Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

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Puma10
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Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Puma10 »

Hallo,

habe nochmal eine Frage und zwar was haltet ihr von Dorn-Breuß-Therapie gegen unbehandelte Skoliose mit Anfang 20? Sind die Erfolge leere Versprechungen oder kann man damit eine (dauerhafte) Verbesserung erzielen?
Muss man dazu zu "Spezialisten" / habt ihr Tipps wer gut ist?

Danke schonmal. ;D

LG Puma10
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Killarney
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Killarney »

Hi,

ich war vor ca. 1 Jahr aus reinem Interesse einmal bei einer Dorn-Therapeutin - und natürlich auch, da die Methode verheißt, dass der Rücken wieder gerade wird. Die Dorn-Methode kann aber eher Verbesserungen in einem sehr kleinen Rahmen erreichen bzw. muss auch regelmäßg wiederholt und privat gezahlt werden. Zur alleinigen Behandlung von Skoliose ist sie nicht geeignet, aber evtl. zur Unterstützung. Bei mir hat die Therapeutin kurz geschluckt und ziemlich direkt gemeint, dass ich nicht mit einem geraden Rücken aus der Sitzung gehen werde :schulterhoch:

Liebe Grüße
Killarney
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Klaus
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Klaus »

Hallo Puma10,
habe nochmal eine Frage und zwar was haltet ihr von Dorn-Breuß-Therapie gegen unbehandelte Skoliose mit Anfang 20?
bei Deiner Situation solltest Du erst einmal an eine übliche konservative Methode denken, insbesondere bei einer Skoliose von 60 Grad !!
Ich schreibe Dir etwas dazu im anderen Thread.

Gruß
Klaus
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Alex_activitas
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Alex_activitas »

Hallo Puma10,

Dorn-Breuss kann bei einer Skoliose (erst recht bei 60°!) nichts bewirken.
Die Theorie, die Herr Breuss seinerzeit zu seiner Behandlungsmethode aufgestellt hat, ist inhaltlich komplett falsch. Ich muss das leider in dieser Deutlichkeit sagen, aber es stimmt de facto nicht, dass ein Hüftgelenk durch das Beine-Übereinander-Schlagen 2 bis 3 cm luxiert (also der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne rausgeht). Das ist anatomisch nicht möglich.

Genausowenig kann durch die Behandlungen ein Beckenschiefstand ausgeglichen werden.
Ich weiss, wovon ich rede, da ich die Fortbildung selber absolviert habe, um aus erster Hand Einblick in diese Behandlungsform zu erhalten.

Die Übungen sind zum Teil interessant, nur wirken sie komplett anders, als Herr Dorn es seinerzeit beschrieben hat. Dies konnte er jedoch nicht wissen, das er über keinerlei anatomische und biomechanische Kenntnisse verfügt hat.
Für eine kompetente Behandlung ist es jedoch extrem wichtig, dass man weiss, welche Strukturen man tatsächlich behandelt, um bei eventuellen Reaktionen des Patienten entsprechend gegensteuern zu können. Wenn ich dann jedoch davon ausgehe, dass ich gerade "das Hüftgelenk wieder in die Pfanne schiebe" reagiere ich anders, als wenn ich weiss, dass ich tatsächlich gerade an der Oberschenkelfascie und an der Dickdarmfascie arbeite...

Und dass das Öl bei der Breuss-Massage direkt in den Bandscheibenkern wandert.... Wer daran glauben mag...?
Ein Kollege von mir hat dann die Frage gestellt, was passiert, wenn man anstelle des Öls Nutella nehmen würde. Ob das dann auch direkt in den Bandscheibenkern wandert?
Es lohnt sich, darüber mal nachzudenken.....

Auch ich würde Dir daher eher empfehlen, über z.B. Schroth Deine Skoliose anzugehen bzw. auf alle Fälle einen Spezialisten aufzusuchen. 60° ist nichts, mit dem ich "ins Blaue hinein" behandeln würde!

Gruß,
Alex

P.S.: Es gibt keine Dorn-Breuss-THERAPIE, nur eine D.-B.-Behandlung.....
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Lilly »

Hallo Puma10!

