Morgen ist es zwei Wochen her, daß ich operiert wurde.
Bericht
Zur Sedierung bekam ich vorab DORMICUM i.v.
Die OP wurde in einer belegärztlichen Privatklinik ambulant unter Vollnarkose (total i.v.; verwendet wurden PROPOFOL, SUFENTA und CLONIDIN)
durchgeführt. Im Gegensatz zu früheren Narkosen fand ich diese Narkose sogar angenehm.
Wegen meiner Stoffwechselerkrankung wurde mir außerdem HYDROCORTISON i.v. verabreicht.
Zur Schmerzbekämpfung nach der OP hätte ich eigentlich DICLOFENAC erhalten sollen (Standard), was ich jedoch wegen bekannter Unverträglichkeit zugunsten von IBUPROFEN (1600 mg/d) ablehnte. Da ich es nur wenige Tage einnahm, konnte auf einen Magenschutz verzichtet werden. Als Bedarfsmedikament war mir zusätzlich NOVAMINSULFON (METAMIZOL) verschrieben worden, welches ich jedoch nicht benötigte.
Da ich von dem DORMICUM noch etwas schläfrig war, blieb ich länger als geplant im Aufwachraum. Ich bekam ein paar Kekse (für den Blutzucker) und eine Cola (für den Kreislauf). Anschließend wurde ich mit dem Taxi zum Berufsförderungwerk gebracht, wo ich meine Ausbildung absolviere und auch wohne. In meinem Zimmer legte ich mich gleich zum Schlafen hin. Meinen Fuß, den sie in einen rosafarbenen Verband eingepackt hatten (Frauen erhalten dort rosafarbene Verbände, Männer blaue – wie klischeehaft...

), legte ich zusammen mit einem Cool Pack auf einem Kissen hoch.
Während ich ansonsten auf dem Bauch liegend schlafe, muß ich zur Zeit auf dem Rücken liegen, was etwas ungewohnt ist.
Am nächsten Tag mußte ich in der Praxis (die glücklicherweise leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist)
zum Verbandswechsel antreten. Mein Fuß sah scheußlich aus, geschwollen und mit blauen Zehen. Die Naht (4 Stiche) war bzw. ist auch nicht besonders schön. (Aber ist ja nur am Fuß.

) Es blutete nach. Ich bekam einen neuen Verband, eine Antithrombosespritze (MONO EMBOLEX) und Antithrombosespritzen für "zu Hause" mit. (Im Gegensatz zu CLEXANE, die ich nach früheren Operationen erhalten habe, machen diese Antithrombosespritzen kaum blaue Flecken.) Auf meinen Wunsch hin wurde ich nicht für 3, sondern nur für 1 Woche krankgeschrieben.
Am Abend konnte ich bereits duschen, auf einem Bein stehend. Um den Verband nicht naßzumachen, hatte ich eine Plastiktüte darübergestülpt und mit Heftpflaster (Tape wäre noch besser) befestigt.
Beim nächsten Termin wurde mein Fuß geröntgt.
Der Orthopäde war sehr begeistert über seine Leistung ("Sieht aus wie im Lehrbuch!") und verpaßte mir einen blau-gelben Verband. Das war am dritten Tag nach der OP.
Da mir das Herumliegen im Zimmer zu langweilig wurde, erschien ich wieder im Unterricht. (Ich habe dort die Möglichkeit, das Bein auf einem zweiten Stuhl hochzulegen, sowie nette, hilfsbereite Klassenkameraden. Überhaupt bekomme ich hier im Internat alle Hilfe, die ich benötige.)
Letzten Donnerstag wurden die Fäden gezogen, was sehr unangenehm war, da sie offenbar schon begonnen hatten einzuwachsen. Seitdem habe ich kaum noch Schmerzen, und die Schwellung wird auch zunehmend weniger. Ich benötige keinen Verband mehr, nur noch ein Pflaster.
Weil mein großer Zeh noch immer auf dem zweiten Zeh "klebt", werde ich noch eine Schiene erhalten, mit deren Hilfe er "umerzogen" werden soll.
Da das Gehen an Krücken (die ich mir zusammen mit dem Spezialschuh in der Woche vor der OP in einem Sanitätshaus besorgen und zur OP mitbringen mußte) sehr anstrengend ist, habe ich 2 kg abgenommen und bin auch relativ schnell erschöpft. Lange Wege sind da nicht drin, und schwere Rucksäcke auch nicht.
An sich komme ich mit meiner vorübergehenden Behinderung gut klar. Was mich jedoch wütend macht, sind die vielen gleichgültigen und egoistischen Menschen in der Stadt. Selbst wenn man sich hilfesuchend umsieht, hilft einem kaum jemand, eher im Gegenteil. Manche schauen einfach weg. Andere sehen sehr wohl, daß man Hilfe bräuchte, mustern einen aber nur neugierig, ohne auch nur einen Finger zu krümmen. Und dann gibt es noch die, die einen mit Absicht überholen oder wegschubsen. Insbesondere im Bahnhof ist es schlimm. Einmal bin ich auf der Rolltreppe ausgerutscht. Mindestens 10 Leute haben zugesehen, keiner hat mir die Hand hingehalten.
Als ich meine Eltern besucht habe, habe ich deutlich gemerkt, daß auf dem Land noch etwas mehr Hilfsbereitschaft vorhanden ist als in der Stadt. Wenn ich in der Stadt ein öffentliches Verkehrsmittel betrete, stehen dort nur noch die alten Leute (die eigentlich selber Probleme mit dem Gehen haben) auf, um einen Platz freizumachen. Manche Busfahrer lassen mich umsonst mitfahren, andere haben keine Geduld zu warten, bis ich ausgestiegen bin.
Was ich auch hasse, sind diese Türen, die schwer aufgehen und/oder gleich wieder von selber zugehen. Wenn man da nicht sehr schnell ist, kriegt man eins hinten drauf. Manche Leute halten einem diese Türen dann auf, während andere sie einfach hinter sich zufallen lassen, obwohl sie mich meist sogar davorstehen sehen.
Ich wünsche allen diesen rücksichtslosen Menschen und auch denen, die diese zuschnappenden Türen anbringen lassen, daß sie sich mal ein Bein brechen. Ja, ist nicht nett, ich weiß. Aber ich stehe dazu.
VG, Anne