Skoliose aus dem Blickpunkt der Psychosomatik

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Moonwalker

Skoliose aus dem Blickpunkt der Psychosomatik

Beitrag von Moonwalker »

Hallo liebe Mitskolis,
habe in letzter Zeit viel gelesen, unter anderem Bücher über Psychosomatik. Dort geht es darum, dass körperliche Symptome und Krankheiten als Ausdruck psychischer Probleme oder Konflikte entstehen. Manchen ist das bereits bekannt, durch schüchterne Haltung etc. aber das kann man auch auf Krankheiten beziehen. In einem Buch der Psychosomatik habe ich die Schilderung zur Skoliose gelesen und möchte sie hier mal aufführen:
Symptomebene: Abweichung von der MItte, vom weiblichen (linken) oder männlichen (rechten) Pol zurückweichen; krumme Touren in Bezug auf die Lebensachse; sich durchs Leben schlängen wollen; sich vor der Aufrichtigkeit drücken, Hindernisse umschiffen wollen

Bearbeitung: sich wirklich auf die bevorzugte Seite stellen und einlösen (die andere), seine Neigungen zu krummen Touren durchschauen und im Auge behalten; bewusst krumme Touren gehen und (angebrachte) Umwege (entlastet den Rücken); den geschmeidigen Weg zur Mitte finden; sich die generelle Neigung zur Kompensation bewusst machen

Einlösung: geschmeidige Anpassung an die Notwendigkeiten des Lebens; auf graden und krummen Wegen zu Hause sein; innere Balance um die eigene Lebensachse.

Nun ja den meisten mag das jetzt nicht viel sagen, doch ich persönlich konnte mich charakterlich in vielem wieder erkennen.
1. Beobachte ich mich wirklich oft dabei, dass ich mich durchs Leben schlängele und möglichen Konflikten aus dem Weg gehe statt sie anzugehen. Zum Beispiel vermeide ich auch dass die Skoliose irgendeinem auffällt und erzähle keinem davon.
2. Ich merke, dass ich oft gegenüber anderen nicht aufrichtig bin. Z.B. rede ich vor dem einen so über ihn, bei dem anderen rede ich schlecht über ihn (nur als beispiel)
3. Ich habe Probleme Gefühle zu zeigen und auszusprechen (weibliche Seite (linker Pol), weswegen ich eine rechtsseitige Krümmung habe (Ausweichen vor dem anderen Pol.
4. Ich habe keine Mitte im Leben, kein richtiges Rückgrat um kritik standzuhalten.
Das sind nur ein paar Beispiele, die zeigen sollen, dass bei mir die psychische Komponente in vielerlei Hinsicht mit der Skoliose zusammen hängen kann. Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen:
Ich möchte gerne wissen, ob bei euch ähnliche Charakterzüge oder Verhaltensweisen auftreten (muss nicht jeder einzelne sein) da mich das interessieren würde.

Danke im Vorraus, Moonwalker
stonewoman
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Beitrag von stonewoman »

Hi Moonwalker,

mit diesem Thema beschäftige ich mich schon seit ein paar Jahren und es ist wirklich erstaunlich und interessant, was man durch seine Krankheit über sich selber herausfindet.

Falls du noch Literatur darüber suchst, kann ich dir 3 Bücher empfehlen: "Gesundheit für Körper und Seele" und "Heile deinen Körper" von Louise L. Hay, sowie "Krankheit als Weg" von Thorwald Dethlefsen u. Rüdiger Dahlke. In den Büchern geht es (grob gesagt) um Deutung und Be-Deutung von Krankheitsbildern und wie man zu seiner inneren Balance zurückfindet.

Liebe Grüße, Stoni.
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Lynn
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Beitrag von Lynn »

