Psychologische Behandlung?

Fragen und Antworten rund um das Thema Skoliose
Clueless19
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Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo liebe Mitglieder!

Nachdem ich nun endlich mal wieder hier schreiben kann (habe immer lange Phasen wo ich mich absolut nicht mit meiner Skoliose auseinander setzen kann/will), würde ich gerne mal wissen, ob vielleicht irgendjemand wegen seiner Skoliose bei einem Psychiater (oder Psychologen? Kenne den Unterschied nicht so xD) ist.

Ich überlege jetzt schon seit ein paar Monaten, mir diesbezüglich Hilfe zu holen, weil ich mit meiner Deformierung einfach nicht mehr klar komme. Ja, ich weiß, so schlimm ist es nicht und hier im Forum haben die meisten schlimmere Skoliosen, darum wüsste ich gerne, ob ich nicht vielleicht doch ein psychisches Problem habe, weil es kann doch nicht sein, dass es hier so viele Menschen gibt, die ihren Körper so akzeptieren wie er ist, und ich am liebsten k*tzen könnte, wenn ich in den Spiegel schaue und nur die kleinste Asymmetrie erkenne.

Habt ihr vielleicht einen speziellen Psychiater, einen der auf Leute mit Skoliosen oder so spezialisiert ist?

Ich denke, wenn ich es nicht mit einem Psychiater versuche, komme ich aus dieser Art Depression die ich habe, nicht mehr raus und ich will ja kein/e Korsett/OP (außer die Skoliose ist progredient oder die Verspannungen die ich jetzt bereits habe werden irgendwann zu Schmerzen), also scheint es für mich gar keinen andren Weg mehr zu geben, ganz gerade zu werden, also muss ich irgendwie meinen Körper akzeptieren lernen, sonst endet das noch alles in einer Katastrophe :(

Grüße an Alle, Clueless
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Dracula
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Dracula »

Sei gegrüßt, Clueless19!

Ich denke, du bist zu kritisch mit dir selbst. Du sagst, dass du selbst die kleinste Krümmung bemerkst. Das kommt wahrscheinlich davon, dass du zu sehr darauf achtest.

Stelle dich einmal nackt vor den Spiegel und lobe, was dir an dir gefällt. Du darfst auch die ein oder andere Stelle kritisieren, aber konzentriere dich auf die positiven Dinge. Dann wirst du sehen: Du bist schön!

In deinem Fall wäre ein Gang zum Therapeuten, der dir dazu hilft, mit deinem Körper wieder zufriedener zu sein, aber trotzdem empfehlenswert.

Wenn du kein Korsett und keine OP willst, dann solltest du deinen Orthopäden vielleicht mal nach Krankengymnastik und ggf. einer Skoliosekur fragen; das stärkt die Rückenmuskulatur, wodurch Schmerzen und Verspannungen besser werden können.

Deine Freundin D.
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Silas
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Silas »

Wenn Du so große psychische Probleme mit der Skoliose hast, ist es sinnvoll, Dir professionellen Rat bei einem Psychotherapeuten zu suchen.

Das kann am besten ein psychologischer Psychotherapeut sein oder ein Psychiater, der Psychotherapie anbietet. Der Gang zum "reinen" Psychiater ist dann anzuraten, wenn Du z.B. richtige Symptome einer Depression zeigst oder Dein Psychotherapeut meint, dass medikamentöse Unterstützung angezeigt ist.

Es gibt übrigens hier im Forum auch andere mit ähnlichen Verkrümmungen wie Deiner, die sehr darunter leiden, Du bist nicht allein und ich finde es mutig und positiv, dass Du Dein doch immer noch sensibles Problem hier so offen ansprichst.
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo Dracula und Silas!

Erstmals vielen vielen Dank fuer eure lieben Worte! Es ist wirklich schön zu sehen, dass man hier immer wieder aufgebaut wird :)

@ Dracula: ich wünschte es wäre so einfach und ich könnte einfach mal etwas positives oder gar schönes an meinem Körper finden. Aber im Moment oder besser seit ca 2 Jahren denke ich nur "Ich hätte ja einen schönen Körper, wenn die Skoliose nicht wäre!"

Das belastet einen dann schon sehr, weil ich ja sonst rundum zufrieden mit mir wäre (ich bin jetzt nicht gerade jemand, der wegen ein bisschen Orangenhaut oder so eine Krise bekommt ;))

Und das mit der OP, naja das ändert sich stündlich. Mal will ich eine, weil ich dann endlich normal und eben schön wäre (Narbe hin oder her das ist besser als deformiert sein), und dann denke ich wieder an die Schmerzen und Risiken und die Zeit im Krankenhaus oder die Einschränkungen nachher (ich habe eine Skoliose von T4 bis L4 also zwei Bögen, das heisst es müsste sehr viel versteift werden) und dann will ich wieder absolut keine OP. Es ist echt schwierig weil ich grade keinen Ausweg sehe :(

Aja und Schroth mache ich schon! Bringt schon etwas gegen Verspannungen, aber ich mache die Übungen eher abends, das heisst bis dahin bin ich schon verspannt.

@ Silas: achso ich wusste gar nicht, dass es da so einen grossen Unterschied gibt! Da muss ich mich gleich schlau machen! Danke, ja hier im Forum ist der einzige Ort wo ich so richtig darüber sprechen kann.

Ich werde versuchen, das Thema mit meinem Orthopäden anzusprechen (der operiert auch Skoliosen also kann er mir vielleicht bei meinem Dilemma weiterhelfen).


Liebe Grüsse an euch alle! Clueless
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Silas
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Silas »

Psychologische Unterstützung kann oft bei Problemen wie Deinen hilfreicher sein als der Gang zum Orthopäden (natürlich ist orthopädische Betreuung auch wichtig).

Jetzt ist es noch zusätzlich so, dass man den Therapeuten mit der richtigen Ausrichtung für die Problematik finden muss. Wahrscheinlich ist ein Therapeut, der Verhaltenstherapie anbietet, am besten geeignet. Der konzentriert sich auf die aktuellen Probleme und arbeitet am Umgang mit diesen, gibt ganz praktische Hilfestellungen.
Gerade wenn es noch darüber hinaus gehende Probleme gibt, die aufgearbeitet werden sollten, wäre auch ein tiefenpsychologischer Ansatz eine Möglichkeit.

Was Deine Überlegungen mit der OP angeht, so wirst Du bei Deinen Krümmungswerten keinen seriösen Chirurgen finden, der Deine Skoliose operiert.

Wenn Du über Schroth hinausgehende Behandlung möchtest, so würde ich die nicht in der OP, sondern ggf. in einem guten Korsett suchen.
Ein gutes Korsett ändert sehr schnell etwas an der Optik.
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Ciara
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Ciara »

Hallo clueless,

ich habe von Geburt an eine Skoliose, die zweimal operiert wurde. Zwischen den OPs (eine mit 6 Jahren, eine mit 13 Jahren) habe ich mehrere Jahre ein Milwaukee-Korsett getragen (wird heute nur noch in Ausnahmefällen verordnet, soweit ich weiß) und wurde nach Schroth behandelt, inkl. 4 Aufenthalte in Bad Sobernheim. Nach der zweiten OP habe ich noch 1 Jahr einen Rumpfgips getragen.

Auch wenn ich damals irgendwie das Gefühl hatte, dass ich ein normales Leben führe, weil ich es ja auch nicht anders kannte, habe ich später gemerkt, mit welchen psychischen Problemen ich zu tun hatte.
Durch die vielen Jahre, die ich durch den äußeren "Panzer" eingeschränkt war, und z. B. nie so essen konnte, wie ich wollte, habe ich nach Abschluss der Behandlung extrem zugenommen. Ich hatte kein positives Körpergefühl. Eine Zeit fühlte ich mich durch die Narben verunstaltet. Ich bin sehr leistungsorientiert, versuche oft, mit ganz gesunden Menschen mitzuhalten, wobei ich sehr oft über meine körperlichen Grenzen gehe. Dadurch, dass ich in der Kindheit und Jugend sehr diszipliniert sein musste, habe ich verinnerlicht, funktionieren zu müssen, auch wenn es eigentlich nicht mehr geht.

Ich habe mehrere Therapien wegen meiner Depression gemacht. Mit körperorientierten Therapien habe ich später sehr gute Erfahrungen gemacht, diese werden leider nicht von der KK bezahlt. Wenn man Glück hat, findet man einen kassenzugelassenen Therapeuten, der diese Verfahren mit anwendet...Ich habe bislang keinen Therapeuten gefunden, der sich mit Skoliosen auskennt. Aber ich glaube, das ist letztlich auch nicht sooo wichtig.

Heute bin ich psychisch überwiegend stabil, habe ein besseres Körpergefühl, und die über 25 kg Übergewicht verloren. Trotzdem weiß ich, dass ich psychisch nicht gesund bin und die Depression jederzeit wiederkommen kann. Ich bin sehr sensibilisiert und registriere heute schneller, wenn die psychische Lage kippt. Was für mich ganz wichtig ist: sowohl die Skoliose als auch Depression und Essstörung als zu mir zugehörig anzuerkennen und anzunehmen. Das, was notwendig ist, mich körperlich wohl und gut zu fühlen, versuche ich umzusetzen.

Wie schon silas anmerkte: Bei deinen Krümmungswinkeln von 24 Grad wird kein seriöser Arzt operieren. Wenn ich hier oder im OP-Forum manche Beiträge gelesen habe, dass bei einer Krümmung ab 40 Grad eine OP empfohlen wurde, bin ich auch immer erschüttert. Damals in den 70er-Jahren, als meine Skoliose behandelt wurde, hat man frühestens ab 50 Grad operiert (ich hatte zum Zeitpunkt der 2. OP 76 Grad) - und bei den heutigen Korsetts und konservativen Möglichkeiten würde ich, hätte ich ein Kind mit Skoliose, immer erst alles ausschöpfen, was konservativ geht. Bei mir ist der Bereich von Th2-L2 versteift, ich habe großes Glück, dass ich bis heute mit Verschleiß noch relativ wenig zu tun habe. Trotzdem habe ich ab und zu Schmerzen, gerade im Bereich der LWS (hatte vor einigen Jahren auch mal einen ganz heftigen Sturz).

