wie viele hier leide ich unter Rückenproblemen. Da die Schmerzen immer schlimmer werden, suche ich nach Rat in dieser Forum. Ich habe bei meiner zweiten Baustelle (colitis ulcerosa) schon sehr gute Erfahrungen in solchen Foren gemacht, da Leidensgenossen teilweise viel empathischer und hilfsbereiter sind als so mancher Arzt. Insofern: Vielleicht liest ja jemand meine Leidensgeschichte und kann mir einen Rat geben. Ich bin sehr dankbar dafür!
Vorgeschichte:
Ich bin männlich, 37, 72 kg, aus der Stuttgarter Gegend. Seit dem Alter von ca. 12 Jahren leide ich unter Rückenproblemen. Damals war der „Ranzen zu schwer“ oder „sitzen ohne Lehne“ ging nicht lange. Damals bin ich schon zur Physiotherapie, die mein Vater (Allgemeinmediziner) veranlasst hat. Etwas Besonderes kam dabei nicht raus, es wurden Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur gemacht, soweit ich mich daran noch erinnern kann.
Die Probleme die ich damals schon hatte haben sich in den 25 Jahren manifestiert. Es war immer ein rauf und runter. Aber eher runter. Seit ca. einem Jahr ist es nun aber nochmal deutlich schlechter geworden. Hauptprobleme sind nun:
- Lendenwirbelschmerzen beim Sitzen, beim Vorgebeugten Arbeiten, inzwischen auch häufig beim Liegen. D.h. ein Stechen oder ein steifer Schmerz. Geht morgens im Bett schon los. Wenn ich eine längere Zeit sitze und dann aufstehe, habe ich das Gefühl meine „Hüfte rennt mir davon“.
- Nackenschmerzen/Schmerzen in den Schulterblättern. Dazu muss ich einfach nur wie jetzt sitzen und an einer Tastatur tippen. Wenn ich die Schultern (vor allem die Linke) dann nach hinten/unten ziehe knirscht und knackst es überall. Wenn ich wie jetzt am PC sitze lehne ich mich vor und zurück, lasse den Kopf fallen etc. nur um dem Schmerz irgendwie zu entkommen.
- Seit ca. einem Jahr Schmerzen meine Beine (ziemlich unlokalisierbar) schon nach 1-2 Stunden stehen.
- Wenn ich eine Lümmelhaltung einnehme (d.h. Sofa und Füße hoch) sind die Schmerzen meistens unmittelbar weg, wobei auch das in letzter Zeit nicht mehr immer so ist. D.h. inzwischen habe ich selbst auf der Couch noch Schmerzen in den Schultern. Ganz flach auf den Boden liegen hilft dann manchmal noch.
Mit Mitte Zwanzig wurden BWS und HWS per MRT diagnostiziert
BWS
- Langstreckige geringe S-Skoliose zervikothorakal
- Geringe dorsale Bandscheibenprotusionen Th2/3 und Th 3/4. Beginnende degenerative Diskopathien. Fehlhaltung.
Geringe Bandscheibenprotusionen C3 bis C6
Mit Anfang 30 hatte ich dann einmal richtig heftige LWS Probleme (konnte kaum Auftreten), bin dann zu dem Orthopäden, bei dem ich auch heute noch bin. Die LWS und HWS Untersuchung wurden nun kürzlich nochmal neu per MRT vorgenommen. Hier die Notizen vom Orthopäden dazu.
- Steilstellung C2- C6, Protrusio C3/4/5 eng angelegter Spinalkanal, Ausschluss Myelopathie, Bandscheibenfaserringläsion L5/S1, Irritation Facettengelenge multisegmental, LWS mit disktr. i.a. Erguss, Steilstellung LWS
- Sonstiges: Ich bin Knirscher, kaue Fingernägel, habe seit 2 Jahren eine diagnostizierte Colitis Ulcerosa (zum Glück ist die Entzündung eher klein und seit einigen Monaten still). Blutwerte waren immer in Ordnung. Neulich hat mir mein Orthopäde noch mehrere Blutwerte (Rheumafaktoren etc.) abgenommen, das Ergebnis steht noch aus.