Hallo Moonwalker! Ich finde, man sollte die Bezeichnung "psychosomatisch" einmal genauer definieren: psychosomatische Erscheinungen sind krankhafte Antworten des Körpers auf psychische Belastung. Dass jemand, der psychische Probleme hat nur geduckt geht und damit eine Neigung zum Rundrücken entwickelt, das kann ich mir vorstellen. Dass jemand, der noch einen "geraden Lebensweg" finden muss daraufhin eine Skoliose entwickelt, dass halte ich für schlichtweg ..., naja, ich halte nicht besonders viel davon. Typische psychosomatische Störungen sind vielmehr Magen- und Darmgeschwüre, Asthma, oder vielleicht sogar Bluthochdruck. Aber eine Umbildung von Wirbelkörpern? Das erscheint mir sehr zweifelhaft. Gerade auch, weil die Skoliose oft schon im Kindesalter beginnt, wenn man sich seiner Probleme in den seltensten Fällen als solche bewusst ist. Bei dir und sicherlich auch bei vielen anderen möchte ich viel lieber so etwas wie eine "somatopsychische" Wirkung erkennen. Dieses Wort ist meine soeben geschaffene Selbstkreation und bedeutet, dass körperliche Beschwerden und Krankheitsbilder auf die Psyche umschlagen können. Ja, dann gebe ich dir Recht, da haben bestimmt einige Skoliosen ähnliche Charakterzüge.
:bindafür:
~ ehemals Ulaschatz ~
Moonwalker

Beitrag von Moonwalker »

Hallo und Danke für die Antworten,
von den Büchern habe ich das von Rüdiger Dahlke, die anderen beiden nicht. Natürlich kann man das Ganze wenn man will auch aus der anderen Position aus sehen, das sich körperliche Symptome auf die Psyche ausschlagen, das mag ja auch sein, womit man wieder bei der Frage angelangt ist, was war zuerst, das Ei oder das Huhn.
Letztendlich wird beides miteinander verstrickt sein, mehr als viele glauben, nur interessiere ich mich im Moment mehr für die psychischen Auswirkungen auf den Körper bei der Skoliose, da die körperlichen Auswirkungen auf die Psyche ja schon ausreichend erforscht und bekannt sind. Das ist die allgemeine Ansicht des ganzen, dass die Skoliose entsteht und dann bestimmte Charakterzüge, doch wer nimmt sich das recht dazu, zu sagen dass das ganze nur so rum laufen kann.
Der umgekehrte Ansatz wird meistens nicht gewählt, da er vielleicht auch schwiergier und weniger eindeutig ist. Klar sind Skoliosen teils auch angeboren, doch sie entwickeln sich mit unterschiedlichen Typen unterschiedlich stark und sie wird auch nicht an jedes Kinde der nächsten Generation vererbt. Nun ist die Frage: ist hier einfach nur die Rede von "Pech gehabt" oder wie steht die Krankheitsentstehung im Zusammnehang mit der Entwicklung der Person. Bei mir persönlich war es so, dass sich die Skoliose erst im Laufe der späteren Schulzeit stark entwickelte, in einer Phase wo ich auch Probleme mit Schule und Mitschülern hatte, die mich an die mich bis an meine Grenzen trieben, denen ich jedoch damals aus dem Weg lief statt sie anzugehen und einen feigen (durch Leben hindurschlängelnden Charakter entwickelte), vorher hatte ich einen normalen Rücken. In der Schulzeit bilden sich doch schon Charakterzüge aus und es kommt bereits zu Konflikten, auch psychischen, die bei Verdrängung und Ansammlung (so heisst es in der Psychosomatik) sich in körperlichen Krankheiten niederschlagen.

Nun noch mal meine Frage ob es bei einigen von den oben genannten Charakterzügen auch einige Überschneidungen gibt.

Gruß, Moonwalker
Trixi
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Beitrag von Trixi »

Hallo Moonwalker!

Das sind sicher interessante Ansätze, einige davon habe ich auch schon gehört, aber ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Thema noch nicht übermäßig auseinandergesetzt habe.

Bei mir trifft auf jeden Fall auch zu, dass es mir total schwer fällt, meine Gefühle zu zeigen und auszusprechen.
Allerdings geht bei mir der Bogen nach links, und jetzt würd mich total interessieren, was das vielleicht heißen könnte.
Hast du da vielleicht eine Ahnung, oder ein paar Beispiele?

Lg. Trixi
You can`t stop the waves, but you can learn to serv on them!
Gast3

Durch Skoliose veränderte sich meine Persönlichkeit

Beitrag von Gast3 »

Hallo Moonwalker,

ich war mal ein aufgewecktes, lebenshungriges und fröhliches Kind, unbelastet und offen und in einem gesunden Körper.
Mit 12 Jahren meine Skoliose diagnostiziert wurde, begann sich das alles langsam zu ändern.
Bis Schulzeitende hatte ich einen Freundeskreis, meine Freunde halfen mir dabei das Korsett zu akzeptieren und wußten von meiner Skoliose.
Nach wie vor wurde ich akzeptiert und integriert und behauptete mich sehr selbstbewußt. Die Skoliose war nicht so schlimm und ich hatte keine Schmerzen (40/50 Grad).