Ich weiß nicht, ob du schon mal zur Reha in Bad Sobernheim warst oder nur beim niedergelassen Physiotherapeuten die Methode Schroth erlernt hast. Wenn du noch nicht dort warst, kann ich dir das nur wärmsten empfehlen!

Alles Gute,
Ciara
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo ihr Lieben!

@ Silas: Wow du scheinst dich echt gut mit dem Thema Therapie auszukennen! Hoffentlich aus reinem Interesse und nicht weil du wie ich in ner Art Depression steckst ;) Ich denke, ich werde vielleicht das mit dem Psychologen auch mit meinem Orthopäden besprechen...der scheint mir da sensibel genug, und vielleicht kennt er ja schon jemanden bzw arbeitet mit einem Psychologen zusammen oder so.

Korsett ist absolut keine Option mehr. Bei uns in Österreich bekommen Erwachsene auch kein Korsett mehr, natürlich wenn man darum bittet schon, aber ganz ehrlich, ich will ja gerade sein, um in enger Kleidung/Bikini etc gut auszusehen. Ein Korsett würde mir da doch nicht helfen! Dann müsste ich es, um wirklich Erfolge zu erzielen, auch sehr lange tragen, wahrscheinlich fast den ganzen Tag und das über Jahre hinweg. Dann hab ich irgendwann genug von diesem Panzer und lege ihn ab und dann kommen die Krümmungen vielleicht zurück und werden eventuell sogar noch schlimmer als vorher. Habe alle meine Orthopäden gefragt, keiner konnte mir versichern, dass ich die Erfolge, wenn es überhaupt welche geben sollte, auch dauerhaft (also mein Leben lang) halten könnte. Also so sehr ich euch Korsettträger auch für eure Ausdauer bewundere, aber für mich ist es nichts, da ich in einem Korsett genau so schlimme Probleme mit meinem Äusseren hätte :(

Zu der OP, in Österreich ist die OP Indikation bereits 30°, sofern der Patient das wünscht, und wenn eine Progredienz vorliegt, oder Schmerzen, dann sowieso. Bei uns werden Leute nicht in Kategorien eingeteilt, nach Graden oder so, sondern man wird als Individuum gesehen, da jemand mit 15° verbogen sein kann wie eine Brezel, oder Schmerzen haben kann, aber auch jemand mit 40° weder Schmerzen, noch Deformierungen haben kann.

Also wird immer die individuelle Situation betrachtet, und angenommen ich ginge zu einem orthopädischen Chirurgen und würde sagen, dass ich mit meinem Erscheinungsbild nicht mehr klar komme und es satt habe, mich ständig anstrengen zu müssen, um gerade zu sein, würde mich bestimmt keiner abweisen. Natürlich würden sie mir abraten, ist ja eine große OP und medizinisch ist es ja laut vielen Leuten erst ab 70° notwendig, aber die Psyche ist genauso wichtig wie der Körper. Sollen eben alle sagen, es ist eine SchönheitsOP. Wenn Leute sich die Brüste vergrößern lassen können, kann ich mich doch wohl auch einem Eingriff unterziehen, der mich "normal" macht ;)

Das klingt jetzt so, als würde ich mich gleich in die Donau stürzen, wenn ich nicht operiert werde, so ist es natürlich nicht ;) wie gesagt, ich schwanke noch immer zwischen "ich will eine OP" und "ich will keine", und ich würde mich nicht unters Messer legen, wenn ich nicht hundertprozentig hinter der Sache stehen würde! Außerdem würde ich wohl erst abwarten, bis ich Kinder habe (wegen Geburt mit Stangen im Rücken etc.) und es wahrscheinlich sowieso nur machen, wenn die Skoliose sich auf 30° verschlimmert, bevor ich 60 bin oder so. Außer es wird mit meiner Psyche echt nicht besser :/

@ Ciara: oje deine Geschichte hört sich ja gar nicht gut an, tut mir leid! Ich hoffe, es geht dir jetzt besser! Zumindest bist du jetzt gerader, oder? Das mit deinem Sturz ist natürlich blöd, sowas ist bestimmt nicht gut für die Wirbelsäule. Hoffentlich halten sich deine Schmerzen in Grenzen!

Aber ganz ehrlich, ich bin 20 und kann keine 3 Stunden gerade sitzen, ohne mich am liebsten hinlegen/einrollen zu wollen, also denke ich, das wird im Alter nicht besser. Von daher schrecken mich gelegentliche Schmerzen im Alter nach einer OP nicht ab, da das auf die meisten Menschen (auch Leute die keine Skoliose haben) zukommt. Um ehrlich zu sein ich kenne fast keinen über 40 der nicht mindestens einmal die Woche Rückenschmerzen hat, und die haben alle KEINE Skoliose.

Das mit der Reha ist natürlich ein guter Tipp, aber ich bin aus Österreich, und bei uns gibt es keine Schroth Reha, und extra dafür nach Deutschland zu fahren weit weg von meinen Freunden und Familie das will ich nicht!

Liebe Grüße an Alle!
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Ciara
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Ciara »

Clueless19 hat geschrieben:Natürlich würden sie mir abraten, ist ja eine große OP und medizinisch ist es ja laut vielen Leuten erst ab 70° notwendig, aber die Psyche ist genauso wichtig wie der Körper. Sollen eben alle sagen, es ist eine SchönheitsOP. Wenn Leute sich die Brüste vergrößern lassen können, kann ich mich doch wohl auch einem Eingriff unterziehen, der mich "normal" macht ;)
Hallo Clueless,

eine Versteifungs-OP wie eine Schönheits-OP zu betrachten, macht mir wirklich Angst und Bange! :eek:

Der Eingriff ist tatsächlich groß, und dein Leben wird nicht normal sein danach. Ja, es mag sein, dass du gerader wirkst (wobei ich mir nur schwer vorstellen kann, dass die Optik mit 24 Grad so gravierend ist - aber du empfindest es eben krass), aber der Preis dafür ist nicht gerade niedrig. Die Bewegungsabläufe sind anders, du kannst den Rücken nicht mehr krümmen. Bequemes "Lümmeln" im Kino, auf dem Sofa - ist nicht mehr. Ober- und unterhalb des Versteiften Bereiches sind Wirbel und Bandscheiben anders belastet als vorher. Du sagst heute, dass dir eine Narbe egal sei - wie sicher kannst du dir sein, wenn dir deine Optik heute so zu schaffen macht?

Natürlich ist die Schmerzempfindung sehr individuell, und ich will dir nicht absprechen, dass du Schmerzen hast. Der Einfluss der Psyche ist hier aber auch nicht zu unterschätzen. Wenn ich einen Zustand meines Körpers nicht akzeptiere, ihn mir wegwünsche und mich sehr darauf konzentriere, dann kann es durchaus sein, dass sich die Schmerzen verstärken. Wenn ich dann womöglich noch eine Schonhaltung einnehme, stellen sich bei mir durch die unnatürliche Haltung oft auch in anderen Bereichen - Nacken, Beine,... - Schmerzen ein. Irgendwann geht dann gar nichts mehr. Kenne ich auch.

Mir hilft hier ein achtsamer Umgang mit dem Körper und leichte Bewegung. Das lockert schon oft derart die Muskulatur, dass sich die Schmerzen bessern.

In meiner schlimmsten depressiven Episode hatte ich extreme Rückenschmerzen. Oft boten mir die Schmerzen die einzige Möglichkeit, mir selbst eine Pause zu erlauben, und ja, auch Zuwendung und Fürsorge anderer zu bekommen. Heute ist es oft noch so: Wenn ich Stress habe, meldet sich als erstes die LWS, für mich nun ein Warnsignal, nicht wieder zu warten, bis ich völlig erschöpft bin, sondern mir eine Pause zu gönnen und mir etwas Gutes zu tun.

Letztlich ist es natürlich deine Entscheidung (und das deiner Ärzte), ob du das Risiko einer OP eingehen willst oder es vielleicht doch lieber konservativ anzugehen. Und was sind 6 Wochen Aufenthalt in Bad Sobernheim und weg von Freunden und Familie gegenüber den vielen, vielen Jahren, die du vor dir hast???

Ciara
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hoppla entschuldige bitte, das hätte ich anders ausdrücken sollen mit der SchönheitsOP - Hintergrund meiner Aussage war, dass im Internet einige "Fachleute" aus Amerika der Meinung sind, dass eine Versteifungs OP eine reine kosmetische OP ist, da es eben nicht zum Tod oder so starken Einschränkungen in der Vitalkraft kommt, wenn man unter einer gewissen (hohen) Gradzahl ist. Ich finde den Vergleich eigentlich total lächerlich, schon allein aus dem Grund, weil es darum geht, eine Deformierung los zu werden! Manche Leute tun so, als wäre es eben dasselbe wie sich große Brüste machen lassen - was ich absolut nicht finde (hätte den Vergleich nicht bringen sollen, das war eigentlich zynisch gemeint, ist schwer rüberzubringen am PC) ;) Es ist ein Unterschied, ob jemand begründet unter seiner Optik leidet, oder ob jemand einem Schönheitsideal entsprechen will, dass er oder sie aus dem TV kennt oder was auch immer. Mir geht es um Normalität, nicht darum, wie Pamela Anderson auszusehen, oder so.

