Da die anderen Threads Isny betreffend doch schon etwas älter sind, eröffne ich mal meinen eigenen, ich hoffe, das ist ok.
Also, wie Ihr ja mitbekommen hattet, habe ich mich bewusst für die Argentalklinik entschieden, da ich erstens nicht sehr weit von Isny entfernt wohne und zweitens ich nur Positives über die Klinik gehört habe. Ich werde im Verlauf immer wieder mal mit Bad Sobernheim vergleichen (dort war ich 2005) - dies soll aber nicht als Wertung verstanden werden - aber ich denke, für die Meisten hier ist das ja doch von Interesse.
Ich war also in der Argentalklinik 1 untergebracht - eine reine Orthopädie-Rehaklinik. Es gibt gleich nebenan die Argental 2, die aus mehreren Häusern besteht, dort sind aber neben der Orthopädie auch noch viele Burn-out /Psychosomatik-Patienten untergebracht.
Die Klinik ist sehr schön, die Zimmer nur Einzelzimmer, zweckmässig eingerichtet mit Balkon und Flachbildfernseher, auf Wunsch auch Zimmersafe und Telefon zu mieten bzw freizuschalten. Die Klinik liegt in Neutrauchburg, das ist ein Ortsteil von Isny, sehr schön idyllisch gelegen, zu Fuß nach Isny ca 15 min, es gibt auch Linienbusanbindung. Eine ganz tolle Cafeteria gibt es auch (dort auch W-Lan Hotspot) incl. Fernsehzimmer mit "Sky". Die Cafeteria ist bis 22.30 Uhr geöffnet, dort gibt es alles was das Herz begehrt, auch schön, wenn Besuch da ist, die Kuchenauswahl unübertrefflich und eine wunderbare Sonnenterrasse. So viel mal zum Haus an sich...
Arzt und Therapieeinteilung:
Ich habs leider geschafft, an den so ziemlich unfähigsten Arzt der Klinik zu geraten. Keiner der Patienten, die ihm zugeteilt waren, waren zufrieden, einige (bei denen es um Sachen wie Rentenbeantragung, Behinderung etc ging) haben eine Beschwerde beim Chefarzt erwogen bzw auch durchgeführt. Der Gute konnte leider nicht gut deutsch, so dass ein richtiger Dialog überhaupt nicht möglich war... er scrollte total planlos durch den Therapieplan, ich hab daraufhin gleich eingeworfen, dass ich unbedingt zur Schroth-Therapie eingeteilt werden möchte... er schaute mich an, als ob ich nicht ganz dicht wäre und meinte "sowas gibt hier nicht!" Ähm, ja ist klar...
Mein Arzt hat mir auch nicht gesagt, dass ich mich in der Station einfinden soll zum messen lassen (Grösse und Sitzhöhe) sowie zur Spirometrie (Lungenfunktion) - zum Glück hat das gleich in den ersten Tagen eine Therapeutin festgestellt, dass da bei mir noch gar nix gemacht worden ist... (beide Ergebnisse haben sich bei mir verbessert durch den Aufenthalt). Eine 3-D-Messung wie in Sobi findet nicht statt, die Skoliose an sich wird nicht überprüft.
