Willkommen im Club (?)

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janvi
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Diagnose: Kypho 65 Grad
Therapie: erstes Rahmouni 2006
Basa 2006
zweites Rahmouni 2016
Basa 2017
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Willkommen im Club (?)

Beitrag von janvi »

Nachdem ich das Forum von hinten bis vorne durchgelesen habe, hier auch mal ein Posting im Anschluss an meinen ersten Besuch bei Dr. Hoffmann und H. Rahmouni. Diagnose: Kyphose mit 65 Grad nach Cobb. Rezept mit 3 Wochen Kur und einmal gipsen.

Die dazu passende Vorgeschichte und meine Eindrücke sind natürlich eine etwas längere Geschichte, aber bitte - falls es jemand interessiert: Meine Kyphose wurde bereits vor etwa 20 Jahre in der Pubertät festgestellt, Dr. Gerlach (Stuttgart Degerloch, jetzt natürlich längst in Rente) verschrieb korrigierende Einlagen für die Schuhe und natürlich jede Menge KG. Wie das eben so ist, macht man sowas als Jugendlicher nicht so gerne. Schulsport war bei mir immer gerade noch 4-5 und die Sache mit der lästigen KG ist nach ein paar Jahren erfolgreich im Sand verlaufen. Erfolgreich insofern, daß ich 1988 nach einem Fernost Besuch Gefallen an TeakwonDo gefunden habe und fortan sportlich das nachgeholt habe wo der Schulsport (Fussball+kick+und renn und heute springen wir alle in ein Loch mit Sand und der wo am weitesten springt kriegt die beste Note.... @@!-$Q@§...) . Später habe ich mich bei Akrobatik und Klettern engagiert und das macht mir noch immer Spaß. Bis etwa 2000 hatte ich keine Rückenprobleme (Ausnahme nervende Freundin: "Wie hängst denn du wieder rum" oder "Sitz mal anständig" etc). Dann ging es los mit einseitigen Schmerzen im Po bzw. LWS, also dort wo vom Buckel eigentlich gar nix zu sehen ist. Allgemeinarzt spritzt und verabreicht entzündungshemmene Medikamente die normal gegen Rheuma sind; Aber geholfen haben sie o Wunder mehr oder weniger. Bis es 2003 so weit war, dass ich die Schuhe nicht mehr selbst anziehen konnte bzw. auch keinen Meter weiter als nötig laufen wollte.

In dieser Situation habe ich mir gedacht, daß die zuletzt gemachte Behandlung des Hausarztes offensichtlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann und habe einen Orthopäden aufgesucht (Gemeinschaftspraxis Becker-Lingg zu Tübingen). Dieser hat geröngt, aber leider nur die LWS um nachzuschauen ob die Schmerzen von den Bandscheiben kommen, was aber nicht der Fall war. Die Behandlung der Schmerzen erfolgte durch einrenken. Hierbei wurde mir in einem sehr gut abgewarteten und mich während der Untersuchung völlig überraschenden Moment das Becken ruckartig und gewaltsam verdreht. Es hat dabei zwei mal gekracht ud ich habe geschrien wie am Spiess. Nach nur 5 Minuten waren die Schmerzen aber soweit abgeklungen dass sie sogar wieder als "gehfähig" zu akzeptieren waren. Mit weiteren Wochen an Extenstion und Massage wurde es sogar über ein ganzes Jahr lang wieder richtig gut, um nicht zu sagen ziemlich beschwerdefrei. Seit Ende letztem Jahr spüre ich die betreffenden Stellen aber wieder ganz ordentlich, wenngleich sie bislang nicht in die akute Phase eingetreten sind, in welcher sie schon mal waren. Da ich Angst habe, daß die Schmerzen sehr schnell wieder so werden könnten wie ich sie noch in Erinnerung habe, habe ich mich ich in dieser Situation (ohne dass eine akute Schmerzbekämpfung um Vodergrund ist) um einen weiteren Termin bei einem Orthopäden bemüht. Diesmal fast zufällig weil ich in Stuttgart wohne, bei Dr. Hofmann und ich habe bislang das Gefühl dass es ein Treffer werden könnte.