Da hast du natürlich recht, es müssen sich Bewegungsabläufe ändern. Das macht mir schon auch Angst und ist mit ein Grund, warum ich mich jetzt nicht unüberlegt unters Messer legen würde. Aber leider gibt es bei mir bequemes Lümmeln schon lange nicht mehr, da meine Angst, dass ich dadurch die Krümmung verschlimmere, einfach zu groß ist. Mir wurde auch sehr von sowas abgeraten (hin und wieder mal den Rücken rund machen zur Entspannung ausgenommen). Ich muss mich also ständig zwingen, gerade zu sitzen, und das ist nicht gerade leicht, auch nicht mit 24 Grad :/ Normalität wäre für mich, mich nicht pausenlos um meine Körperhaltung zu sorgen/bemühen zu müssen. Zumal man mir die Skoliose noch mehr ansieht, wenn ich entspannt dastehe :/ aber man lernt ja, mit der Versteifung umzugehen, denke ich. Also ich habe mal ein Video von einer Patientin gesehen, die ist herumgesprungen, und normal gegangen (also nicht wie ein Roboter oder so ;)) und wenn man es nicht gewusst hätte, hätte man wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass sie versteift ist (ausser beim Bücken, aber ich bücke mich jetzt schon eher mit gerader WS, da man da den Rippenbuckel nicht so sieht) ;)

Hm ja das mit der Narbe stimmt schon, ich kann es jetzt noch nicht wissen, ob mich das dann nicht stört. Auf der anderen Seite, finde ich Narben jetzt nicht so schlimm wie meine Deformierung. Natürlich hätte ich lieber keine, aber Narben sieht man durch Kleidung nicht, man sieht sie nur von hinten (im Gegensatz zu meiner Skoliose).

Du hast wahrscheinlich Recht mit der Kur. Aber für mich ist es sehr schwer, lange Zeit über alleine wohin zu fahren. Ich denke, dass ich das jetzt im Moment nicht kann, auch wegen meiner Psyche (soll jetzt keine Ausrede sein ;)).

Liebe Grüße!
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Raven »

Hallo Clueless,
Clueless19 hat geschrieben: Also ich habe mal ein Video von einer Patientin gesehen, die ist herumgesprungen, und normal gegangen (also nicht wie ein Roboter oder so ;)) und wenn man es nicht gewusst hätte, hätte man wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass sie versteift ist (ausser beim Bücken, aber ich bücke mich jetzt schon eher mit gerader WS, da man da den Rippenbuckel nicht so sieht) ;)
ich bin selbst versteift. Dass man sich im Alltag relativ normal bewegen kann, stimmt schon. Ich gehe auch nicht wie ein Roboter, kann auch mal lustig rumspringen und dergleichen. Wo es aber definitiv auffällt: Wenn es mal freizeitmäßiger, "lässiger" zugeht. Da kann es einem passieren, dass man auch noch relativ fremden Menschen (man ist z.B. neu in einem Verein, hat Bekannte neu kennengelernt o.ä.) sagen muss, warum man nicht mit kann, oder sich um eine Ausrede bemühen muss, die mehr schlecht als recht rüberkommt. Mir geht es jedenfalls oft so, dass ich Sachen, die altersgemäß normal sind, nicht mitmachen kann (schlichtweg gar nicht kann) oder aufgrund der in solchen Situationen auftretenden Schmerzen besser vermeide. Freizeitpark, Go-Kart-Fahren, Ruder-Ralleye, beim Abbau von irgendeiner Veranstaltung im Verein mithelfen, bei einem Umzug von Freunden mithelfen, mal eben auf einer Couch übernachten, Spaßbad (Rutsche, und auch Leute, die einem mal in den Rücken reinspringen, sind mir zu heikel), länger als nur für wenige Sekunden am Boden sitzen, im Kino schmerzfrei sitzen, mal bei einem Kumpel hinten rauf aufs Motorrad - ohne mich. Wie würdest du damit zurecht kommen, da dies ja doch von der Normalität einer Person deines Alters abweicht, und es dir sehr um Normalität geht?
Clueless19 hat geschrieben:Aber ganz ehrlich, ich bin 20 und kann keine 3 Stunden gerade sitzen, ohne mich am liebsten hinlegen/einrollen zu wollen, also denke ich, das wird im Alter nicht besser. Von daher schrecken mich gelegentliche Schmerzen im Alter nach einer OP nicht ab, da das auf die meisten Menschen (auch Leute die keine Skoliose haben) zukommt. Um ehrlich zu sein ich kenne fast keinen über 40 der nicht mindestens einmal die Woche Rückenschmerzen hat, und die haben alle KEINE Skoliose.
Neben den Schmerzen, die aufgrund von Verschleiß auf einen zukommen können, gibt es aber auch bei fast jedem operierten Patienten Schmerzen, die durch falsches Verhalten entstehen. Und "falsches Verhalten" betrifft hier durchaus häufig Dinge, die man normalerweise in dem Alter locker wegsteckt, siehe oben.
Wohl gemerkt, meine OP verlief sehr gut, "trotzdem" bereiten mir obige Dinge Probleme (was auch nicht verwunderlich ist). Dass viele Operierte berichten, sie seien schmerzfrei, liegt auch daran, dass sie die Dinge, die Schmerzen bereiten, schlichtweg vermeiden. Würde ich, wie ich es durchaus zeitweise gemacht habe (bei meiner OP war ich erst 13 Jahre alt), "einfach drauflosleben" und (fast) alles mitmachen, was man in dem Alter nunmal so macht, sähe es bei mir bzgl. Schmerzen nicht gut aus. Weitestgehend schmerzfrei halte ich mich durch einen sehr achtsamen Umgang mit meinem Körper und Neinsagen wann immer nötig, egal, ob das nun gegenüber Gleichaltrigen komisch rüberkommt oder nicht. Ist eben mein Körper, die Schmerzen müsste ich aushalten, nicht sie.
Clueless19 hat geschrieben: Hm ja das mit der Narbe stimmt schon, ich kann es jetzt noch nicht wissen, ob mich das dann nicht stört. Auf der anderen Seite, finde ich Narben jetzt nicht so schlimm wie meine Deformierung. Natürlich hätte ich lieber keine, aber Narben sieht man durch Kleidung nicht, man sieht sie nur von hinten (im Gegensatz zu meiner Skoliose).
Den Punkt mit der Narbe finde ich aber durchaus wichtig zu bedenken. Je nach OP-Methode kann die Narbe übrigens auch seitlich (schräg von der Schulter bis runter zum Bauch) verlaufen. Bei im Rücken nicht nackenhoher Bekleidung oder auch bei Oberteilen, die nicht bis auf den Hosenbund runter gehen, kann man so eine Narbe schon sehen. Ich wurde jedenfalls schon in üblicher Kleidung (T-Shirt und Hose, T-Shirt rutschte beim Bücken etwas hoch) auf die Narbe angesprochen, und wenn ich ein Top trage, ein Kleid mit ein bisschen Rückenausschnitt oder einen Bikini, sieht man sie nunmal erst recht, die Narbe. Eine völlige Begradigung ist auch mit einer OP nicht möglich; kleine Asymmetrien bleiben immer.
Du hast wahrscheinlich Recht mit der Kur. Aber für mich ist es sehr schwer, lange Zeit über alleine wohin zu fahren. Ich denke, dass ich das jetzt im Moment nicht kann, auch wegen meiner Psyche (soll jetzt keine Ausrede sein ;)).
Dass es nicht so leicht ist, einige Zeit von zu Hause weg zu sein, kann ich durchaus gut verstehen. Vermutlich würde dir dies bei einer OP aber erst recht schwer fallen, oder? Da sind zwar mit nur ein bis zwei Wochen Klinikaufenthalt zu rechnen - aber dein Alltag wird über Monate hinweg von Physiotherapie, "mal langsam machen" und "da kann ich nicht mit" bestimmt sein. Aus deinem jetzigen Tagesablauf und aus deinem Umfeld wirst du damit definitiv mehr herausgerissen werden als mit einer Reha (Kur).

Deshalb kann ich dir nur raten: Eine OP scheint mir aus verschiedenen Gründen nicht das richtige für dich zu sein. Wäre ein Korsett plus Physiotherapie und Psychotherapie nicht doch eine Option?
Das von Chiara Genannte
Wenn ich dann womöglich noch eine Schonhaltung einnehme, stellen sich bei mir durch die unnatürliche Haltung oft auch in anderen Bereichen - Nacken, Beine,... - Schmerzen ein. Irgendwann geht dann gar nichts mehr. Kenne ich auch.
Mir hilft hier ein achtsamer Umgang mit dem Körper und leichte Bewegung. Das lockert schon oft derart die Muskulatur, dass sich die Schmerzen bessern.
kann ich nur bestätigen, ebenso, dass man mit Verunsicherung (durch Konzentration darauf, dass man sich optisch unwohl fühlt) oft auf andere subtil unangenehm (sich in der Situation unwohl fühlend, wenig kontaktfreudig, wenig selbstsicher... wird von anderen unbewusst wahrgenommen) wirkt - und man dies auf den Punkt des Aussehens, der einen stört, schiebt oder man sich auch bewusst ausgegrenzt fühlt. Auch hiermit besser umzugehen, um nicht derartiges zu signalisieren, könntest du in einer Psychotherapie erlernen.
Zum Korsett noch:
Du hast geschrieben, enge, knappe Kleidung könntest über einem Korsett darüber nicht tragen. Damit hast du natürlich Recht. Du müsstest ein Korsett aber auch nicht rund um die Uhr tragen - nachts, zu Hause, ggf. bei der Arbeit würdest du auch auf einige Stunden Tragezeit kommen, und da bliebe schon noch Zeit, es z.B. beim Ausgehen wegzulassen. Der Effekt der Begradigung ist mit Ablegen des Korsetts nicht sofort weg, sodass du auch korsettfrei und in enger Kleidung wesentlich gerader sein kannst. Außerdem ist über einem Korsett kein "Schlabberlook" nötig. Gut, knallenge Spaghettiträgertops gehen damit nicht, aber mit einem T-Shirt oder einer Bluse in durchaus taillierter Form ist es schon kaschiert.

Viele Grüße,
Raven
Zuletzt geändert von Raven am Mo, 25.06.2012 - 21:40, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
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KG nach Schroth, Sobi 2011/12
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von uspe »

Hallo!
Aber für mich ist es sehr schwer, lange Zeit über alleine wohin zu fahren.
Nur ganz kurz dazu:
Auf einer solchen Kur ist man nicht allein! Man fährt vielleciht erstmal alleine hin,
aber dann ist man unter Gleichgesinnten, plötzlich ist man nicht mehr der/die Einzige mit dem gleichen Problem,
manchmal schiebt es den eigenen Horizont wieder etwas zurecht...

Es tut einfach gut! Kann ich dir nur empfehlen!!!!!

Grüße, uspe
Wer nicht genießt, wird ungenießbar.... Bild
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo nochmal!

