Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

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jnschltbm
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Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von jnschltbm »

Hallo zusammen!
Ich, weiblich und 18 Jahre habe eine Skoliose von 59 Grad und habe grade erfahren, dass ich im Sommer 2015 operiert werden muss, wovor ich eine Heidenangst habe! :eek: :( Zum einen wollte ich die von euch, die sich einer Operation bereits unterzogen haben gerne fragen, inwiefern ihr nachher eingeschränkt ward/seid, wie lang und hart war der Heilungsprozess? Mein größter traum ist es zu reisen, und damit wollte ich eigentlich im nächsten Sommer in Australien mit Work and Travel anfangen und auch unbedingt vor Ausbildung/Studium einen 2/3 monatigen Roadtrip durch die USA machen! Was meint ihr, ab wann wäre ich dafür wieder fit genug?
Zun anderen möchte ich auch unbedingt Bungeejuming und vor allem einen Tandem-Fallschirmsprung machen, geht das nach der OP auch irgendwann oder sollte ich das besser vorher machen? Bzw. kann ich es überhaupt vorher machen? Ich habe keinerlei Schmerzen und bin auch ansonst in keinster Weise körperlich beeinträchtigt (Schultern und Becken sind parallel, Skoliose kaum zu erkennen)..
Wäre super, wenn mir wer damit helfen könnte! :)

PS: Ich habe gehört man bekommt während der OP einen Blasenkatheter gelegt? HILFE?! Wie kann man sich das vorstellen? Schmerzen? Eklig? Oder bekommt man das gar nicht so wirklich mit weil man so fertig ist? :tot:
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Raven
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Re: Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von Raven »

Hallo jnschltbm,

ein paar Langzeiterfahrungen zur Situation nach der OP:
jnschltbm hat geschrieben:Ich, weiblich und 18 Jahre habe eine Skoliose von 59 Grad und habe grade erfahren, dass ich im Sommer 2015 operiert werden muss, wovor ich eine Heidenangst habe! :eek: :( Zum einen wollte ich die von euch, die sich einer Operation bereits unterzogen haben gerne fragen, inwiefern ihr nachher eingeschränkt ward/seid, wie lang und hart war der Heilungsprozess? Mein größter traum ist es zu reisen, und damit wollte ich eigentlich im nächsten Sommer in Australien mit Work and Travel anfangen und auch unbedingt vor Ausbildung/Studium einen 2/3 monatigen Roadtrip durch die USA machen! Was meint ihr, ab wann wäre ich dafür wieder fit genug?
eine solche Reise würde ich fürs erste Jahr nach der OP nicht planen. Was beinhaltet das "Work and Travel" genau? Handwerkliche und landwirtschaftliche Arbeiten, wie auch Kellnern, würde ich nicht durchführen, auch nicht x Jahre nach der OP. Der "travel"-Anteil: wärst du andauernd mit viel Gepäck auf dich allein gestellt unterwegs (Rucksackreisen), würdest du in eher einfachen Unterkünften übernachten (so mit Luftmatratze, in Richtung Camping), würdest du viel im Auto sitzen oder auf dem Motorrad unterwegs sein?
Bei manchen funktioniert das eventuell, typisch wäre das aber nicht. All das wäre für mich nichts; damit du mich grob einschätzen kannst: Ich bin vom Typ her schon ein Outdoor-Mensch, bin auch jemand, der sich vorstellen könnte, mit dem Rucksack um die Welt, mit anpacken, nur rudimentärer Komfort. So vom Gefühl her würde mich das nicht stören. Aber mein Rücken macht das so nicht mit. Damit es mir gut geht, muss meine Arbeitsumgebung ergonomisch sein, ich brauche ein vernünftiges Bett mit einer guten Matratze, nicht schwer tragen, etc. Ansonsten geht es los mit Schmerzen.

Bevor du solche Aktionen als längerfristige Reise in Anspruch nimmst, solltest du sie wieder im Kleinen getestet haben. Also, vor der Buchung (!) einer Reise mit unkomfortabler Übernachtung, mit körperlich anspruchsvoller Arbeit, das alles mal zu Hause länger ausprobiert haben.

Geht es nur um eine Reise, und die Arbeit ist weniger körperlich anspruchsvoll, könnte ich mir sowas ab vielleicht ein Jahr nach OP vorstellen. Selber verreise ich öfter, merke dabei aber auch, dass ich viel schneller "platt" bin als Gleichaltrige, und dass ich wesentlich öfter "mal langsam" machen muss, öfter mal eine Pause machen muss. Ich kann von mir einfach nicht verlangen, mit Gleichaltrigen gesunden Leuten voll mitzuhalten. Wenn die anderen sich ihren Tourenrucksack umschnallen, achte ich immer darauf, möglichst wenig zu packen, Gepäck aufgeben, Gepäck zwischendurch in Schließfächer... Übernachte besser in Hotels, als in Jugendherbergen oder gar Couchsurfing... Also schon eher im Durchschnitt wie jemand, der nicht mehr so jung ist.

