach bestem Glauben. Meine Erfolgskriterien sind eine langfristige Steigerung der Lebensqualitaet. Ich ueberrede nie einen Patienten zur OP und hat er auch 120 Grad. Ich stelle ihm die Wahrscheinlichkeit des weiteren Verlaufs bei verschiedenen Therapiemethoden dar.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Und ja, Sie sollten Frau Mayer durchaus sagen, dass Sie sie jetzt fuer 3 Wochen behandeln, aber nicht wissen, ob sich langfristig ein Schroth-Erfolg einstellt. Sie sind sogar als Arzt dazu verpflichtet.
D.h. Sie sagen den Patienten vor der OP, dass es keine Langzeiterfahrungen gibt, dass die OP zu langfristigen Schmerzen führen könnte?
Einen solch ehrlichen Umgang mit den Patienten fände ich sehr gut, manche Patieten dürfte das aber sehr verunsichern.

Meine bisherige Erfahrung mit Menschen allgemein ist, dass niemand völlig objektiv ist und jeder - und sei es auch nur unbewusst - dazu neigt, das, was man selbst für das beste hält, zu priorisieren. Außerdem wird das Empfehlungsverhalten vom örtlichen Therapieangebot beeinflusst.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Viele Menschen GLAUBEN, dass Schroth wirkt, aber keiner WEISS, dass sie wirkt. Es verhaelt sich halt aehnlich wie mit der Akupunktur. Ueber tausende von Jahren "wussten" Milionen von Menschen, dass sie wirkt. Dank der modernen Wissenschaft wissen wir, dass es ledgiglich der Placeboeffekt ist, der wirkt und dass die Lage der Nadeln irrelevant ist.
Das ist jetzt aber schon Äpfel mit Birnen vergleichen. Diese Argumentation ließe sich übrigens auch auf die Klammermethode anwenden.
Am Anfang der Schroth-Reha wird der Ist-Zustand dokumentiert, am Ende nochmal und beim Überwiegenden Teil der Patienten ist eine deutliche Verbesserung gegeben, dass sich Wirbelsäulen via Placeboeffekt von selbst korrigieren ist schon sehr weit hergeholt.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Sie koennen als Arzt zwar gerne davon ueberzeugt sein, dass Schroth wirkt, Sie duerfen es als Arzt aber nicht Ihren Patienten suggerieren, ohne dass Sie dafuer die wissenschaftliche Grundlage haben. Patienten muessen Aerzten vertrauen koennen. Dazu zaehlt, dass ein Arzt nach bestem Wissen im Sinne des Patienten handelt.
Das ist doch graue Theorie.
Einerseits beeinflusst es Patienten selbst dann, wenn der Arzt sagt, es fehlen zwar wissenschaftliche Beweise, aber ich bin voll davon überzeugt - sonst würden ja alle Homöopathen verhungern.
Andererseits sieht es doch in der Praxis in Deutschland so aus, dass oft gar nicht die Zeit für eine allumfassende Aufklärung da ist und vielen Patienten Fachwissen (und manchen sogar IQ) fehlen, um das gehörte richtig deuten zu können. Die meisten Patienten werden wenn, der Arzt ihnen 10 Möglichkeiten zur Auswahl erläutert, die sie nur begrenzt verstehen, um eine Empfehlung bitten. Und kaum ein Arzt wird in dieser Situation sagen, dass leider keine der Therapieen durch Studien belegt ist und sich der Patient das Richtige selbst aussuchen soll, weil ein solcher Patient dann nämlich wahrscheinlich das Vertrauen verliert und zu einem Kollegen geht.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Sie wuerden den Skolioseaerzten einen grossen Gefallen tun, wenn Sie uns einen Einblick in Ihre Datenlage gewaehren. Sollte sich dann wirklich ein Vorteil der Schroththerapie gegenueber anderen Therapiealternativen zeigen, dann kann ich sie meinen Patienten besten Wissens empfehlen und werde dieses auch tun.
Auch Patienten würde das sehr interessieren - vielleicht wäre eine umfassende Auswertung ein gutes Thema für Doktoranden?
Dr. Trobisch hat geschrieben: Sloopy: Ich goennen Ihnen die positive Wirkung der Schroththerapie sehr. Andererseits kann ich die provozierende Gegenfrage stellen: Warum muss man 17 Jahre schrothen, wenn ich die Skoliose in 30 Minuten gerade klammern kann. Eine kleine OP, die eine 2 cm Narbe hinterlaesst und nicht zur Versteifung oder Bewegungseinschraenkung fuehrt.
Ist es wirklich so einfach und garantieren Sie mir, dass danach keine Schmerzen auftreten und ich nie wieder KG machen muss? Falls ja, hätte ich gerne einen Termin bei Ihnen.
Dr. Trobisch hat geschrieben: Silas: Die Umsetzung solcher Studien ist immer schwierig, aber moeglich. Das ist das grosse Problem, dass wir in der Wissenschaft haben. Allein die mit Studien verbundenen Probleme sollten uns jedoch nicht abschrecken. Manchmal dauert es halt Jahre bis wir eine Antwort haben. Es gibt Kontrollmechanismen, die bei ganz klarer Ueberlegenheit einer Methode, die Studie zum Abbruch fuehren lassen.
Seit ich beruflich Studien ausgewertet und selbst welche erstellt und an welchen teilgenommen habe, sehe ich Studien noch kritischer.