Wow ihr scheint von der Reha echt begeistert zu sein :) naja, wenn ich in D wohnen würde und mal zur Abwechslung von meiner KK auch was bezahlt bekommen würde, wäre es sicher machbar. Aber wenn ich mal im Sommer etwas Zeit und Geld über habe, wer weiß, vielleicht sehe ich dann mal einen von euch dort ;)

@ Raven: Ja, du hast natürlich Recht, "normal" ist man dann auch nicht leider. Du hast mich auch von der Idee abgebracht, als ich das erste mal mit OP angefangen habe ;) allerdings muss ich sagen, dass die Versteifung in meinem Alltag wohl weitaus weniger auffallen würde, als in deinem. Zum einen war ich seit gut einem Jahr nicht mehr im Kino, Motorrad fahren würde ich im Leben nicht (und erst recht nicht mit jemanden mitfahren - Horror)!

"Freizeitpark, Go-Kart-Fahren, Ruder-Ralleye, beim Abbau von irgendeiner Veranstaltung im Verein mithelfen, bei einem Umzug von Freunden mithelfen, mal eben auf einer Couch übernachten, Spaßbad (Rutsche, und auch Leute, die einem mal in den Rücken reinspringen, sind mir zu heikel)" - komme mir jetzt grade ein bisschen fad vor, weil ich all diese Dinge entweder noch nie, oder nur im Kindesalter gemacht habe ;) dazu muss ich sagen, ich vermeide prinzipiell alles mit Fall-/Verletzungsgefahr. Ich habe so eine extreme Angst/Abneigung, dass für mich sogar Turnstunden die Hölle waren, einfach weil ich Angst hatte, von einem Ball ins Gesicht getroffen zu werden, vom Reck zu fallen, etc. All diese Sachen die du wegen deiner Versteifung ablenst, lehne ich wegen meiner Angst ab. Daran haben sich meine Freunde schon gewöhnt ;)

Das mit den paar Sekunden am Boden sitzen finde ich aber heftig, dass dir das dann weh tut. Ich meine, ja, mir ist das auch extrem unangenehm, weil ich meinen Rücken dann so schwer gerade halten kann, also stehe ich auch nach ner Minute auf.

Hm ja, die Narbe wäre mir natürlich am Rücken lieber. Soweit ich weiß kommt das auch bei nicht ganz so argen Skoliosen öfter zum Einsatz. Aber naja, das ist halt dann Sache des Arztes, stimmt. Trotzdem muss ich sagen, dass ich Narben an einer Person jetzt nicht schlimm finde. Liegt vielleicht auch daran, dass man es eher gewöhnt ist, einen vernarbten Menschen zu sehen, als einen deformierten. Dass dich Leute auf die Narbe ansprechen finde ich aber komisch, wenn es jetzt nicht grade Freunde sind ;) Kann ich verstehen, wenn dich das dann mit der Zeit auch nervt...

Naja angenommen ich liesse mich mit 30° oder so operieren, bleiben so geringe Restgrade, dass man es von aussen eigentlich nicht sieht (selbst schon gesehn). Wenn man natürlich wartet, bis die Skoliose schon ein gewisses Ausmass hat, dann ist es klar, dass man das nicht ganz so gerade kriegt :/

Hm ja, du hast auch recht, wenn du sagst, dass mich eine OP aus meinem Umfeld rausreisst. Allerdings doch auf eine andre Weise. Ich wäre in meinem Land, meine Freunde und Familie könnten mich besuchen kommen wann sie wollen, und leider ist mein Leben jetzt schon von Physio bestimmt. Immer muss mich alles planen, dass ich ja nicht zu spät heimkomme weil ich noch Schrothen muss oder so ähnlich :/ die Skoliose bestimmt echt mein ganzes Leben, es ist furchtbar, besonders weil ich den ganzen Tag nur an meine Asymmetrie denken kann :(

Du hast wahrscheinlich Recht, im Moment ist eine OP bestimmt nicht die beste Wahl, aber ein Korsett kommt auch nicht in Frage, weil wenn ich es nur nachts tragen würde (mehr will ich einfach nicht) bringt es mir doch fast gar nichts. Dann sehe ich vielleicht ganz wenig gerader aus ein paar Stunden nach dem Aufstehen, sacke aber tagsüber wieder zusammen, vielleicht noch mehr als vorher. Aber Psychotherapie und Physiotherapie mache ich! Vielleicht erübrigt sich der OP gedanke dann. Wenn nicht denke ich, es läuft mir ja nicht davon ;)

Mit dem Punkt, dass ich anderen subtil Unwohlsein vermittle hast du bestimmt recht, das merke ich, wenn ich so drüber nachdenke, auch selber. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sich die andren denken, wenn sie mich mit meiner eingedellten Taille und dem Rippenbuckel in nem engen Outfit sehen. Klar, wenn ich es nicht sage, fällt es vielleicht nicht auf. Aber mittlerweile wissen es doch schon alle :/ aber ich habe ständig den Drang, solche Sachen anzuziehn, weil ich mir denke, ich 15 Jahren kannst du das vielleicht nicht mehr, du bist 20, also zieh an was du willst, etc.

@ uspe: stimmt wahrscheinlich! bin leider nicht gerade die aufgeschlossenste Person, aber irgendwann trifft man wohl immer ;)

Danke für die lieben Worte an euch alle! Liebe Grüsse, Clueless!
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Raven
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Raven »

Hallo Clueless,
Clueless19 hat geschrieben:@ Raven: Ja, du hast natürlich Recht, "normal" ist man dann auch nicht leider. Du hast mich auch von der Idee abgebracht, als ich das erste mal mit OP angefangen habe ;) allerdings muss ich sagen, dass die Versteifung in meinem Alltag wohl weitaus weniger auffallen würde, als in deinem. Zum einen war ich seit gut einem Jahr nicht mehr im Kino, Motorrad fahren würde ich im Leben nicht (und erst recht nicht mit jemanden mitfahren - Horror)!
"Freizeitpark, Go-Kart-Fahren, Ruder-Ralleye, beim Abbau von irgendeiner Veranstaltung im Verein mithelfen, bei einem Umzug von Freunden mithelfen, mal eben auf einer Couch übernachten, Spaßbad (Rutsche, und auch Leute, die einem mal in den Rücken reinspringen, sind mir zu heikel)" - komme mir jetzt grade ein bisschen fad vor, weil ich all diese Dinge entweder noch nie, oder nur im Kindesalter gemacht habe ;) dazu muss ich sagen, ich vermeide prinzipiell alles mit Fall-/Verletzungsgefahr.
Ich mache diese Sachen ja auch nicht, und ich leide auch nicht darunter, sie nicht zu können. Für mich ist das in Ordnung so, und sicherlich hätte ich auch ohne Versteifung niemals einen Motorradführerschein gemacht, würde mir auch keine Skier umschnallen, würde ebenso nicht Wasserrutschen hinabsausen, mir einen körperlich anstrengenden Beruf suchen und dergleichen. (Wobei es mich schon mal stört, wenn ich längere Bahnfahrten und unergonomische Umgebungen nicht gut vertrage.) Sachen mit Fall- und Verletzungsgefahr habe ich schon als Kind vermieden.
Bei obigen Dingen wurde ich nur jeweils schon damit konfrontiert, dass man mich dazu einlud/aufforderte, da es eben als relativ normal gilt, einer Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zumuten zu können, dergleichen zu unternehmen, mal eine Übernachtung auf der Couch gut wegzustecken oder es zu schaffen, nach einer Geburtstagsfeier Bänke zusammenzuklappen.
Und eben: Obwohl ich körperlich echt nicht viel mache, merke ich die Versteifung trotzdem. Sowas wie Go-Kart-Fahren oder Ruder-Ralleye ist mir z.B. schon als Betriebsausflug begegnet, und ich arbeite in einem Bürojob! Aktionen wie bei einer Veranstaltung vom Verein auf- und abzubauen begegneten mir bei einem Verein, in dem es kein bisschen um Sport oder etwas mit körperlichem Leistungsvermögen geht. Kann dann schon mal sein, dass man spontan Leuten, die man nur wenig kennt, zumindest rudimentär sagen muss, warum das jetzt nicht geht. Da dir "nicht normal sein" so vom Gefühl her Probleme bereitet, kann ich mir eben vorstellen, dass es dir ein gutes Stück weit unangenehm wäre, in solche Situationen zu geraten.
Ich habe so eine extreme Angst/Abneigung, dass für mich sogar Turnstunden die Hölle waren, einfach weil ich Angst hatte, von einem Ball ins Gesicht getroffen zu werden, vom Reck zu fallen, etc. All diese Sachen die du wegen deiner Versteifung ablenst, lehne ich wegen meiner Angst ab. Daran haben sich meine Freunde schon gewöhnt ;)
Geht mir genauso: Ich würde diese Sachen sowieso nicht machen wollen. Sportstunden fand ich auch immer sehr unangenehm (auch vor der Versteifung, auch vor dem Korsett), oft fand sich in meinen Zeugnissen "... konnte die Ängstlichkeit im Sportunterricht auch in diesem Schuljahr nicht überwinden" :D .
Worum es mir aber vor allem ging: Man fällt durchaus auf, wenn man sagt, dass man es nicht kann. Fällt in dem Alter eben auf, und gerade auch bei den Sachen, bei denen man sich kaum auf Ängstlichkeit berufen kann.
Das mit den paar Sekunden am Boden sitzen finde ich aber heftig, dass dir das dann weh tut.
Das niedrige Sitzen ist schwierig, weil man dazu normalerweise die Lendenwirbelsäule abbiegen würde. Wenn das nicht geht, muss der Rest (Hüfte, evl. noch bewegliche Lendenwirbel) umso heftiger abknicken, oder man muss sich extrem mit den Armen abstützen o.ä. Die Sitzposition, wenn ich mich denn runtermühe, und nochmal mehr das Aufstehen, sieht auch komisch aus, und nie käme ich auf die Idee, einfach mal mit Freunden gemütlich am Boden rumzusitzen. Auch niedrig sitzen (Couch, Sitzsack, Treppenstufen etc.) ist schwierig. Ein Stuhl in normaler Höhe muss es schon sein.
Dass dich Leute auf die Narbe ansprechen finde ich aber komisch, wenn es jetzt nicht grade Freunde sind ;) Kann ich verstehen, wenn dich das dann mit der Zeit auch nervt...
Mich selbst stört das nicht, ich kaschiere die Narbe auch nicht (und wenn ich Lust auf ein rückenfreies Top habe, dann zieh' ich's an :D). In dem Fall waren es keine ganz fremden Menschen, aber auch keine Freunde, sondern Arbeitskollegen. Ich hatte allerdings den Verdacht, es könnte dir unangenehm sein, da dich ja eine optische Abweichung vom "Normalen" stört. Sollte somit ein Hinweis sein, dass so eine Narbe schon mal entdeckt werden kann und durchaus Interesse weckt.
Zum Punkt "wenn es nicht gerade Freunde sind": Wer mit mir ein bisschen öfter zu tun hat - und das wird derjenige wohl haben, bis er zu meinen Freunden zählt - , weiß unweigerlich bescheid. Ausflüge, mal niedrig sitzen, sich bei irgendwas ungeschickt anstellen, es wird oft nicht lange auf sich warten lassen, bis man etwas merkt. Eher noch unauffällig, wenn man mich nur aus dem Büro kennt; da kann es durchaus sein, Leute merken ewig nichts.
Aber Psychotherapie und Physiotherapie mache ich! Vielleicht erübrigt sich der OP gedanke dann. Wenn nicht denke ich, es läuft mir ja nicht davon ;)
Wünsche dir viel Erfolg :ja:
Mit dem Punkt, dass ich anderen subtil Unwohlsein vermittle hast du bestimmt recht, das merke ich, wenn ich so drüber nachdenke, auch selber. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sich die andren denken, wenn sie mich mit meiner eingedellten Taille und dem Rippenbuckel in nem engen Outfit sehen.
Daran kannst du bestimmt in einer Therapie arbeiten :)
Klar, wenn ich es nicht sage, fällt es vielleicht nicht auf. Aber mittlerweile wissen es doch schon alle :/
Diejengen, die es jetzt wissen, würden auch von einer OP erfahren - es lässt sich schwer verheimlichen, so lange "auszufallen". Ich vermute mal nicht, dass diejenigen, die jetzt schlecht über dich denken, nach einer OP besser über dich denken würden.
aber ich habe ständig den Drang, solche Sachen anzuziehn, weil ich mir denke, ich 15 Jahren kannst du das vielleicht nicht mehr, du bist 20, also zieh an was du willst, etc.
Aufgeben musst du es keinesfalls, solche Kleidung zu tragen.
Ich trage übrigens auch figurbetonte und rückenfreie Kleidung - trotz OP-Narbe und trotz eines definitiv nicht symmetrischen Oberkörpers (ich erkenne die Asymmetrie, und ich weiß, dass die von der Skoliose kommt).