Ich habe Erfahrung mit der Dorn-Methode, habe beides, also auch Breuss gelernt, aber die Massage bisher noch nicht wieder angewendet. Mit Dorn allein kommt man bei einer Skoliose nicht sehr weit, da stößt man recht schnell an seine Grenzen. Die Dorn-Methode vernachlässigt einen großen Teil des Beckens und gerade dieses hat einen enormen Einfluss auf die Wirbelsäule und somit auch auf die Skoliose. Ich fahre bei meiner Tochter, wie vielfach schon geschrieben, am besten mit der Dorn-Methode + Dynamische Wirbelsäulentherapie nach Popp, Schroth-Therapie sowie alle 3-4 Wochen Osteopathie. Dorn/Popp mache ich in den wichtigsten Punkten fast jeden Tag bei meiner Tochter, komplett 1-2 mal pro Woche. Schroth auch fast jeden Tag. Osteopathie mache ich nicht selber, da haben wir einen sehr guten Therapeuten gefunden. Du siehst, das ist ein ganz schönes Programm, aber nur so kommen wir weiter und auch ohne Korsett aus. Davon abgesehen, hat meine Tochter nicht mal die Hälfte an Grad n. Cobb wie Du und befindet sich noch im Wachstum. Von daher weiß ich nicht, wie die Erfolge aussehen, wenn man erwachsen ist. Aber eines ist sicher: Mal eben ein paar Mal zur Dorn-Therapie zu gehen und zu hoffen, dass man dann gerade oder auch überhaupt gerader ist, ist reine Utopie. Das mag bei ganz ganz leichten, eher funktionellen Skoliosen gehen, aber nicht bei Deinen Gradzahlen. In der Kombination wie wir es machen, ist da sicher auch bei Dir noch etwas drin, wie viel kann ich Dir aber nicht sagen.

Zusätzlich zu den Therapien trägt meine Tochter spezielle, aktive Einlagen, die auch noch einmal viel ausrichten. Das könnte Dir ebenfalls weiterhelfen.

Vielleicht würde Dir ein Korsett mehr bringen, da kommt es auch darauf an, ob Du Dir das vorstellen kannst oder nicht. Lasse Dich doch mal bei einem Spezialisten untersuchen und beraten, dann weißt Du sicher mehr, auch über die aktuelle Situation Deiner Skoliose.

Alternativ zum Korsett Verbesserungen zu erreichen sind auf jeden Fall mit sehr viel Aufwand, ggf. auch finanziell (je nach dem wie man versichert ist), verbunden. Auf jeden Fall benötigt man auch einen guten Therapeuten, sonst wird das ebenfalls nichts.

Herzliche Grüße,
Lilly
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Alex_activitas »

Alex_activitas hat geschrieben:Die Theorie, die Herr Breuss seinerzeit zu seiner Behandlungsmethode aufgestellt hat, ist inhaltlich komplett falsch.
Sorry, natürlich ein Fehler meinerseits. Es war nicht Herr Breuss, sondern Herr Dorn, der Sägewerksbesitzer, der die Behandlungsmethode aufgestellt hat.
Ändert aber nichts an der anatomisch-funktionellen Fehlerhaftigkeit der Methode bzw. der Erklärung, die Herr Dorn dazu aufgestellt hat.
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Lilly »

Die Theorie, die Herr Breuss seinerzeit zu seiner Behandlungsmethode aufgestellt hat, ist inhaltlich komplett falsch.
Sorry, natürlich ein Fehler meinerseits. Es war nicht Herr Breuss, sondern Herr Dorn, der Sägewerksbesitzer, der die Behandlungsmethode aufgestellt hat.
Ändert aber nichts an der anatomisch-funktionellen Fehlerhaftigkeit der Methode bzw. der Erklärung, die Herr Dorn dazu aufgestellt hat.
Das, was Herr Dorn aufgestellt hat, ist aber inhaltlich nicht KOMPLETT falsch! Ja, es sind Fehler dabei gewesen, z.B. ging Herr Dorn davon aus, dass mit der Korrektur der Beinlänge und seinen Korrekturen am Becken auch automatisch der Beckenschiefstand behoben sei. Das stimmt nicht. Deshalb wurde die Methode weiterentwickelt bzw. in diesen Teilen berichtigt und man braucht dann eben noch weitere Techniken, um z.B. einen Beckenschiefstand zu beheben. Die Korrekturen an den einzelnen Wirbeln sind aber meines Wissens noch so, wie es Herr Dorn damals "erfunden" hat. Wichtig ist letztendlich nur, dass es heute in korrekter Form angewendet wird, sofern kompetente Leute am Werk sind.
Es gibt sicher auch inkompetente Therapeuten, die die Dorn-Methode anbieten, aber schwarze Schafe gibt es überall. Da bin ich glücklicherweise an einen sehr guten Therapeuten geraten, der dann auch nicht nur Dorn anwendet, sondern eine Kombination aus mehreren Techniken/Therapieformen und auch entsprechend qualitativ hochwertige, völlig unesoterische, seriöse Seminare anbietet. Und der auch keine falschen Versprechungen macht. Auch das finde ich wichtig!

Nur kann man die Dorn-Methode nicht als reinen Quatsch abtun, es KANN ein Baustein zur Verbesserung der Skoliose sein, aber allein reicht es nicht, so wie meiner Meinung nach KEINE Methode/Therapie allein ausreicht. Ob und wie viel es dann etwas bringt ist individuell verschieden, es gibt sogar hier im Forum Leute, denen Schroth nichts gebracht hat. Ich finde es eben nur falsch, eine Methode pauschal als nicht hilfreich ab zu tun.