Zunächst ist die Frage der Kandidatenauswahl nicht immer so eindeutig. Gerade wollte ich an einer klinischen Studie teilnehmen, habe alle Voraussetzungen erfüllt, der Studienleiter sagte mir dann aber, dass er es bei meinem Zustand nicht verantworten könne, dass ich in der falschen Gruppe lande. Eine solche Vorselektion verfälscht die Ergebnisse.
Richtig prima lassen sich Ergebnisse aber durch Anwendung verschiedener statistischer Untersuchungsmethoden beeinflussen (zumindest in meinem Job kommt es oftmals vor, dass Statistik ein probates Mittel ist, um die eigene Meinung zu "objektivieren").

Den Zeitfaktor sehe ich übrigens nicht als den limitierenden an, sondern den moralischen.

Ein bewusst extrem gewähltes Beispiel:
In der Psychiatrie ist es einhellige Meinung, dass Lithium nachgewiesener Maßen das einzige Psychopharmakon sei, das eine suizidpräventive Wirkung habe. Diese Erkenntnis stützt sich auf Erfahrungen und begrenzt aussagekräftige Ergebnisse anderer Studien, die das angeblich als Nebenergebnis zeigten.
Es wäre wohl ziemlich problematisch, 500 suizidale Patienten wahlweise mit Lithium oder Placebo zu behandeln und dann abzuwarten, wie viele sich nach einer gewissen Zeit umgebracht haben, auch wenn das wissenschaftlich gesehen das korrekte Vorgehen wäre.
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von sloopy »

Hallo Dr. Steffan, hallo Dr. Trobisch,

vielen Dank für Ihre Stellungnahmen! Jetzt wird's ja richtig spannend ;D
Dr. Trobisch hat geschrieben:Als Arzt bin ich dazu verpflichtet nach besten Wissen zu handeln und nicht nach bestem Glauben. Meine Erfolgskriterien sind eine langfristige Steigerung der Lebensqualitaet. Ich ueberrede nie einen Patienten zur OP und hat er auch 120 Grad. Ich stelle ihm die Wahrscheinlichkeit des weiteren Verlaufs bei verschiedenen Therapiemethoden dar.
Und das macht Dr. Steffan auch nicht anders!. Auch wenn er Leiter einer konservativ behandelnden Schroth-Klinik ist, informiert er bei Bedarf seine Patienten über die Möglichkeit einer OP und sagt ihnen, wann die Grenzen der konservativen Therapie erreicht sind.
Dr. Trobisch hat geschrieben:Und ja, Sie sollten Frau Mayer durchaus sagen, dass Sie sie jetzt fuer 3 Wochen behandeln, aber nicht wissen, ob sich langfristig ein Schroth-Erfolg einstellt. Sie sind sogar als Arzt dazu verpflichtet.
Das fördert die Compliance bestimmt ungemein. :scherzkeks:
Dr. Trobisch hat geschrieben:Viele Menschen GLAUBEN, dass Schroth wirkt, aber keiner WEISS, dass sie wirkt. Es verhaelt sich halt aehnlich wie mit der Akupunktur. Ueber tausende von Jahren "wussten" Milionen von Menschen, dass sie wirkt. Dank der modernen Wissenschaft wissen wir, dass es ledgiglich der Placeboeffekt ist, der wirkt und dass die Lage der Nadeln irrelevant ist.
Der Vergleich hinkt jetzt aber gewaltig, das kann man doch gar nicht vergleichen. Bei Akkupunktur "sitzt man rum und wartet drauf, das was passiert" (natürlich übersspitzt gesagt) während man bei Schroth aktiv seinen Körper aufrichtet und Muskeln aufbaut. Wenn ich am Ende einer dreiwöchigen Schroth-Reha 2 cm gewachsen bin und mein Skoliometerwert sich deutlich verbessert hat, dann ist das für mich als Patient ein messbarer Erfolg, den man nicht mit Placeboeffekt begründen könnte.