Mit dem Erwachsen werden stellte ich fest das Korsett und ständige Rehas die Verschlechterung der Skoliose nicht aufhalten konnten. Ich wollte auf keinen Fall eine OP!
Ich bemühte mich, weiterhin offen zu bleiben und Freunde zu finden und mich nicht sozial zu isolieren, ich bemühte mich weiter die Skoliose zu verstecken unter weiten, sackähnlichen Kleidungsstücken, das wurde immer schwerer.
Mit 26 Jahren ging ich 2 Jahre allein ins Ausland, um mir zu beweisen, dass ich allein bestehen kann. Meine Skoliose war kein Thema, ich fand Freunde und hatte Spaß, es war eine prima Zeit.

Die Skoliose wurde immer schlimmer (80/80 Grad), die Schmerzen konnte ich nicht mehr verdrängen.

Mein Charakter hat sich sehr verändert, ich fühle mich immer sehr schnellt isoliert und aussen vor, an den Rand gedrängt.
Ich meine immer, ich kann nicht mithalten und mein Konkurrenzdenken ist gerade deshalb womöglich besonders ausgeprägt.
Immer meine ich mich vergleichen zu müssen und mich mit anderen messen zu müssen. Meine eigene Messlatte liegt sehr hoch und die setze ich auch bei anderen sehr hoch an. Ich habe keinen Spaß mehr an Unternehmungen, weil ich schnell Schmerzen habe beim Gehen oder Laufen.
Ich bleibe oft zuhause, will nicht mehr ausgehen, lehne oft Verabredungen ab, weil mir dann spontan doch nicht danach ist und ich in Selbstkritik versinke.
Der Freundeskreis ist dadurch sehr klein geworden und anderen gegenüber bin ich mißtrauisch, überkritisch, nachtragend und entwickle mich schnell zu einer richtigen Mimose. Ich kann schlecht nein sagen, arbeite sehr schnell und schaffe eine Menge weg um zu kompensieren, ich gebe klein bei und kann mich nicht durchsetzen etc. kurzum ich hab einfach kein Rückgrat und fühle mich schnell unterlegen! Soll ich noch weiter aufzählen? Darin bin ich sehr gut... mich würde auch mal interessieren ob das anderen Skoliosen auch so geht.

Natürlich habe ich mir auch gewisse positive Eigenschaften erhalten, wie z.B. meinen Humor, der aber immer bissig, ironisch und schwarz ist!
Meine Offenheit, neuen Themen gegenüber und meine kämpferische Natur, ich reflektiere mich gern und interessiere mich für psychologische Zusammenhänge, aber ich bin eine Einzelgängerin geworden, die immer anders ist und diverse Verhaltensstörungen nicht verbergen kann.
Ich bin schwierig geworden.

Heute bin ich 36 Jahre alt und an der Skoliose operiert worden und spüre täglich die innere Aufrichtung und habe die Hoffnung, das ich mich doch nochmal verändern könnte.
Fine
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Beitrag von Fine »

Hallo Gast3!

Du wolltest wissen, ob es anderen Skoliosen auch so geht? Ja!
Ich bin jetzt 15 Jahre und habe ebenfalls 2 Krümmungen – beide 80°. Seit letztem Sommer traue ich mich nicht mehr baden zu gehen, weil ich einfach Angst habe, jemand könnte meinen unschönen Rücken sehen. Ja das letzte mal war ich vor 2 Jahren freiwillig im Schwimmbad. Als wir dieses Schuljahr auch noch Schwimmunterricht hatten, habe ich alles mögliche versucht mich entweder davor zu drücken oder meinen Rücken gut zu verstecken. In meinem Alter ist das Aussehen – leider – an erster Stelle.

Meine Freundin sprach mich sogar schon darauf an, warum ich in letzter Zeit kaum noch etwas mit ihnen unternehme; man traut sich einfach nicht mehr!