Viele Grüße,
Raven
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Ciara »

Natürlich hast du Recht, Clueless, dass man sich an die anderen Bewegungsabläufe gewöhnt. Es geht ja auch gar nicht anders. Ich habe damals noch 1 Jahr Gips getragen und durfte das erste halbe Jahr nach der OP gar nicht sitzen, konnte also auch nicht zur Schule gehen. Gelesen habe ich vor dem Bett kniend, Oberkörper auf dem Bett. Diese Haltung habe ich noch -zig Jahre beim Lesen eingenommen, weil ich so einfach sehr bequem lag. Mit "bequemem Lümmeln" meinte ich nicht mal die Haltung, bei der du dich so richtig in die Krümmung reinhängst...durch die Versteifung passt sich der Rücken keiner Sofa- oder Sessellehne mehr an. Das merke ich beim langen Sitzen z. B. in einer Schulung, wenn ich nicht auf meinem Bürostuhl sitze. Auf dem Sofa sitze ich auch fast nur gerade, so dass der Rücken immer "Kissenkontakt" hat. Grillen auf der Wiese, nur auf einer Picknickdecke, ist echt unangenehm, weil ich irgendwann nicht mehr weiß, wie ich mich hinsetzen soll...Und glaub mir: Auf deine Körperhaltung musst du auch operiert achten. Weil einfach bestimmte Bewegungen nicht mehr gehen. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht normal bewege oder wie ein Roboter laufe...Menschen, die mich noch nicht kennen, merken meist nicht, dass ich operiert bin oder überhaupt Skoliose habe. Aber irgendwann geht's ans Erklären, insoweit kann ich vieles von dem, was raven geschrieben hat, auch nur bestätigen!

Oft echt banale Beispiele, wie sie auch raven beschrieben hat...
- Mein letzter Chef plante ein Team-Event, entweder Kartfahren oder Hochseilgarten. Ich musste es erklären - denn Kartfahren wäre etwas, das ich nicht wagen würde, beim Hochseilgarten wäre ich auch ziemlich unsicher, wie heftig im Zweifel ein (abgefangener) "Absturz" wäre.
- Auf der Kirmes Autoscooter (gut, aus dem Alter bin ich raus... ;D )
- Der Freund einer Freundin wollte mich mal mit dem Quad mitnehmen. Das staucht ganz schön, wenn es über Stock und Stein geht.
- Überhaupt viele Sportarten gehen mit Versteifung nicht. Ich sollte immer alles vermeiden, was stauchen könnte (also springen, reiten...). Oder Drehbewegungen des Oberkörpers.
- Und der heftige Sturz, den ich hatte, war bei einer Party, bei der ich im Gedränge von jemandem (versehentlich) geschubst wurde, nach hinten fiel, mit dem Steiß richtig heftig aufkam und noch gegen die Kante einer an der Wand befestigten Bank gestoßen bin. Da hatte ich doch die Angst, dass das Implantat rausgesprungen sein könnte.

Und noch zum Thema Narbe: Bei mir sind es zwei Narben, bei der ersten OP wurde von der Seite operiert, da geht die Narbe quer vom vorderen Rippenbogen hoch zum Schulterblatt. Und die zweite geht einmal etwa von Höhe C3/4 bis ganz nach unten zum Steiß. Ein hinten tiefer ausgeschnittenes Top, ein normaler Sportschwimmanzug, und die Narbe ist gut sichtbar, ich wurde auch schon darauf angesprochen. Mittlerweile gehe ich selbstbewusst damit um. Aber es hat auch andere Zeiten gegeben. Zum Beispiel hat sich tatsächlich mal ein Mann derart daran gestört - so sagte er - dass eine Beziehung nicht in Frage kam. Vom Kopf her war mir auch damals klar, dass ich auf so jemanden pfeifen kann, aber es brachte mir erst mal ein Gefühl der totalen Unsicherheit. Heute gehe ich ganz normal in die Sauna (was ich übrigens jedem empfehle, der das Gefühl hat, mit seinem Körper stimmt etwas nicht - ich finde, in der Sauna wird man echt versöhnt mit sich und seinen "Makeln", die manchmal wahrscheinlich einfach nur eingebildet sind oder außer einem selbst niemandem auffallen...) oder ins Schwimmbad.

Clueless, du bist jetzt 19, richtig? Wie ist deine Lebensplanung? Gehst du noch zur Schule, machst du eine Ausbildung? Deine Angst, längere Zeit von zuhause weg zu sein, kann ich nur bedingt nachvollziehen, weil ich mit 18 von zuhause ausgezogen bin und auch direkt ziemlich weit entfernt gewohnt habe. Anyway, jeder ist anders. Aber ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, dass die vier Aufenthalte in Bad Sobernheim (wo ich im Alter von 9 bis 11 war) sehr bereichernd waren. Klar hatte ich Heimweh. War auch so weit von zuhause entfernt, dass meine Eltern mich nicht jedes Wochenende besuchen konnten. Aber die Gemeinschaft war toll, und es war auch schön, so viele (fast) Gleichaltrige kennen zu lernen, die alle Skoliose hatten...ich kenne zwar nur die alte Klinik, aber wenn du dir mal das Gästebuch der Katharina-Schroth-Klinik anguckst, dann wirst du sehen, dass eigentlich alle total begeistert darüber schreiben...

Ratschläge sind immer blöd. Aber da du offenbar so einen Leidensdruck - hauptsächlich wegen der Optik, dass du dich deformiert und nicht normal fühlst - hast, dass du eine medizinisch nicht notwendige OP in Betracht ziehst, würde ich an deiner Stelle wirklich zunächst, bevor ich irgendwas anderes, im wahrsten Sinne einschneidendes, entscheide, einen Therapeuten aufsuchen.

Alles Gute,
Ciara

PS: Inzwischen waren eure Beiträge, clueless und Raven, gepostet, sodass vielleicht überflüssig ist. Ich lasse meinen Beitrag trotzdem so stehen...
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Raven »