Ist deine OP so dringend nötig? Verschlechtert sich z.B. deine Skoliose sehr stark? Könntest du evl. die OP noch aufschieben und vorher auf Reise gehen?
PS: Ich habe gehört man bekommt während der OP einen Blasenkatheter gelegt? HILFE?! Wie kann man sich das vorstellen? Schmerzen? Eklig? Oder bekommt man das gar nicht so wirklich mit weil man so fertig ist? :tot:
Der Blasenkatheter wird während der OP gelegt. Grundsätzlich ist der ganz praktisch: Er verhindert, dass man die ersten Tage zum Urinieren aufstehen muss, er befreit einen sozusagen vom Toilettengang. Wenn Aufstehen noch mühsam ist, ist das super praktisch:ja: Man bekommt davon nur die Entfernung mit, fühlt sich in etwa an wie das Abziehen eines Pflasters. Dass man ihn nicht spürt, hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass man so fix und fertig wäre. Ich war nach der OP sehr schnell geistig wach (habe am Tag der OP hinterher noch ein bisschen Fernsehen geschaut, am nächsten Tag angefangen, ein Buch zu lesen; viele sind die ersten Tage wesentlich müder), habe viel von der Intensivstation mitbekommen, trotzdem, da hat nichts bzgl. des Blasenkatheters gestört.

Viele Grüße
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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Re: Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von Schnecke007 »

Ich würde mich der Frage von Raven gern anschließen, ob die OP denn dringend nötig ist.
Hier im Forum sind viele User mit deutlich höheren Gradzahlen, die nicht operiert sind. Sollst Du nur anhand der Gradzahlen operiert werden oder gibt es irgendwelche weiteren Gründe?

Viele Grüße,
Schnecke
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Re: Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von Killarney »

Hi jnschltbm,

ich bin nicht operiert, kenne jedoch einige in meinem Freundeskreis, die ebenfalls nach dem Abi 'Work and Travel' in Australien gemacht haben und auch in Südamericka als BackPacker unterwegs waren. Für alle war es eine schöne und sicherlich einmalige Zeit. Jedoch nimmt auch niemand ein Blatt vor den Mund, wenn es um die körperlich zum Teil sehr harte Arbeit geht. Von der Arbeit auf Wassermelonenfeldern, normalen Farmen und Hausmeisterdiensten in Hostels ist alles dabei. Heute wäre keiner von denen mehr bereit solche Strapazen auf sich zu nehmen.
Ich hatte immer mal darüber nachgedacht, bin aber außer an den finanziellen Hürden, auch an meiner Gesundheit gescheitert. Was andere berichten, das hätte ich nie geschafft und ich bin bestimmt nicht zimperlich oder übervorsichtig, was meine Skoliose betrifft, eher im Gegenteil. Auch an Bungeejumping würde ich nie denken. Das ist schon für Leute mit einem gesunden Rücken echt nicht zu empfehlen, mit Skoliose und insbesondere mit einer Versteifung würde ich so einen Sprung als fahrlässig bewerten.
Wenn du unbedingt ins Ausland willst, dann gibt es andere Möglichkeiten. Ich war als AuPair unterwegs aber auch über Weltwärts gibt es heute super Angebote, bei denen du in ausgefallene Regionen der Welt, mit einer einigermaßen abgesicherten Stellenbeschreibung reisen kannst.

SORRY für meine deutlichen Worte, aber ich denke wirklich, dass du deine Pläne hier noch einmal überdenken solltest.

Viele Grüße

Killarney
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Re: Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von Zebrastreifen »

Eine Operation ist eine Behandlungsempfehlung und kein MUSS, du musst auch nicht Tabletten schlucken, die ein Arzt verschreibt. Ein medizinischer Rat sollte abgewogen werden und du solltes tfür dich abwägen, ob eine solche Behandlung dir hilft bzw. du auch mit evtl. Risiken die eine Behandlung beinhalten kann leben kannst. Auch die Frage ist es nun ein Notfall oder auf Dauer lebensbedrohlich sollte unterschieden werden.