Was mich interessieren würde: hat dein Seminarleiter noch genau das gelehrt, was Herr Dorn einst annahm? Das hat meiner nicht und mir auch klar gesagt, dass ich für die Behandlung meiner Tochter noch eine weitere Technik benötige, in dem Fall die dynamische Wirbelsäulentherapie nach Popp, da dann das komplette Becken und auch Teile der Muskulatur abgedeckt sind. Für alles andere gehe ich nach wie vor zu meinem Seminarleiter und lasse meine Tochter osteopathisch behandeln.

Bei uns hat sich diese Kombination, zusammen mit Schroth, überaus bewährt! Was aber nicht pauschal auf andere übertragbar ist, jeder muss seinen persönlich besten Weg finden.

Liebe Grüße,
Lilly
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Alex_activitas »

Hallo Lilly,

dass inzwischen von sogenannten "Subluxationen" der Gelenke ausgegangen wird, macht die Sache nicht unbedingt richtiger.
Und die "Korrektur" der einzelnen Wirbel beinhaltet ja auch eine exakte Befundung der "Fehlstellung". Diese sit in der vorgegebenen Weise jedoch nicht möglich, da die Querfortsätze der Wirbelkörper nicht tastbar sind. Es liegen zu viele Schichten Muskulatur und Bindegewebe darüber, um eine exakte Angabe über die Position machen zu können.

Ebensowenig wird auf die Ursache der eventuellen Fehlstellungen eingegangen.
Eine zielgerichtete Therapie sucht jedoch nach der Ursache und arbeitet an deren Behebung. Nicht nur an Symptomen.

Dass der Weg bei Deiner Tochter funktioniert finde ich sehr schön!
Die Verantwortung für die eingeschlagenen Therapien liegt bei Dir und den Behandlern. Und diese scheinen ja - Deiner Aussage nach - kompetent zu sein und auf die eventuellen Reaktionen eingehen zu können. Dann passt es ja.

Man kann dies - wie Du ja selber auch sagst - nicht 1:1 auf andere übertragen! Dies ist extrem wichtig!

Gruß,
Alex

P.S.: Der Hinweis, dass Deine Tochter zusätzlich eine andere Selbstzahlermethode benötigt, sagt in meinen Augen auch schon einiges aus....
Ein kompetenter Physiotherapeut zieht immer den gesamten Körper in Befund und Therapie mit ein, so dass ganzheitlich gearbeitet werden kann. Dass das leider nicht bei allen der Fall ist, ist mir auch bekannt....
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Lilly »

Der Hinweis, dass Deine Tochter zusätzlich eine andere Selbstzahlermethode benötigt, sagt in meinen Augen auch schon einiges aus....
Ein kompetenter Physiotherapeut zieht immer den gesamten Körper in Befund und Therapie mit ein, so dass ganzheitlich gearbeitet werden kann. Dass das leider nicht bei allen der Fall ist, ist mir auch bekannt....
Das müsstest Du mir noch einmal genauer erläutern. Ist eine Therapie schlechter, weil sie nicht von der Krankenkasse bezahlt wird? Im Übrigen habe ich die Therapien selber herausgesucht, bzw. nach Ausprobieren und ausführlicher Beratung ausgewählt. Anscheinend nicht ganz verkehrt. Die Empfehlung für die Ostheopathie hat mir kein Physiotherapeut gegeben, der gerne zusätzlich Geld verdienen möchte. Und auch mein Seminarleiter hat mir keinen Termin beim ihm zur Behandlung angeboten, auf die Idee kam ich alleine. Aufgrund eigener guter Erfahrungen in dem Bereich, wollte ich einfach sehen, was zu bewirken ist.
Und an der Dorn-/Popp-Behandlung verdient nun auch keiner mehr was, da ich es selbst mache :) .
Und wer arbeitet schon wirklich ganzheitlich, v.a. bei den eher schulmedzinisch orientierten Ärzten und Therapeuten. Da kann man lange auf die Suche gehen. Schön wäre es ja, dann müsste man nicht so viel Eigeninitiative und Verantwortung übernehmen und könnte jedem Arzt bzw. Therapeuten einfach mal vertrauen. Wäre mir auch lieber ;) .
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Alex_activitas »

Hallo Lilly,
Lilly hat geschrieben:Schön wäre es ja, dann müsste man nicht so viel Eigeninitiative und Verantwortung übernehmen und könnte jedem Arzt bzw. Therapeuten einfach mal vertrauen. Wäre mir auch lieber ;) .
Du sagst es. Auch wenn die Eigeninitiative und Eigenverantwortung auch bei der Behandlung durch ganzheitlich arbeitende Ärzte und Therapeuten immer noch bleibt.

Gruß,
Alex
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Re: Dorn-Breuß-Therapie gegen Skoliose?

Beitrag von Lilly »

Dann sind wir uns ja einig :lach: .

Nichts für ungut, oder?
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