Hallo Ciara,
Ciara hat geschrieben:und durfte das erste halbe Jahr nach der OP gar nicht sitzen, konnte also auch nicht zur Schule gehen. Gelesen habe ich vor dem Bett kniend, Oberkörper auf dem Bett. Diese Haltung habe ich noch -zig Jahre beim Lesen eingenommen, weil ich so einfach sehr bequem lag.
... war bei mir genauso.
Ciara hat geschrieben:Das merke ich beim langen Sitzen z. B. in einer Schulung, wenn ich nicht auf meinem Bürostuhl sitze.
... finde ich ebenso sehr anstrengend. Schulung, oder mal ein Nebenjob (bei mir sowieso nur Bürojob), oder mal ein Blockkurs im Studium (d.h.: lange Anwesenheitszeiten), in dem natürlich nicht der "perfekte" Stuhl zur Verfügung steht, sondern irgendein Stuhl von dem man eben meint, mit dem käme ein junger Mensch schon zurecht. Auf meinem eigenen, passenden, hingegen sitze ich gut.
Zum Beispiel hat sich tatsächlich mal ein Mann derart daran gestört - so sagte er - dass eine Beziehung nicht in Frage kam. Vom Kopf her war mir auch damals klar, dass ich auf so jemanden pfeifen kann, aber es brachte mir erst mal ein Gefühl der totalen Unsicherheit.
Meinem Freund (und dass er es wurde, zeigt, dass es ihn nicht störte ;)) hätte ich es ebenso nicht lange verheimlichen können - zwar übers Internet kennengelernt (Mailfreundschaft), aber fürs erste Treffen schlug er erst eine mir zu sportliche Aktion vor (die durchschnittlichen Gleichaltrigen leicht fallen dürfte), die ich aber ablehnte, und der zweite Vorschlag war dann aus anderen Gründen nicht passend. Erstmal meinetwegen Hochseilgarten und dann ein körperlich so harmlos wirkendes Picknick ablehnen - da bleibt einem nur, zu erklären, warum; alles andere wirkt nach Ausrede, wirkt nach Abneigung dem anderen gegenüber da sich kaum einer vorstellen kann, was nur an einem Picknick oder Kinobesuch stören soll außer das Gegenüber...
Von Männern, die vielleicht eher was Lockeres gesucht hätten (was für mich aber sowieso, auch in noch jüngeren Jahren, nicht in Frage gekommen wäre), kam da schon mal, dass es ein No-Go ist und es ihn "abturnen" würde und er in jungen Jahren nunmal nicht andauernd Rücksicht bei der Freizeitgestaltung nehmen will. Mir war der Typ sowas von schnuppe, hätte aber mitunter schon stören können, wäre man eher auf Flirt, bei Männern rundum gut ankommen, optisch "der Renner sein" etc. aus.
Obwohl es mir bzgl. diesen Leuten egal war, habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob es vielleicht auch Männer, die ansonsten zu mir passen würden (= auch solche, die eher ernste Beziehungsabsichten hegen denn nur einen schnellen Flirt und eine Freundin zum Vorzeigen, und solche, bei denen es mir echt schade drum wäre), abschrecken würde.
Heute gehe ich ganz normal in die Sauna (was ich übrigens jedem empfehle, der das Gefühl hat, mit seinem Körper stimmt etwas nicht - ich finde, in der Sauna wird man echt versöhnt mit sich und seinen "Makeln", die manchmal wahrscheinlich einfach nur eingebildet sind oder außer einem selbst niemandem auffallen...) oder ins Schwimmbad.
Dito :)

Viele Grüße,
Raven
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo ihr Lieben!

Erstmal noch ein grosses Dankeschön, dass ihr euch die Mühe macht, mich aufzubauen und mir sagt, wie es nach einer OP tatsächlich aussieht! Puh, das wird jetzt ein langer Beitrag ;)

@ Raven: haha schon komisch, dass du auch so eine Abneigung gegen den Sportunterricht hattest ;) war da immer die Einzige, die nur rum gestanden ist, vor jedem Ball davonlief, etc. ;)

Warum ist das mit dem Übernachten auf der Couch so schwer, das verstehe ich nicht so ganz :/ da liegt man doch auch gerade, oder?

Hm ja, du könntest Recht haben, das könnte mir schon sehr unangenehm werden, aber ganz ehrlich, Operationen gehören manchmal zum Leben dazu. Ich kenne so viele junge Leute, die künstliche Knie oder sonstwas haben, Menschen sind nun mal nicht für die Ewigkeit gemacht und leider sind wir nicht unzerstörbar.

Eine Narbe würde mich weitaus weniger stören, als die Deformierung. Natürlich kann man sagen, die Skoliose fällt vielen nicht auf, auch nicht im Bikini, weil sie einfach nicht wissen, dass es das überhaupt gibt, die Narbe hingegen würde ihnen schon eher auffallen. Tja, aber leider ist es bei mir so, dass es MICH so derart hemmt, dass ich mich einfach NIE wohl fühlen kann. Ein Beispiel: hatte unlängst ein sehr enges kurzes Kleid an, was super ausgesehen hätte (und ich liebe das Kleid an sich), wenn ich eine normale Taille hätte. So habe ich auf der einen Seite eine Hüfte, die weiter raussteht, und oben eine Seite dicker als die andre wegen dem Rippenbuckel, was das ganze Gesamtbild irgendwie zerstört. Ich ging damit raus, drehte nach kurzer Zeit wieder um und holte mir eine Weste, einfach weil ich mich so hässlich gefühlt habe. Auch wenn es vielleicht niemandem aufgefallen ist, weil sie eben nicht damit rechnen, dass jemand asymmetrisch ist. Es geht mir um mein eigenes Wohlbefinden, darum, dass ich mich von der Skoliose nicht "fertig machen" lassen will. Ich will anziehen was ich will und mich gut dabei fühlen und hübsch finden, und ein angstfreies Leben ohne Sorge um Progredienz oder eine immer schlimmere werdende Deformierung haben, so wie andre auch. Ich finde es einfach nicht fair, dass ich einfach so zusehen soll, wie mein Körper immer asymmetrischer wird! :(

Werde ich nach der OP komplett normal sein wie jeder andre auch? Nein, wie denn auch mit Schrauben im Rücken und ner Narbe, aber jetzt bin ich auch nicht normal. Du sagst du trägst rückenfreie Tops wenn du Lust darauf hast. Ich mache das auch, und weisst du wie das bei mir dann aussieht? Krampfhaft die Schultern zurück ziehn und so lang wie möglich machen, dann noch die Haare offen tragen, damit man ja nicht ganz so viel sieht. Fällt die Skoliose da jemandem auf? Nein. Stört sie mich? Extrem. Ich will auch mal entspannt und normal da stehen können oder rückenfreie Sachen tragen UND die Haare hochstecken (damit vom Rücken auch tatsächlich was sieht)!

Ja, eine Therapie brauche ich wohl wirklich. Werde mich in den Ferien mal darum kümmern!

Sie denken ja nicht schlecht über mich, die die von der Skoliose wissen. Die meisten wissen gar nicht, was das bedeutet. Aber ihnen fällt die Asymmetrie bestimmt auf, wenn sie drauf achten. Und dann denken sie wahrscheinlich wie schlimm das doch aussieht und wie arm dran ich bin, weil ich ja sonst so eine gute Figur hätte usw :/

Keiner sagt etwas gegen KLEINE Asymmetrien. Kein Körper ist komplett symmetrisch, auch nicht der von Leuten die keine Skoliose haben. Aber wenn man es so erkennt, mit freiem Auge und dann noch sogar durch Kleidung, auch wenn sie eng anliegend ist, dann ist das einfach zu viel. Und leider muss ich sehr wohl auf solche Kleidung verzichten, weil ich mich total unwohl fühle dann :(

@ Ciara (und Raven): wieso durftet ihr nicht sitzen? Und wieso musstet ihr ein Jahr lang Gips tragen? Das habe ich bis jetzt noch nie gehört. Höchstens, bei schweren Skoliosen, 3 Monate Korsett nach der OP oder so, oder vor so 30 Jahren, da bekam man ja generell ein Gipskorsett bei Rücken OPs. Ist das in D heute noch so?

Ja aber es ist ein anderes "achten auf die Haltung". Jetzt ist es so, dass ich pausenlos versuche, so gerade wie möglich (was nicht gerade ist leider) zu sitzen/stehen, damit die Skoliose nicht auffällt/schlimmer wird, etc. Operierte sind gerade, sie können sich normal hinsetzen, ohne Kraftaufwand, ohne krampfhaft die Schultern anzuspannen etc. Wenn du irgendwo stehst, denkst du dann dauernd "Ich muss mich jetzt aufrichten", oder entspannst du dich und stehst einfach nur da? Das ist der Unterschied.

Aber ein Mann, der sich an Narben stört, stört sich sicherlich noch viel mehr an einer Deformierung! Also so und so ein Idiot, aber er hätte dich ohne Narbe aber mit Skoliose wahrscheinlich auch nicht genommen, oder?

Haha, nein bin schon 20 und gehe zur Uni. Das ist auch eine Angst, was mal im Beruf wird. Ich will Lehrerin werden, aber wenn die Skoliose schlimmer wird, oder ich einfach mal was engeres (nicht aufreizend natürlich in der Schule xD) anziehe, was denken dann meine Schüler (denen dreht man ja oft den Rücken zu, beim an die Tafel schreiben)? Kinder können echt gemein sein und eine Zeichnung von mir als Glöckner von Notre Dame Verschnitt und ich kriege wahrscheinlich einen Nervenzuammenbruch :/

Und eure Ratschläge sind echt super, es tut auch gut, einfach mal mit Leidensgenossinnen zu reden (auch wenn ihr ja jetzt nicht mehr so asymmetrisch seid und ich keine steife WS habe) ;)

Liebe Grüße! Clueless
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Ciara »

Clueless19 hat geschrieben: Warum ist das mit dem Übernachten auf der Couch so schwer, das verstehe ich nicht so ganz :/ da liegt man doch auch gerade, oder?
Bin zwar nicht Raven, aber ich antworte trotzdem mal :ja:
Die Schlafcouches, die ich so aus den Studentenzeiten kenne, haben entweder irgendwo eine Kante, wo man sie nicht brauchen kann, oder sind durchgelegen oder haben nur eine dünne Matratze...wie auch immer, der Körper sinkt eben anders ein, wenn ein Teil des Oberkörpers unbeweglich ist. Daher habe ich es auch oft erlebt, dass ich auf fremden Sofas oder in anderen Betten nicht gut liegen konnte und mit Schmerzen aufgestanden bin. Ganz übel sind auch die fluffigen weichen Kopfkissen...geht gar nicht!
Operationen gehören manchmal zum Leben dazu. Ich kenne so viele junge Leute, die künstliche Knie oder sonstwas haben, Menschen sind nun mal nicht für die Ewigkeit gemacht und leider sind wir nicht unzerstörbar.
Ja, OPs gehören dazu, wenn sie notwendig sind. Und ich kenne niemanden, nicht mal meines Alters, der ein künstliches Knie hat. Eine Freundin Anfang 40 steht kurz davor, sie hat nach einem Autounfall vor einigen Jahren ein arthrotisch verändertes Kniegelenk...sie versucht es aber so lange wie möglich rauszuzögern.