Es ist nachzuweisen, dass sehr viele Skoliose Patienten eigentlich auch parallel zur Physiotherapie noch zur Psychotherapie gehen müssten. Denn wir sind nun mal etwas „anders“ durch diese Krankheit, nicht immer im negativen Sinne! Zum Beispiel gutes Zuhören, Probleme von anderen verstehen, auch Humor usw. besitzen wir doch!

Es ist normal, dass wenn man eine Krankheit oder ein schweres Ereignis hinter sich hat, nicht mehr so wie vorher ist. Man wird nun mal dadurch „geprägt“.

Entweder man wird damit alleine fertig und schafft es, sich wieder „aufzurappeln“ oder – und man zeigt damit KEINE SCHWÄCHE etc.! – man lässt sich durch einen Psychologen helfen.

Gast, du kannst dich verändern, wenn du willst. Mit oder ohne Hilfe – ganz egal – aber man kann es!

LG Fine
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anne
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Beitrag von anne »

Zunächst mal vorweg: Das ist für mich ein Reizthema!

Es ist unbestritten (d. h. wissenschaftlich untersucht und bewiesen), dass sich Krankheiten, Behinderungen, Abweichungen auf die Psyche, auf charakterlliche Eigenschaften, das Selbstwertgefühl, und damit auch auf die Teilhabe am sozialen Leben auswirken können und vielfach auch tun.

Aber.... muss deshalb jeder der unsicher und nicht gradlinig in seinem Verhalten ist, eine Skoliose entwickeln? Auch eingeschränkter formuliert: Gibt es unter den nicht gradlinigen Charakteren eine Häufung von Skoliotikern? Nein!!!! Denn schaut euch doch unsere Politiker an! Sind sie ehrlich? Gradlinig? Sind sie nicht nur auf ihren Vorteil bedacht und ihre Karriere? Biegen sie ihre Meinung und ihr Verhalten nicht so zurecht, dass sie in ihrer Karriere vorwärtskommen? "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" ist ein Sprichwort, das auf viele in unserer Gesellschaft passt: Haben sie alle eine Skoliose?

Und was alle die Jugendlichen betrifft, die ihr so zwischen 12 und 17 von Selbstzweifeln, Unsicherheiten, Zukunftsängsten usw. geplagt seid und die ihr noch große Schwierigkeiten habt, über eure Gefühle zu reden: Ihr seid normal!!!!! Das ist nun mal so in der Pubertät und auch die, die nach außen hin so toll sind, eine 1a-Figur haben, die beste Leistungen vorweisen oder was euch wohl noch wichtiger ist, die hohes Ansehen in ihrer Clique haben, glaubt mir, auch die haben Selbstzweifel und sind nicht immer glücklich. Die können schon durch einen Pickel auf der Nase aus dem Gleichgewicht geworfen werden oder weil sie vermeintlich 1 Pfund zuviel auf den Hüften haben. Auch die können nicht unbedingt über ihre Gefühle reden, weil es besonders in diesem Alter so schwierig ist , sich in seinem Gefühlschaos zurechtzufinden. Es gehört zu diesem Alter, dass ihr euch erst finden müsst, dass ihr eure Persönlichkeit entwickeln müsst, dass ihr lernen müsst, Verantwortung für euch zu übernehmen. Ihr spürt, das etwas Neues auf euch zukommt, dass ihr euch verändert, dass nicht mehr das gilt, was für euch als Kinder gegolten hat. Ihr durchschaut und hinterfragt vieles, was man euch als gut und richtig darstellt bzw. dargestellt hat und das verunsichert natürlich, wie alles Neue. Das ist für euch nicht leicht und war es auch für die vielen Generationen vor euch nicht. Es ist die Zeit, wo man sich wahnsinnig heftig mit seinen Eltern auseinandersetzt, in der man sich unverstanden, manchmal einsam und ungeliebt fühlt, und sich ziemlich oft in einem Gefühlschaos befindet.

Und wenn ihr jetzt noch so sehr denkt, euch geht es alleine so, das stimmt nicht, denn es ist schlicht und einfach normal! Dieses ganze Gefühlschaos ist notwendig, damit ihr anfangt, euch mit euch selber, euren Einstellungen und Zielen auseinanderzusetzen, euch zu hinterfragen und den Entwicklungsschritt hin zum Erwachsenwerden zu tun.