Seit Jahren bin ich bei der Physiotherapie, hier mache ich vor allem
- Isometrische Übungen, die ich dann natürlich auch zu Hause mache. Mein Physiotherapeut bescheinigt mir viel Willen aber über die Zeit auch immer wieder wie „krampfig“ ich die Übungen ausführe und das oft sehr viel „Massenbewegungen“ statt gezielter Übungsausführung dabei ist. Ich bin teilweise schon so verkopft dass ich im Supermarkt an der Kasse stehe und denke „Kinn runter, Rippenbogen runter, Becken hochziehen, Schultern nach hinten“.
- Nachdem die Schmerzen immer schlimmer wurden, hat mich mein Orthopäde zu einem Sporttherapeuten geschickt, bei dem ich seit einem halben Jahr die Übungen nach Dr. Smisek mache. Falls das jemand kennt (https://fobi-hagen.de/spiralstabilisati ... belsaeule/). Diese Übungen mache ich jeden Tag. Ich investiere jeden Tag sicher 45 min inzwischen. Leider ohne Erfolg bisher. Nachdem Training fühle ich mich oft besser, aber es kann sein, dass ich 10 min später schon wieder Schmerzen habe.
- Eine weitere Physiotherapeutin, bei der ich nun ein paar mal war, hat meinen Kiefer behandelt, sie meint die Muskulatur wäre sehr verspannt. Dies wurde auch mit so Art Elektroden gemessen. Sie sagt auch, ich sei nie wirklich „im Lot“. Hier habe ich das Trainingsgerät „Rehabite“ bekommen. Das habe ich inwischen kaputt geübt. Hat auch nichts gebracht.
- Auf Rat meiner Frau bin ich zu einer Naturheilkundlerin, die Ansatzpunkte im Stressmanagement etc. sieht. Find ich auch ganz gut, aber eigentlich bin ich gar nicht so sehr gestresst. Der meiste Stress macht mir mein Rücken.
Was erhoffe ich mir
Dass ein Leidensgenosse mir einen Tipp geben kann, was ich noch versuchen sollte (Rheumatologe? Weitergehende Wirbelsäulenuntersuchung? Anderer Trainingsansatz? Anderer Arzt?). Oder dass jemand aus den Beschreibungen sagt "das kenne ich, das hat mir geholfen".
So wie es gerade ist, ist es kaum mehr akzeptabel für mich, auch wenn ich mir davon natürlich nichts kaufen kann. Gestern war ich mit meiner Tochter 2 Stunden draußen. Das reichte dann auch. Danach musste ich unbedingt wieder die Füße hochlegen. „Zum Glück“ bin ich von Beruf Lehrer, so dass ich nicht so viel Präsenzzeit bei der Arbeit habe. Eine Arbeit bei der noch viel mehr Sitzen müsste – das wäre aktuell undenkbar für mich. Trotzdem beschleichen mich gewisse Zukunftsängste, das muss ich schon sagen. Der Trend ist einfach ganz schlecht und ich habe die Befürchtung diesen Trend nie wieder drehen zu können. Obwohl ich wirklich bereit bin viel zu investieren.
Zudem fühle ich mich einfach nicht vollends ausdiagnostiziert. Ich kann ja gar niemand sagen „was ich eigentlich habe“. Fehlhaltung? Minimale Skoliose? Kann das diese dauernden Schmerzen auslösen? Bisher wurden ja auch „nur“ diese MRTs gemacht, eine ganze Ausmessung, oder was ich hier manchmal lese, hat ja nicht stattgefunden. Ich komme so auch einigermaßen „fit“ rüber, bin ja noch „recht jung“ und auch vom Körper her einigermaßen sportlich. Vielleicht passe ich da nicht in das Bild von jemanden, der von morgens bis abends Schmerzen hat (und nicht ein leicht zu diagnostizierendes Leiden)
So nun habe ich mir einiges von der Seele geschrieben, reicht dann auch, meine Schultern ziehen schon wieder wie die Hölle. Bin für jede Rückmeldung wirklich sehr dankbar.