Keiner sagt etwas gegen KLEINE Asymmetrien. Kein Körper ist komplett symmetrisch, auch nicht der von Leuten die keine Skoliose haben. Aber wenn man es so erkennt, mit freiem Auge und dann noch sogar durch Kleidung, auch wenn sie eng anliegend ist, dann ist das einfach zu viel. Und leider muss ich sehr wohl auf solche Kleidung verzichten, weil ich mich total unwohl fühle dann :(
Und da geht es m.E. nicht darum, eine Symmetrie herzustellen, sondern dein Selbstwertgefühl aufzubauen...das, was du hier vermutest...
(auch wenn ihr ja jetzt nicht mehr so asymmetrisch seid
...stimmt so auch nicht. Ich habe noch eine "Rest"Krümmung von etwas über 50°. Mehr Korrektur war damals ausgehend von den 76° nicht drin, weil durch die erste OP bereits eine Teilversteifung durch Knochenspäne da war und die WS nicht mehr richtig gelockert werden konnte. Da mir außerdem von Geburt an eine Rippe links fehlt und bei der ersten OP eine weitere entfernt wurde, bin ich alles andere als symmetrisch. Die Schultern stehen vielleicht annähernd gleich hoch, aber sonst...nö. Lockere Oberteile werfen bei mir auch eine Falte. Und bei enger anliegenden sieht man die schief stehenden Rippen. Und nun? Soll ich deshalb graubraun gemustert durch die Welt gehen, mich verstecken, nicht mehr am Leben teilhaben?
@ Ciara (und Raven): wieso durftet ihr nicht sitzen? Und wieso musstet ihr ein Jahr lang Gips tragen? Das habe ich bis jetzt noch nie gehört. Höchstens, bei schweren Skoliosen, 3 Monate Korsett nach der OP oder so, oder vor so 30 Jahren, da bekam man ja generell ein Gipskorsett bei Rücken OPs. Ist das in D heute noch so?
Nach dem, was ich von den modernen OP-Methoden weiß, ist heute ein Gips oder Korsett nach der OP meist entbehrlich. Das liegt an den verschraubten Implantaten, die stabiler sind als die damaligen. Ich habe ja noch einen ganz gewöhnlichen einfachen Harringtonstab, der nur oben und unten mit Haken befestigt ist (OP 1983). Und die Hauptkrümmung ist zusätzlich mit Knochenspänen aus dem Beckenkamm versteift. Das brauchte aber eine ganze Weile, bis es "angewachsen" war. In der Zeit war eben der Gips notwendig und das Sitzen verboten, da jedes Hinsetzen eine Stauchung bedeutete. Eine damalige Mitpatientin ist nach der Entlassung Auto gefahren, wodurch der Stab rausgebrochen war. Rein theoretisch könnte bei mir der Stab raus, weil er keine aufrichtende Funktion mehr hat (so die Ärzte damals). Aber das würde eine zusätzliche OP mit Risiken bedeuten, und solange der Stab keine Zicken macht, darf er bleiben... ;)
Operierte sind gerade, sie können sich normal hinsetzen, ohne Kraftaufwand, ohne krampfhaft die Schultern anzuspannen etc. Wenn du irgendwo stehst, denkst du dann dauernd "Ich muss mich jetzt aufrichten", oder entspannst du dich und stehst einfach nur da? Das ist der Unterschied.
...wobei ja ein "normal hinsetzen" und ein "entspannt sitzen/stehen" nach einer Versteifung nicht so in der Form möglich ist...Und im Übrigen ist bei mir das aufrechte Sitzen von damals noch so drin, dass ich mich jedes Mal, wenn ich von der Skoliose und der damaligen Zeit erzähle, automatisch noch einmal mehr aufrichte...es ist auch nicht so, dass du nie wieder Physio machen musst oder so. Dadurch, dass ober- und unterhalb des versteiften Bereichs alles viel anfälliger ist, kommen da nämlich die Zipperlein. Und um aus einem deiner anderen Beiträge zu zitieren:
die Skoliose bestimmt echt mein ganzes Leben, es ist furchtbar,
Die OP heilt die Skoliose nicht. Die Skoliose wird zeit deines Lebens zu dir gehören, egal ob nicht operiert oder operiert.
und eine Zeichnung von mir als Glöckner von Notre Dame Verschnitt und ich kriege wahrscheinlich einen Nervenzuammenbruch :/
Ehrlich: Ich würde gern mal ein Bild von deinem Rücken sehen...

Sonnige Grüße
Ciara
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Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Clueless19 »

Hallo nochmal!

Hm naja vielleicht sind deine Bekannten robuster als meine :) ich kenne ca. 3 ;) alle unter 24.

Ich weiss genau, dass ich niemals mit diesem Körper ein richtiges Selbstvertrauen habe. So schauts leider aus bei mir. Das dumme ist ja, dass alle nur auf die Gradzahlen achten, und denken, ach die hat doch "nur" 24 Grad, der KANN es gar nicht schlecht gehen, die übertreibt doch. Tja, wie gesagt, jede Skoliose ist anders und man sieht mir die 24 Grad an, somit bilde ich mir nichts ein, oder so. Habe ausserdem Bilder von einer Frau gesehen, die nach einer OP 25 Grad Restkrümmung hat und die war zumindest auf diesem Foto gerader als ich! Mit mehr Grad.

Nein, du musst dich natürlich nicht verstecken, das hab ich auch nie gesagt. Wenn du damit klar kommst, wie wahrscheinlich viele andre auch, dann ist das doch toll. Aber ich kann es nicht. Warum weiss ich auch nicht. Für mich ist das eben extrem wichtig. Ob das jetzt mit irgendwelchen andren hintergründigen Problemen zu tun hat, kann ich vor der Therapie nicht sagen. Im Moment ist es allerdings so, dass ich über die Jahre hinweg so eine Abneigung gegen meine Skoliose entwickelt habe, dass ich auch den Erfolg einer Therapie anzweifle. Egal, wie viele Leute mir das schön reden wollen a la ist doch nicht so schlimm, sei froh dass du sonst gesund bist, etc, das nützt mir nichts. Ich leide offensichtlich unter meiner Deformierung, und das schon seit Jahren, und ich habe es satt, dauernd fast in Tränen auszubrechen wenn ich in den Spiegel schaue!

Dass die OP die Skoliose an sich nicht heilt, ist mir schon klar, aber sie reduziert/beseitigt die Deformierung und verhindert eine Progredienz (in den allermeisten Fällen zumindest). Natürlich bin ich gerade in einer Phase, wo ich Pro und Contra der OP abwege, dann entscheide ich mich auch oft genug dagegen, aber ein Blick in den Spiegel, oder auf ein Foto reicht schon, und ich will am liebsten zum nächsten Chirurgen rennen und mich vorstellen. Man kann sich einreden, dass man doch eh gut aussieht, so viel man will, aber im Endeffekt bringt mir das mittlerweile nichts mehr, ich habe ja den Beweis dagegen auf Bildern usw :(

Der Glöckner von Notre Dame war jetzt natürlich überspitzt ;) so sehe ich doch hoffentlich nicht aus! :) allerdings ist durch den Rippenbuckel die eine Körperseite dicker und runder (noch dazu, weil ich auf der andren Seite eher einen flacheren Rücken habe, jetzt nicht zu flach, aber doch ein bisschen). Hm Bilder habe ich zwar keine zum Hochladen (werden aus Frust oft wieder gelöscht) aber wenn ich sage, der Rippenbuckel ist 1,5 cm, vielleicht kannst dus dir dann bisschen vorstellen? Und die Hüfte ändert sich irgendwie oft, also mal habe ich fast gar keine Taille auf der einen Seite, dafür steht die andre Hüfte total raus, und dann kriege ich es irgendwie so hin, dass der Unterschied zwar immer noch deutlich sichtbar ist für mich und Profis, aber zumindest nicht so für Normalos. Schlimm ist aber nicht nur die Optik für mich, sondern einfach das ungute Gefühl wenn mich jemand umarmt, dann merke ich das so dermassen stark, dass sofort weg gehe. Andre Leute merkens dann übrigens auch, merke ich an der "überraschten" Reaktion :/ Auch sitzen, wenn die Lehnen hoch sind, ist furchtbar, weil die eine Seite super aufliegt, und die andre nur mit Schulter zurück irgendwie.

Hoffe ich konnte es jetzt annähernd beschreiben. PS: wenn du Sarah Michelle Gellars Wirbelsäule kennst (im rückenfreien Kleid oder so), so schlimm ist es Gott sei Dank nicht bei mir, allerdings ist die ja von vorne vollkommen symmetrisch. Wenn ich zumindest irgendeine normale Körperseite hätte, das wäre schon super!

Liebe Grüße!
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Geschlecht: weiblich
Diagnose: vor OP: thoralumbale juvenile /adoleszente Skoliose, ca. 55°
Therapie: OP: 1997 mit 13 Jahren Versteifung Th3 - L5 / Hessing-Klinik Augsburg; kaum Restgrade

Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Raven »