Die Therapeuten sind alle SEHR kompetent, die Schroth-Therapeuten sind meist auch in Bad Sobernheim ausgebildet worden. Meine Skolioseeinschätzung wurde von einer Therapeutin durchgeführt, die in 5 min die exakt gleiche Skizze gemacht hat, wie ich sie bereits von Sobernheim habe
Mein Therapieplan (beispielhaft - die Pläne waren täglich fast gleich):
7.30 Uhr Skoligruppe Leistung (es gibt auch eine Anfängergruppe, aber ich als Ex-Sobi"insasse" kam natürlich sofort in die Leistungsgruppe
9.30 Uhr Skoligruppe Wasser
11.00 Uhr HWS Extension Trac (eine Art Streckbank - Elektroabteilung... seeeehr angenehm für meinen Nacken
13.00 Uhr Atemgruppe Skoli
15.30 Uhr Autogenes Training
Das sieht jetzt auf den ersten Blick nach GAR NIX aus... stimmt so aber nicht. Ich muss sagen, dass ich das Glück hatte, dass ich in der Leistungsgruppe morgens meist allein war, zu meiner Zeit waren nicht viele Skoliosepatienten in der Klinik. Das hiess dann Intensivtraining. Beim schrothen in Isny müssen sicherlich Abstriche gemacht werden - es wird wenig bis gar nicht mit Unterlagerung gearbeitet, die Reissäckchen muss man zwar mitbringen, aber die kommen nicht wirklich zum Einsatz. Da die Therapieeinheiten nur immer jeweils eine halbe Std dauern, werden die Übungen eher einfach gehalten, keine grossen Aufbauten, die zuviel Zeit beanspruchen würden. An den Handspiegel hab ich selber nicht mehr gedacht und hab ihn prompt vermisst, denn die Deckenspiegel wären ja da... es gibt keine Hüfthölzer und die entsprechenden Übungen dazu.
Bei der Wassergruppe hatten wir anfangs eine Therapeutin die offensichtlich keine Schroth-Therapeutin war, das war ganz normale Wassergymnastik. Ab der 2. Woche hat dann aber meine Leistungsgruppen-Frau die Gruppe übernommen, die war dann auf Schroth ausgerichtet. In der Atemgruppe wird oft mit Partnerübungen gearbeitet, Stimulation der schwachen Seite etc auch Schrothgang... (in der Gruppe waren wir zwischen 3 und 8 Leuten)
Ich hab entweder Trac oder im Wechsel dazu Einzelgymnastik gehabt. Eins von beiden fand immer statt. In der Einzelgymnastik wird quasi auf Wunsch gearbeitet - da es (zumindest für mich) weder Fango noch Massagen gab (Aussage Chefarzt in einem Vortrag - Fango und Massagen sind Wellness, nicht Rückentherapie!) habe ich die Einzelgymnastik meist zur Dehnung und Lockerung meiner Muskelverhärtungen genützt und um andere Übungen zu erfahren (individuell für meine Probleme).
Anfangs wird man von seinem Einzeltherapeuten im MTT-Raum (med-tech. Training sprich Gerätetraining) eingewiesen. Der MTT-Raum ist täglich von 7.00 bis 20.00 geöffnet und man kann dort dann eigenständig trainieren. Der Skoli-Gruppenraum ist ab 15.00 Uhr frei zugänglich und dort kann dann ebenfalls noch mit den Schroth-Utensilien trainiert werden - allerdings, wie teils im MTT auch, ohne Therapeut. Also nur ratsam, wenn man schroth-erfahren ist.
In Neutrauchburg gibt es dann auch noch das BWZ (Bewegungszentrum), ca 5 min zu Fuß erreichbar. Das ist ein Sportzentrum mit mehreren Hallen, Hallenbad, Sauna etc. Dort findet eine grosse Vielzahl von Kursen aller Art statt (Rückenschule, Rückengymnastik, HWS-Gymnastik, Aqua-Jogging, Aqua-Fitness, Tai-Chi, freies Schwimmen, Nordic Walking, und noch vieles vieles mehr), dort kann man sich einen Kursplan besorgen - wenn man dabei sein möchte, braucht man allerdings in seinem Therapieheft eine Verordnung seines Arztes für die gewünschte Anwendung, sonst darf man nicht dabei sein. Teils wird das bei der Therapieplanung gleich mitverordnet, ich hab mir dann aber nachträglich noch ein paar Sachen eintragen lassen wie zB freies Schwimmen, denn in der Klinik gibt es zwar 2 Bewegungsbäder, die sind aber nicht schwimmtauglich und auch nicht dafür gedacht (die sind auch nur nachmittags fürs freie Üben ca 30 min geöffnet mit Aufsicht). Ich hatte also fürs BWZ noch Verordnungen für Tai-Chi, HWS- und Rückengymnastik und freies Schwimmen. Man muss halt sehen, wie sich die Zeiten der BWZ-Kurse mit dem eigenen Klinik-Therapieplan vertragen und dementsprechend selber planen.