Deshalb redet euch nicht ein, dass ihr deswegen eine Skoliose habt, weil ihr von Selbstzweifeln geplagt seid, weil ihr verschieden Wege, auch die nicht gradlinigen ausprobiert, weil ihr auch eure Rolle als Mann oder Frau noch finden müsst, weil ihr euch vor unangenehmen Situationen drückt (wie z. B. das andere euren Rücken sehen), wenn das alles eine Skoliose begünstigen würde, liefen mindestens 80% der Erwachsenen mit Skoliose rum.

@moonwalker

du schreibst
1. Beobachte ich mich wirklich oft dabei, dass ich mich durchs Leben schlängele und möglichen Konflikten aus dem Weg gehe statt sie anzugehen. Zum Beispiel vermeide ich auch dass die Skoliose irgendeinem auffällt und erzähle keinem davon.
2. Ich merke, dass ich oft gegenüber anderen nicht aufrichtig bin. Z.B. rede ich vor dem einen so über ihn, bei dem anderen rede ich schlecht über ihn (nur als beispiel)
3. Ich habe Probleme Gefühle zu zeigen und auszusprechen (weibliche Seite (linker Pol), weswegen ich eine rechtsseitige Krümmung habe (Ausweichen vor dem anderen Pol.
4. Ich habe keine Mitte im Leben, kein richtiges Rückgrat um kritik standzuhalten.
Die Charkterzüge, die du beschreibst, treten ganz sicher bei vielen von uns auf, aber ganz bestimmt nicht mehr als bei anderen.

Vielleicht treten sie mehr bei Leuten auf, die eine Behinderung haben, denn dass Abweichungen oder Handicaps belasten und sich damit auf das Verhalten auswirken können, ist normal. Aber nicht alle Menschen mit Behinderung haben eine Skoliose, d. h. Abweichung vom Lot oder von der Mitte oder von der geraden Linie.

Dass du dir die Frage stellst, ob deine Charakterzüge evtl deine Skoliose verursacht haben, ist o. k., denn die Frage nach der Ursache ist meist der Beginn der Auseinandersetzung mit einem Problem. Fixiere dich aber nicht auf diesen Aspekt, denn damit kommst du sehr schnell in die Gedankenspirale der Schuldzuweisung. Damit meine ich, wenn du erst diese Frage bejahst, dann hättest du auch Schuld und damit wäre dir nicht geholfen und es wäre auch absoluter Quatsch.

Das, was Dahlke u.a. da so an Theorien von sich geben, mag zwar für die ein oder andere Erkrankung in gewissen Teilen zutreffen, in Bezug auf die Skoliose entbehrt es aber jeden wissenschaftlichen Beweises.

Lass dir nicht einreden, dass deine Skoliose wegginge, wenn du ehrlicher würdest, wenn du unangenehmen Situationen nicht ausweichen würdest usw. Das ist nur dann richtig, wenn du die Ehrlichkeit darauf beziehst, dass du dir selbst eingestehst, dass eine Skoliose konsequent behandelt werden muss. Sie geht nicht von alleine weg, das zu glauben wäre ein "sich in die eigene Tasche lügen".

Und was das Ausweichen von unangeehmen Situationen angeht, so verbessert sich die Skoliose tatsächlich, wenn man der unangenehmen Situation Korsett oder täglicher Gymnastik oder im schwierigsten Fall OP nicht ausweicht.

All das im jugendlichen Alter zu bewältigen erfordert eine Menge Willen und Disziplin und ich habe deswegen eine besondere Hochachtung vor all denen, die das schaffen. Aber all diejenigen, die (noch) nicht so stark sind, sollten sich von ihren Unsicherheiten nicht entmutigen lassen. Fragt euch nicht, was ist Schuld, dass ich so oder so bin, sondern fragt euch, was kann ich tun, dass ich so oder so werde! Wenn ihrs nicht alleine schafft, holt euch Hilfe. Das können Freunde sein, die Familie, ein Psychologe, der Aufenthalt in BaSa oder BaSo oder dieses Forum.

Also lasst euch nicht von so Pseudopsychokram auf die falsche Fährte führen!!!!