Fast wollte ich aufgeben, weil das Tel. immer belegt war, bin dann aber doch plötzlich überraschend schnell durchgekommen und hatte 2 Wochen später einen Termin. Morgends um 9:00 hoffte ich natürlich der erste zu sein und nicht warten zu müssen. Im Wartezimmer zählte ich aber 14 Personen vor mir zumal es schon um 8:00 losgeht. Eine Sprechstundenhilfe am ständig klingelenden Telefon, die sich aber trotzdem nicht im geringsten aus der Ruhe bringen lässt. Offensichtlich schon klingelresistent, beantwortet sie Allen in der Schlange anstehenden Patienten ihre Fragen gleichzeitig mit ausgesuchter Geduld und Freundlichkeit. Dahinter n weitere Sprechstundenhilfen die im Laufschritt durch die Praxis eilen als gälte es einen Notfall zu versorgen. Über eine Std. Wartezeit nutzte ich unter anderem um mit einer Sprechstundenhilfe ältere Röntgenbilder einzulesen, welche auf auf CD dabei hatte. Dies bereitete erhebliche Schwierigkeiten da diese in einem proprietären Format gespeichert wurden. Zu diesem Format war zwar ein Viewer mit Vermessungsmöglichkeiten gleich auf der CD dabei drauf, der war jedoch für ein ebenso propietäres Betriebssystem, welches es eigentlich normalerweise nur in Redmond (USA) gibt. Die Bedienoberfläche war zudem mindestens so alt wie meine Kyphose und obwohl ich das Teil daheim bereits probiert hatte benötigten wir mehrere Computer mit verschiedenen Anläufen um mehr als einen schwarzen Hintergrund sehen zu können. Eigentlich eine typische Aufgabe für einen Diplomanten hier mal was gescheites zu schreiben was in jeder Praxis passt. Aber medizinisch wir befinden uns ja noch so ziemlich in der Steinzeit wo man so moderne Dinge wie Röntgen oder Orthesen in den Praxen noch nicht so recht breitflächig bekannt sind und einen Studiengang Medizinische Informatik gibt es ja auch erst seit höchstens zehn Jahren ganz vereinzelt an wenigen FH.

Sodann musste ich 110 Eur für die Stereokamera unterschrieben, weil das ja keine Kassenleistung ist. Ein wahrhaft wundersamer Apparat mit Computer welcher sich "Diers Formetric" nennt. Nochmals ein Bravo an die Kassen - lieber zahlen die 20 nutzlose Röntgenaufnahmen weil das im Leistungskatalog drinnensteht. Die Leistungsfähigkeit der 3D Optik war hingegen einfach verblüffend. Einige Dinge hatte mir Dr. Hofmann 5 Minuten zuvor nach einer manuellen Untersuchung bereits gesagt: Nicht erhebliche Skoliosewinkel <5 Grad - Originalzitat: Sieht doch gar nicht so schlecht aus! Au wei, das kenne ich doch schon - jetzt kommt der auch noch damit her-welch ein Weichei bin ich eigentlich? Aber dann, der Kyphosenwinkel mit 64,9 Grad schwarz auf weis im Ausdruck. 65 Grad wurden zuvor manuell mit dem Lineal auf dem neuen Röntgenbild gemessen. Beckentorsion in Grad, Grübchenabstand über dem Po in mm, Rumpflänge in mm, Lotabweichung, Gewichtsverteilung (bin etwas rechtslastig was ich vom Sport auch schon wusste) und ein aus der Oberfläche berechnetes Wirbelsäulenprofil mit den Rotationen der einzelnen Wirbel. Grafische Ansicht der WS in Schnitt und Draufsicht neben der ersten Ableitung der Steigungen. Alles natürlich in Sekundenschnelle. Warum röngt man eigentlich überhaupt noch und warum können die optischen 3D Resultate nicht ebenfalls in einem offenen XML Format von CD oder online von jedem X- beliebigen Orthopädiemechaniker gelesen werden? Hierzu sollte man vielleicht nohmals einen Praktikanten oder Diplomanten zur Entwicklung verschleissen? Nochmals Bravo für unser Gesundheitssystem. Lieber fängt die nächste Arztpraxis wieder mit einem nichtsnutzenden Röntgenbild bei Null an. Das spart sicher Kosten im Gesundheitssystem und die Leute haben weiter Schmerzen ohne zu wissen warum.

