Hallo Toni,
Schön zu lesen, dass du so Interesse an meiner Erfahrung und meiner Geschichte hast.
Ich werde mein bestes geben, all deine Fragen so ausführlich wie möglich zu beantworten. Falls ich etwas vergesse oder nicht genau beantworte einfach nochmal fragen:)
Also im Volksschulalter, hat meine Oma festgestellt das ich eine schlechte Haltung habe, worauf meine Eltern mit mir nach Wien ins Krankenhaus (Speising) fuhren. Dort wurde ich geröngt und es wurden ca. 15 Grad festgestellt, worauf sie mir Krankenqumnastik verschrieben und meinten es wäre nicht so schlimm....
Ich wurde zur Gymnastik geschickt (nach Scheuermann glaub ich..?) und fuhr nach einiger Zeit wieder zur Kontrolle. Es verschlechterte sich und ich hatte ca. 20 Grad. (Ich muss dazu sagen ich weiß leider nicht mehr genaue Angaben, ist schon ziemlich lange her und ich war noch ein Kind)
In Speising fertigten sie mir dann ein Korsett an. Es war schrecklich, es schmerzte und ich hatte kaum Bewegungsfreiheiten und die Ärzte sagten, ich müsste es 21 Stunden am Tag tragen. Meine Eltern quälten sich und schnallten es mir jeden Tag 21 Stunden um.Zusätzlich musste ich Gymnastik machen. Durch das Korsett hatte ich bei der nächsten Kontrolle wieder nur 15 Grad und dann sagten die Ärzte es genüge wenn ich es "nur" mehr 17 Stunden am Tag trage.
Ich wurde immer unkonsiquenter was das Tragen anging, auch meine Eltern ließen nach. Als ich mit 13 in die Pubertät kam, hatten meine Eltern kaum mehr Chancen es mir raufzugeben. Mit 15 Jahren sagte meine Therapeutin, ich würde nicht mehr wachsen und bräuchte nicht mehr zur Gymnastik kommen

Meine Mutter verstarb dann als ich 15 war und ich hatte keine Nerven mich um meine Skoliose zu kümmern. Ich muss dazu sagen das ich dann ziemlich abgemagert bin, nichts mehr gegessen habe und durch das ist meine Skoliose noch schlimmer geworden.
Vor einem Jahr beschloss ich, mich nochmal zu untersuchen. (ich muss anmerken ich war dann 5 Jahre nicht beim Orthopäden und hab auch keine Gymnastik mehr gemacht). Der Schock 90 Grad!!!
Ich wurde ins AKH in Wien geschickt. Es folgten sämtliche Röngtenaufnahmen, musste mich in alle Richtungen biegen, und wurde von oben bis unten vermessen. Die Ärzte sagten mir, ich muss DRINGEND operieren, mein Wachstum ist abgeschlossen und eine Korsett-Therapie würde bei mir nichts mehr helfen.
Ich hab meinen ganzen Mut zusammen gefasst und mich für die Operation entschieden. Abgesehen von den Schmerzen die ich schon hatte, meine Psyche litt schon sehr darunter.
Nun ein paar Worte zur OP:
Es wurde die neue Methode angewendet. Die Schrauben-Stab-Methode. Ich wurde seitlich operiert (wie schon gesagt - 10 Stunden) Die unterste rechte Rippe wurde mir rausgenommen. Ich wurde von TH-6- L1 versteift. (TITAN). Da meine WS sich von alleine 20 Grad hat bewegen lassen, ist das Ergebnis so schön geworden und es blieben insgesamt nur 18 Grad über.
Das Ärzteteam war sehr sehr freundlich und haben mir alles verständlich erklärt. OA Fr. Dr. Krepler, Hr. Dr. Lunzer, Hr. Dr. Grois.
Ich war 4 Tage auf der Intensivstation. Insgesamt 3 1/2 Wochen AKH aufenhalt. Die Schmerzen waren unerträglich. Und das ist nicht übertrieben. Ich bekam Morphium und Opium, musste gehen lernen usw...
Ich hab die OP gut überstanden, ohne Lähmungserscheinungen. Danach wurde ich eingegipst für 8 Wochen, da ich einen Hexenschuss bekam.
Ich hatte 6 Monate absolutes Sportverbot. Durfte mich wenig strecken und beugen.
Seit anfang dieser Woche bin ich in physikalischer Behandlung. Muss Gymnastik machen, JEDEN TAG!!!!! Für den Muskelaufbau und es wäre gut wenn ich 1x die Woche schwimmen gehe. Die Schmerzen kommen wieder. Aber ich muss mich durch beißen.
Im Sommer sollte ich, laut Rat meines Hausarztes, auf Kur nach Villach fahren. Ich werde das auch tun, wenn es die Arbeit zulässt....
Es ist immer wieder noch ein auf und ab, die Op ist jetzt 10 Monate her und ich bin noch immer "angeschlagen". Musste bis vor 1 1/2 Monaten noch Morphium in Tablettenform nehmen, da die Schmerzen doch unerträglich sind.
Ich will jeden Mut geben, ich weiß wie ihr euch fühlt, ich bin nicht nur einmal weinend eingeschlafen. Aber man muss für sich selbst die Entscheidung treffen, was für einen gut ist, und ob man damit leben will oder nicht. Bitte ergeift die Möglichkeit alles daran zu setzen das es nicht so schlimm wird wie bei mir. Denn obwohl ich die OP jederzeit wiederholen würde, ich würde trotzdem jeden davon abraten, der noch rechtzeitig was dagegen tun kann.
Wenn noch irgendwelche Fragen habt, JEDERZEIT:) Ist kein Problem.
Liebe Grüße
Bina