Anne
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Wiebi
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Beitrag von Wiebi »

also,
ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass meine psyche und mein rücken zusammenhängen. geht es einem schlecht lässt man den kopf hängen und sackt in sich zusammen, das schlägt sich dann auch auf die skoliose aus!
nicht jeder, der vom eigentlichen weg abweicht, kriegt skoliose, die veranlagerung dazu muss schon vorher da sein, aber ich bin mir sicher, dass menschen die die veranlagerung haben und dann auch noch schwach sind, eine stärkere skoliose kriegen als starke menschen. das ist aber natürlich nicht der einzige grund für eine skoliose...
ich bin in psychischer behandlung, weil ich teilweise depressionen hab/hatte (laut psychologe steck ich in einer reifungskrise) und mich teilweise kaum aus dem hau trau. in manchen phasen trau ich mich nicht zur schule zu gehen. jetzt mach ich grad fahrschule und hab vorher jedesmal schiss (dabei macht mir das fahren eigentlich total viel spaß).
ansich bin ich kein mensch, der problemen immer aus dem weg geht, aber in manchen, meistens unverständlichen, fällen ist es doch so. überall, wo ich mal schlechte erfahrungen mit gemacht hab ist später für mich ein horror.

auch wenn ich etwas machen "muss", wo ich nicht so einfach wegkann (z.b. eben schule), krieg ich jedesmal vorher panik. ich brauch einfach immer die möglichkeit mich zurückziehen zu können, wenn ich nicht mehr will.
deswegen verderbe ich mir oft den größten spaß. ich geh nicht gerne auf parties oder übernachte irgendwo anders, weil ich dann "immer da sein muss". da ärger ich mich über mich selbst, aber ich kanns nciht ändern... zumindest nicht allein.
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Beitrag von anne »

Hallo Wiebi,
geht es einem schlecht lässt man den kopf hängen und sackt in sich zusammen, das schlägt sich dann auch auf die skoliose aus!
Stimmt!, aber das trifft nicht nur auf Menschen mit Skoliose zu. Auch Menschen mit gesunder WS lassen sich "hängen", wenn es ihnen psychisch nicht gut geht.
aber ich bin mir sicher, dass menschen die die veranlagerung haben und dann auch noch schwach sind, eine stärkere skoliose kriegen als starke menschen.
Stimmt nicht! Ich bin eine echte "Powerfrau", war immer offen und habe meinen Standpunkt vertreten und tue das auch heute noch. Nichtsdestotrotz habe ich eine sehr starke Skoliose (über 100°), was weniger mit meinem Charakter sondern sicher mit dem "Pech der frühen Geburt", d. h. mit meiner Kindheit in den 50er und 60er Jahren und der damals grottenschlechten Skoliosebehandlung zu tun hat. Schroth-Therapie gab es zwar schon damals, war aber längst nicht so bekannt und als ich durch Zufall mit 18 drauf stieß, war meine WS schon enorm verkrümmt, trotz diverser Korsetts, die nach heutigen Erkenntnissen alle falsch korrigiert haben, wenn man da überhaupt von Korrektur sprechen kann.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine psychischen Probleme nicht deine Skoliose verursacht haben; dass deine Skoliose deine psychischen Probleme möglicherweise verstärkt, kann durchaus sein. Die Diagnose "Reifungskrise" ist genau das, was alle beim Übergang vom Kind zum Erwachsenen durchmachen. Der eine nur heftiger als der andere und dann eben auch mit weitreichenderen Konsequenzen.
.......mich teilweise kaum aus dem haus trau. in manchen phasen trau ich mich nicht zur schule zu gehen....
Deshalb ist es sehr gut, dass du in psychologischer Behandlung bist und dir die Hilfe holst, die du benötigst, um diese Probleme zu bewältigen. Die Tatsache, dass du diesen Schritt getan hast, zeigt, dass du mutig bist und, wie du selbst schreibst, Problemen nicht aus dem Weg gehst.

Das zeugt von Persönlichkeit!!!

Viel Erfolg!

Anne
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Beitrag von Wiebi »

ich denke man kann es so ausdrücken.
die psyche KANN auch einfluss auf den verlauf einer skoliose nehmen. schwache menschen neigen vielleicht eher dazu eine starke skoli zu bekommen als starke.
aber trotzdem gibt es noch sehr viele andere faktoren die da mitreinspielen. bei jemandem, der mit nem 5 cm zu kurzem bein auf die welt komm und schlecht versorgt wird ist es wahrscheinlich unausweichlich, dass daraus eine skoliose folgt, egal wie stark dieser mensch ist.
aufjedenfall würde ich nicht sagen, dass die psyche überhaupt keinen einfluss auf die verlaufsform eine skoli hat.
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von den zusammenhängen der zusammenhänge

Beitrag von seemannskiste »

guten abend zusammen...

klar wirk sich die psyche auf unsere organismus aus !

aber krankheiten sind oft ein riesen zusammenspiel von
vorherrschenden Bedingungen, und oft ist im nachhinein
die hauptursache nicht mehr genau zu bestimmen.