Dr. Trobisch hat geschrieben:Sie koennen als Arzt zwar gerne davon ueberzeugt sein, dass Schroth wirkt, Sie duerfen es als Arzt aber nicht Ihren Patienten suggerieren, ohne dass Sie dafuer die wissenschaftliche Grundlage haben. Patienten muessen Aerzten vertrauen koennen. Dazu zaehlt, dass ein Arzt nach bestem Wissen im Sinne des Patienten handelt.
Dr. Steffan zu unterstellen, dass er nicht nach bestem Wissen und im Sinne der Patienten handelt, finde ich schon ne Nummer zu krass. Und als seine Patientin kann ich mit Überzeugung sagen, dass ich ihm vertraue (übrigens im Gegensatz zu seinem Sobernheimer Vorgänger ;)).

Dr. Trobisch hat geschrieben:Sloopy: Ich goennen Ihnen die positive Wirkung der Schroththerapie sehr. Andererseits kann ich die provozierende Gegenfrage stellen: Warum muss man 17 Jahre schrothen, wenn ich die Skoliose in 30 Minuten gerade klammern kann. Eine kleine OP, die eine 2 cm Narbe hinterlaesst und nicht zur Versteifung oder Bewegungseinschraenkung fuehrt.
Dr. Trobisch, Sie wären nicht der erste Arzt, der mir eine OP vorschlägt, aber ich habe diese bisher immer dankend abgelehnt. Dafür geht es mir einfach zu gut! Und was die kleine OP mit 2cm Narbe ohne Versteifung betrifft- wie sieht es denn hier mit Langzeiterfahrungen aus? Meines Wissens nach gibt es die noch nicht, oder? Nach Ihrer Argumentation dürften Sie mir also diese OP dann ja auch nicht nahelegen.

Gruß,
sloopy
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Dr. Trobisch
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Re: Ambulante Skoliosetherapie

Beitrag von Dr. Trobisch »

Sloopy: Deswegen ja der Zusatz "provokativ". Und deswegen empfehle ich 95% der Patienten eben nicht die Klammern. Weil es noch keine Langzeitstudien gibt. Solche Patienten, die diese Methode dennoch wuenschen und in Frage kommen sind in der Regel extrem gut aufgeklaert durch eigenstaendige Recherche im Internet. Diesen Patienten sage ich ganz klar, dass erste Ergebnisse vielversprechend sind, aber es weder direkt vergleichende Studien noch Langzeiterfahrungen gibt.

Ich finde den Placebovergleich nicht hinkend. Ich spreche ja nich von Schroth versus Abwarten sondern von Schroth-stationaer versus Schroth-ambulant oder auch von Schroth versus z.B. regelmaessiges Tanzen.
Ich habe z.B. eine Patienten, die Profitaenzerin ist (damals 14 Jahre), die durch Koerperspannung ihre Skoliose im Roentgen vn 50 auf 30 Grad korrigieren konnte. Von Schroth hat sie nie was gehoert. Da diese standige Koerperspannung jedoch enormen Energieaufwand kostete und die Skoliose trotzdem zunahm hat sie sich zur OP entschieden. Heute, 1 Jahr nach OP ist wieder Profitaenzerin.
Wie gesagt, ich sage nicht das KG schlecht ist. Ich sage lediglich, dass es bisher nicht eindeutig bewiesen ist, dass Schroth besser ist als andere KG Formen
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