Was bei 65 Grad angesagt ist, hatte ich zum Glück hier schon mal gelesen, so daß ich nicht allzu überrascht war. Dr. Hoffmann hat gemerkt dass ich mich schon vorab informiert hatte. Trotzdem war das kurz eine komische Situation so etwas als Arzt auf die Schnelle mal während dem Ausfüllen des Rezepts an den Pationen in einer Minute verbal "rüberzubringen". Die Schmerzen bei mir kommen übrigens offensichtlich von einem .....- Syndrom, wo ich mir auf die Schnelle aber trotz Nachfragen dummerweise den Namen nicht merken konnte. Im Röntgenbild Seitenprojektion sieht man dazu, daß sich hierbei in LWS3-2 über die Bandscheiben nach hinten deutlich hinausragende Wirbelfortsätze berühren, weil die LWS mit einer ausserordentlichen Biegung die Kyphose von oben "zurückbiegt" damit die Statik beim Stehen wieder passt. Hierdurch verlaufen größere Nervenstränge welche durch die Fehllage eingeklemmt werden können und das tut weh.

Es waren dann gerade zufällig noch mal 2 Patienten ebenfalls mit Kyphose zum Kontrollröntgen da, wobei mir die Sprechstundenhilfe dann gleich mal empfohlen hat, unauffällig hinter dem Auto mit der Reklameaufschrift "Rahmouni" herzufahren um nicht unnötige Umwege zu machen. Beide kannten auch das Forum hier und ich konnte dann auch gleich ein Kyphose Korsett bestaunen. Zu Rahmouni wollte ich zwar zuerst nicht (ist sowieso alles vor der Haustüre), habs dann aber doch gemacht um den Kostenvoranschlag einzuholen.

Im Empfangsbereich eine weitläufige Theke mit freundlichen Damen die sofort wussten was mit großen braunen Umschlägen zu tun ist. Ein geschäftig über den Flur huschender Herr, welcher mich bis über beide Ohren angestrahlt hat. Bei anschliessendem Betrachten der Bilder der ausgändigten Infobroschüre wurde mir dann meine Vermutung bestätigt, daß dies im Flur gerade der Meister selbst war, welcher auf den Photos der Broschüre aber noch noch in wesentlich jüngeren Jahren zu sehen ist. Zu meiner Überraschung wollte mich H. Rahmouni dann auch gleich sehen und sprechen, weshalb ich noch 5 Minuten in einem Untersuchungszimmer Platz nehmen sollte. Es hat dann auch keine 5 Min gedauert. Der immer lächelnde H. Rahmouni hat offensichlich alles stehen und liegen lassen, denn er war noch bis über die Ellbogen mit Gips verschmiert und allemal war ich ja auch überhaupt nicht angemeldet. Er machte sofort den Eindruck, als ob ich der wichtigste Besucher des ganzen Monats sei und lobte zunächst meine Birkenstock Sandalen, welche ich wegen gutem Wetter auch nur zufällig anhatte. Dann schaute er sich meine Röntgenbilder an welche krasse Unterschiede zur daneben aufgehängten Anatomie Lehrbuchseite zeigten und hörte sich kopfschüttelnd meine Geschichte an, wobei er dann zu einem längeren Vortrag über die völlig veraltete Bundesorthesenliste anhob. Nicht einmal die heute verwendeten Materialien seien dort aufgeführt. Originalton: Es ist nicht zu glauben, aber es scheint, dass die meisten Orthopäden noch nie davon gehört haben was hier zu tun ist. Offensichtlich gibt es (genausowenig wie bei den Bilder-CDs) keine Standards, wie eine Orthese gebaut und eingesetzt werden kann. Sodann kam H. Rahmouni zur Sache und langte kräftig zu und zeigte mir, wo meine Wirbelsäule zurückfedert was bislang erstaunlicherweise kein Krankengymnast fertiggekriegt hat. Die über die BWS schräg und gerade verlaufenden Muskelpakete befand er so dick, daß sie sogar eher hinderlich wie nützlich seinen. Ich habe aber breits jetzt das sichere Körpergefühl bekommen, daß er auf Anhieb genau in dem Bereich geschoben hat, wo ich die BWS selbst nicht mobilisieren kann und weshalb mir viele Gymnastik Übungen besonders schwer fallen. Sodann klärte sich nebenbei auch ein Missverständniss, denn H. Rahmouni war offensichtlich nicht klar, daß ich in S quasi gleich vor seiner Haustüre wohne wo es gar kein Problem ist, weitere seperate Termine zum gipsen zu machen. Einige Leute kommen von weit her ....
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