Überhaupt ist in der Argentalklinik die Eigenverantwortung das A und O. Niemand kontrolliert, ob man auch das MTT besucht, selbst übt bzw ins BWZ geht. Das sieht auf den ersten Blick nach sehr viel Freizeit und Langeweile aus, man kann sich den Tag aber durchaus selbst gestalten und die BWZ-Kurse finden auch mehrmals täglich statt. Aber wer selbst nichts macht und auf Therapie wartet, der hat Pech gehabt.
Die Therapeuten sind alle sehr nett, sehr engagiert und man kann auch viel Spass haben, der soll ja auch nicht zu kurz kommen... auch die Angestellten der Klinik sind super freundlich, das Essen ist klasse und reichhaltig, ich kam mir mit all den Buffets vor wie im Hotel!
Als Resümee stelle ich fest, dass die Argentalklinik für jemanden, der noch nie geschrothet hat, eher nicht in Frage kommt. Denn das Schroth-Programm ist nicht intensiv genug, um es "intus" zu bekommen in der Zeit. Das habe ich von den "Anfängern" öfters gehört, dass sie erst in der letzten Woche den Dreh mit den Korrekturen raus hatten - von den Anfängern hat auch kaum jmd mal in die Leistungsgruppe gewechselt, und wenn, dann erst in der letzten Woche.
Auch, wer NUR schrothen will, wird sich in Isny am falschen Ort fühlen, denn dort wird einfach auch viel anderes gemacht.
Ich hatte mich bewusst für Isny entschieden, weil ich der Meinung war, dass mich ein volles Schroth-Programm überfordern würde, da ich vor allem auch mit meinen BSV gekämpft habe und ich auch einfach einen Erholungseffekt gebraucht habe - für mich war die Mischung aus schrothen, HWS stärken und Entspannung/Entschleunigung perfekt! Ich würde wieder in die Argentalklinik gehen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und habe wieder ein wesentlich besseres Körpergefühl und fühle mich auch wieder aufrechter. Auch die Schmerzen sind besser geworden.
Ach ja, noch zum Alter: als ich dort ankam, hab ich erstmal einen Riesenschreck bekommen! Lauter Leute Ü60 oder eher Ü70 im Eingangsbereich mit Rollatoren und Krücken - ich hab gedacht, ich checke im Altersheim ein! Ich bin ja erst Mitte 30 und war somit in meiner Altersklasse in der absoluten Minderheit... es sind halt viele "Hüften" und "Knie" da... Zum Glück kamen gleichzeitig mit mir noch ein paar andere meines Alters (ungefähr) an... die Leute U30 kann man an einer Hand abzählen...
Ich hatte übrigens eine Verlängerung beantragt und auch genehmigt bekommen - das musste ich aber von mir aus fordern, angeboten hat mir das keiner (wie damals in BS)
Falls ich nun etwas vergessen haben sollte - fragt mich einfach!
Als Nachtrag fällt mir noch etwas ein: es ist ja immer wieder erstaunlich, bzw eher befremdlich, was Patienten bez. Skoliose für Aussagen von Ärzten bekommen... ich habe ja nun mit meinen "Mitskoliosen" regen Erfahrungsaustausch betrieben und wurde dann schon immer auf DAS Thema "Sobernheim" angesprochen - und habe immer wieder gehört, dass den Patienten bei Rehabeantragung von den Orthopäden/Ärzten von Bad Sobernheim ABGERATEN wurde