Und das gilt für alles Tropfen, Tabletten oder Operationen.
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Re: Angst vor Operation und 1000 Fragen - HILFE

Beitrag von Raven »

Killarney hat geschrieben:Von der Arbeit auf Wassermelonenfeldern, normalen Farmen und Hausmeisterdiensten in Hostels ist alles dabei. Heute wäre keiner von denen mehr bereit solche Strapazen auf sich zu nehmen.
... könnte ich nie. Ich bin schon froh, den eigenen Haushalt zu schaffen (das geht), muss aber da auch langsam machen und bin froh, wenn bestimmte Dinge (Reparaturen, Matratzen wenden, Möbel aufbauen...) jemand für mich übernimmt. Vor der OP konnte ich sowas wesentlich besser als danach (auf dem Land aufgewachsen, da war einfach Anpacken angesagt). Ich könnte das absolut nicht als Dienstleistung für jemanden durchführen.
Für mich hätte ich mir z.B. ein Biologiestudium vorstellen - nicht im Labor arbeiten, sondern so richtig um die Welt, Feldforschung, Regenwälder, Antarktis... War mehr als ein Kindheitstraum. Ebenso hätte ich mir einen handwerklich-technischen Beruf vorstellen können. Beides habe ich mir ca. ein Jahr nach der OP, als ich merkte, dass sowas einfach nicht mehr sinnvoll geht, "abgeschminkt"; mit meinem Büroarbeitsplatz komme ich gut zurecht, etwas anderes ist für mich einfach nicht realistisch. Outdoor-Aktivitäten mache ich im Kleinen, und mit jemandem dabei (damit derjenige helfen kann und mehr Gepäck übernehmen kann).
Das ist schon für Leute mit einem gesunden Rücken echt nicht zu empfehlen, mit Skoliose und insbesondere mit einer Versteifung würde ich so einen Sprung als fahrlässig bewerten.
Zustimmung. Alles, was ruckelt, staucht, plötzliche Bewegungen beinhaltet, ist bei einer OP mindestens (!) schmerzhaft. Alles Ruckeln, plötzliche Bewegungsrichtungsänderungen etc. fühlen sich mit Versteifung wesentlich härter an. Das gilt selbst für z.B. kleine Sprünge im Alltag (meide ich!), Abenteuerrutschen und dergleichen.
Wenn du unbedingt ins Ausland willst, dann gibt es andere Möglichkeiten. Ich war als AuPair unterwegs aber auch über Weltwärts gibt es heute super Angebote, bei denen du in ausgefallene Regionen der Welt, mit einer einigermaßen abgesicherten Stellenbeschreibung reisen kannst.
:ja:

@Zebrastreifen
Ein medizinischer Rat sollte abgewogen werden und du solltes tfür dich abwägen, ob eine solche Behandlung dir hilft bzw. du auch mit evtl. Risiken die eine Behandlung beinhalten kann leben kannst.
Bzw. auch mit den üblicherweise zu erwartenden Einschränkungen. Die von mir genannten Einschränkungen basieren ja nicht auf Komplikationen - meine OP verlief sehr gut, meine Einschränkungen sind nur durch die Versteifung selbst bedingt, und unter den Operierten bin ich bezogen auf die Versteifungsstrecke eine der fittesten. (Arbeite Vollzeit, nehme keine Schmerzmittel, nach 17 Jahren noch keinerlei Verschleißerscheinungen, keine weiteren OPs, empfinde die OP/ die Bewegungseinschränkungen nicht als psychische Belastung, keine der nicht so seltenen Komplikationen wie Fußhebeschwäche, Schmerzen selbst bei geringer Belastung, Anschlusdegeneration... das ist schon überdurchschnittlich gut.)

Gerade, wenn jemand ein körperlich sehr aktiver Mensch ist, die Verkrümmung nicht mehr (stark) zunimmt, würde ich mir das mit der OP stark überlegen, und da auch die psychische Seite bedenken. Was bringt es, sich nach der OP nach abgeschlossener Genesungsphase in keinem Aspekt besser zu fühlen (Threaderstellerin schreibt von aktuell keinen Schmerzen, unauffälliger Optik), aber in manchem schlechter (selbst bei bestem OP-Ergebnis weniger an körperlicher Aktivität im gewünschten Ausmaß möglich)?
Selbstverständlich kann und soll hier niemand der Threaderstellerin die Entscheidung abnehmen, aber ich würde in dem Fall, beträfe es mich, die OP sicherlich verschieben - und im Hinterkopf behalten, dass eine OP oder eine Korsettbehandlung mit den Jahren möglicherweise auf einen zukommen wird (auch beruflich darauf achten).

Viele Grüße
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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