@@@zitat (ulaschatz): Dass jemand,
der psychische Probleme hat nur geduckt geht
und damit eine Neigung zum Rundrücken entwickelt,
das kann ich mir vorstellen.

antwort : meiner meinung kann skoliose
genauso ein ergebniss von einer nicht
ganz aufrechten haltung sein, ist sie doch
im grunde genommen nur eine andere art
von in sich zusammensacken, nämlich asymmetrisch.
die ursachen ähnlich wie bei einer kyphose.

im nachhinein kann ich mittlerweile ganz klar sagen aus welchen
komponenten sich meine kyphose damals zusammengesetzt hat:

1. genetische veranlagung/organanische defizite
(z.b.stoffwechselstörungen )
2. fehlende rücken-muskulatur ( mangel an bewegung )
3. häufiges heben von lasten, die man
als jugendlicher besser mal stehen lässt.
4. fehlendes selbstwertgefühl

ich bin sicher, hätte auch nur eine dieser bedingungen gefehlt,
es hätte die möglichkeit bestanden, dass ich überhaupt keine
oder nur eine leichte kyphose bekommen hätte.

aber genauso kann es sein:
du bist immer sportlich gewesen, hattest immer ein gutes selbstwertgefühl...
und hast doch ne hammer skoliose bekommen...
vielleicht war in diesem fall der genetische defekt oder
die organischen bedingungen einfach so überlegen,
dass du sonst was hättest machen können,
und es währe trotzdem zum ergebniss skoliose gekommen...

und abschliessen :
nicht alle denen selbstwert und muskulatur fehlen,
bekommen automatisch einen haltungsschaden.

von der ich nenne sie mal „schlängel theorie“ halte ich nicht viel !
sei mir bitte nicht böse ! diese theorie ist einfach zu schwammig

vom dave...
Umwege im Leben erweitern die Ortskenntnis.
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Psychosomatik ja, aber...

Beitrag von Ciara »

Hallo zusammen,

interessante Diskussion...

Ich bin auch davon überzeugt, dass die Psyche enorme Auswirkungen auf den Körper hat und dass sich Krankheiten und körperliche Symptome dadurch entwickeln können.

Bei der Skoliose habe ich so meine Bedenken. Bei mir wäre es da die Frage nach der Henne und dem Ei: Was war zuerst da?

Ich bin bereits mit der (ausgeprägten) Skoliose auf die Welt gekommen. Vorgeburtliche psychische Einflüsse? Ich weiß es nicht...

Tatsache bei mir ist, dass die Schmerzen, die ich im Laufe des letzten 3/4-Jahres entwickelt habe, psychosomatischer Natur waren...das habe ich inzwischen herausgefunden. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Skoliose zu tun, und die ist auch nicht schlimmer geworden.

Interessant fand ich die Charakterstudie. Einige Eigenschaften finde ich auch bei mir wieder. Vielleicht entwickeln sich viele Skoliotiker auf Grund ihrer Skoliose dahin, dass sie nicht auffallen möchten und sich deshalb eher "links und rechts vorbeischlängeln"...ich kann z. B. schlecht nein sagen, obwohl ich doch ein breites Kreuz habe, das ich gut und gerne mal in den Weg stellen könnte... ;D Aber ich muss auch sagen, dass die vielen Erfahrungen, die ich im Laufe meiner Kindheit und Jugend gemacht habe - Krankenhaus, OPs usw. -, dazu beigetragen haben, dass ich heute eher etwas "erleide" und "erdulde" und auch echt lange etwas aushalten kann anstatt mich dem entgegenzusetzen. So beeinflussen sich Psyche und Körper gegenseitig. Trotzdem war bei mir die Skoliose zuerst da. Daraus entwickelten sich dann - mitsamt der Erfahrungen und Erlebnisse - mein Verhalten und meine Persönlichkeit.

Gruß,
ciara
Ist das Leben nicht schön?!
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