Hallo Clueless,
Warum ist das mit dem Übernachten auf der Couch so schwer, das verstehe ich nicht so ganz :/ da liegt man doch auch gerade, oder?
hier schließe ich mich ganz Chiara an. Die versteifte Bereich kann sich dem Untergrund nicht anpassen, der Rest knickt dann voll ab und wird in unbequeme Positionen gezwungen. Seit der Versteifung bin ich bzgl. Lattenrost, Matratze, Kissen etc. viel empfindlicher geworden.
Es geht mir um mein eigenes Wohlbefinden, darum, dass ich mich von der Skoliose nicht "fertig machen" lassen will. Ich will anziehen was ich will und mich gut dabei fühlen und hübsch finden, und ein angstfreies Leben ohne Sorge um Progredienz oder eine immer schlimmere werdende Deformierung haben, so wie andre auch. Ich finde es einfach nicht fair, dass ich einfach so zusehen soll, wie mein Körper immer asymmetrischer wird! :(
Das habe ich aus deinen Postings auch so herausgelesen und finde gerade das (!) als Grund, der aktuell bei dir gegen eine OP spricht. Ich habe da durchaus Bedenken, dass das sich nicht hübsch finden aufgrund der Asymmetrie einem sich nicht hübsch finden aufgrund eingeschränkter Bewegung (lässig sitzen geht da eben nicht mehr so, und auch wird das Gangbild bei einer langstreckigen Versteifung nicht mehr so schwungvoll aussehen - zwar nicht roboterhaft, aber mein Gangbild ist doch eher männlich, da ist kein kesser Hüftschwung, den könnte ich mit der Versteifung auch nicht machen) und Narbe weicht, dass andere Ängste entstehen (abgelehnt werden wegen Implantaten, Angst vor Implantatbruch o.ä.).
Du sagst du trägst rückenfreie Tops wenn du Lust darauf hast. Ich mache das auch, und weisst du wie das bei mir dann aussieht? Krampfhaft die Schultern zurück ziehn und so lang wie möglich machen, dann noch die Haare offen tragen, damit man ja nicht ganz so viel sieht. Fällt die Skoliose da jemandem auf? Nein. Stört sie mich? Extrem. Ich will auch mal entspannt und normal da stehen können oder rückenfreie Sachen tragen UND die Haare hochstecken (damit vom Rücken auch tatsächlich was sieht)!
Bei mir sieht es auch beileibe nicht "normal" aus, wenn ich ein rückenfreies Top trage: Da ist die Narbe, da gibt es runde kleine Narben von dicken Schläuchen die auf der Intensivstation nötig waren, und die Schultern sind alles andere als symmetrisch. Wenn ich den Kopf stark nach vorne strecke, sieht man das obere Implantatsende als "Huppel" unter der Haut.
Beklagen will ich mich damit nicht, bitte nicht falsch verstehen. Aber es ist nunmal so, dass das nicht "normal" aussieht, und dass ich rückenfreie Tops gerne trage, hat eindeutig nicht die OP geschafft.
Sie denken ja nicht schlecht über mich, die die von der Skoliose wissen. Die meisten wissen gar nicht, was das bedeutet. Aber ihnen fällt die Asymmetrie bestimmt auf, wenn sie drauf achten. Und dann denken sie wahrscheinlich wie schlimm das doch aussieht und wie arm dran ich bin, weil ich ja sonst so eine gute Figur hätte usw :/
Dass jemand denkt, "arm dran", das ist mir eher bzgl. der Narbe passiert. Die noch bestehenden Asymmetrien - und die kann man wirklich sehen - , auf die wurde ich sogar von allerbesten Freunden noch nie angesprochen. Als wir über Anzeichen einer Skoliose sprachen, meinten sie, ich hätte aber weder einen Rippenbuckel noch asymmetrische Schultern. Erst, als ich es dann gezeigt habe, haben sie es bemerkt. Und das sind Leute, die mir garantiert nichts schönreden wollten, das weiß ich aufgrund anderer Themen, die heikel sein könnten und die sie aber von sich aus angesprochen haben.
@ Ciara (und Raven): wieso durftet ihr nicht sitzen? Und wieso musstet ihr ein Jahr lang Gips tragen? Das habe ich bis jetzt noch nie gehört. Höchstens, bei schweren Skoliosen, 3 Monate Korsett nach der OP oder so, oder vor so 30 Jahren, da bekam man ja generell ein Gipskorsett bei Rücken OPs. Ist das in D heute noch so?
Meine OP war 1997, und die Versteifung geht bis L5. Damals waren Sitzverbot und Gips bzw. "abnehmbares" Korsett (man durfte es abnehmen, aber nur ganz kurz zur Körperpflege, und nicht einfach mal abmachen und ohne herumlaufen) Standard; auch heutzutage kann es bei langstreckigen Versteifungen nötig sein (kenne Patienten aus renommierten Kliniken, bei denen es bei OPs innerhalb der letzten ein, zwei Jahre nötig war).
Worauf ich jedenfalls hinaus wollte und wohl auch Ciara: Man gewöhnt sich in so einer Situation an vieles, weil es eben nicht anders geht, und beurteilt oft auch, gerade in der Situation steckend, seinen Zustand als besser. Daran liegt es oft, dass viele Operierte sagen, sie hätten keine Probleme, oder sie würden sich drei Monate nach Entlassung schon total fit fühlen - unter "keine Probleme" und "fit" versteht man dann was anderes.
Operierte sind gerade, sie können sich normal hinsetzen, ohne Kraftaufwand, ohne krampfhaft die Schultern anzuspannen etc. Wenn du irgendwo stehst, denkst du dann dauernd "Ich muss mich jetzt aufrichten", oder entspannst du dich und stehst einfach nur da? Das ist der Unterschied.
Dafür denke ich oft: "Oh neee, Vorlesung in Hörsaal 3 - auf den Stühlen kann ich kaum sitzen!", "Puh, wie komme ich da jetzt nur dran, wenn ich stehend einem sitzenden Kind etwas erklären soll?" "Jetzt möchte ich am liebsten meine Haltung verändern, das zieht so, käme aber in der Situation sehr merkwürdig rüber".
Kinder können echt gemein sein und eine Zeichnung von mir als Glöckner von Notre Dame Verschnitt und ich kriege wahrscheinlich einen Nervenzuammenbruch
Eine Versteifung würden Schüler viel eher bemerken:
- die Narbe
- die Bewegungseinschränkungen (in einem Klassenzimmer Möbel umräumen, einem Schüler mal körperlich helfen müssen, oder auch sowas wie stehend bei einem sitzenden Schüler aufs Blatt schauen, bei einem Schulfest mitmachen, dabei wirst du auffallen)
Wer gemein sein will, findet die Versteifung jedenfalls erst recht. Schüler können gemein sein - müssen aber nicht. (Manch ein Lehrer kommt mit einer wesentlich auffälligeren Einschränkung ohne Gespött durch: Ich denke da u.a. an einen Englischlehrer, den ich zwei Jahre im Unterricht hatte - er war 1,30 m groß. Dies, wohl gemerkt, an einer ganz normalen Regel-Realschule, unterrichtend bei Schülern voll in der Pubertät.)

Viele Grüße,
Raven
Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen.
OP-Röntgenbilder
Saphira
Profi
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Beiträge: 1511
Registriert: Mo, 07.06.2010 - 13:49
Geschlecht: weiblich
Diagnose: Skoliose: hochthorakal 15°, thorakolumbal 19°;
Hüftdysplasie bds.
Therapie: "normale" KG; Schroth-Reha in Sobi 04.2011 und 12.2013; seit 11.2013 Korsett von CCtec -> Mitte 2014 wg. Hüft- und Knieproblemen samt OPs abgebrochen

Re: Psychologische Behandlung?

Beitrag von Saphira »

Hallo Clueless,

ich melde mich nun auch mal zu Wort ;) . Ich selbst habe auch nur eine relativ geringe Skoliose von 19° im thorakolumbalen Bereich. Eigentlich dürfte man mir eine solch geringe Skoliose auch nicht ansehen. Aber da ich zudem eine Lotabweichung habe und eine verhältnismäßig starke Rotation (Skoliometerwert von 10°), wirkt meine Skoliose sowohl von außen, als auch auf den ersten flüchtigen Blick auf dem Röntgenbild wie eine 30°-Skoliose. Meine Taillen sind assymmetrisch, ich stehe mit dem Oberkörper nach rechts versetzt und meine linke Hüfte steht raus. Meine Schultern stehen ungleich hoch, meine Beckenkämme ebenfalls. Rippenbuckel ist bei mir zum Glück kaum sichtbar, dafür ein Lendenwulst. Man sieht mir meine Skoliose also auch trotz eher geringer Gradzahl von außen an, auch durch die Kleidung und im Schatten. Den meisten Menschen um mich herum fällt es allerdings nicht auf. Denn kaum einer steht immer gerade und so denkt man eher, dass derjenige halt in dem Moment lässig schief da steht aber man denkt nicht an eine Skoliose. Die meisten Leute sehen es erst, wenn man es ihnen sagt und zeigt, dann fällt es ihnen auch auf. Ich bin bisher nur ganz selten darauf angesprochen worden von Nicht-Ärzten.

Ich selbst kann zum Glück relativ gut damit umgehen und mich stört meine Optik kaum. Klar wäre es mir lieber, wenn ich symmetrischer wäre. Aber das ist mein Körper eben nunmal nicht. Ich trage trotzdem ohne Nachzudenken die Kleidung, die mir gefällt, auch enganliegende und taillierte Sachen ;) . Und ich arbeite in einem Beruf, in dem ich auch regelmäßig vor Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterrichte. Und da hat mich noch nie einer von denen auf meine Assymmetrie angesprochen ;) . Wenn dich ein Schüler fertig machen will, dann findet er so oder so einen Grund. Aber meistens brauchst du davor keine Sorge zu haben, wenn die Schüler ansonsten mit deinem Unterricht zufrieden sind ;) .

Solch eine Skoliose-OP ist ein riesengroßer Eingriff, bei dem ich mir wirklich ernsthaft überlegen würde, ob da das Nutzen-Risiko-Verhältnis es wert ist einzugehen. Ich selbst hatte zwar keine Skoliose-OP und würde es auch niemals machen lassen. Aber ich bin vor 1/2 Jahr wegen einer Hüftfehlstellung an der Hüfte operiert worden, aber weil ich Schmerzen hatte. Und das ist auch ein ziemlich heftiger Eingriff und ich würde sowas niemals einfach nur der Optik wegen machen lassen. Vor allem, wenn du sonst keinerlei Beschwerden hast. Ich kann deine Unzufriedenheit verstehen, aber ob es deswegen wirklich gleich die harte Methode der OP sein muss? Ich denke, eine psychotherapeutische Behandlung kann dir zumindest dein Selbstwertgefühl steigern. Und der Austausch mit anderen Betroffenen tut auch oftmals gut. Daher wäre eine stationäre Reha, sofern irgendwie möglich, sicherlich auch eine gute Option. Ich bin auch nicht der Typ, der länger von zu Hause weg sein kann (obwohl ich seit einigen Jahren schon von zu Hause ausgezogen bin und alleine wohne) und der sich leicht tut, neue Kontakte zu knüpfen. Und ich war drei Wochen in Bad Sobernheim zur Reha, weit weg von allen meinen Freunden, Verwandten und Bekannten. Und ich hatte auch Heimweh, aber ich habe es trotzdem durchgehalten und bis zum Ende dann auch Anschluss gefunden (auch wenn es ein wenig länger gedauert hat) ;) .

Also, bevor du wirklich den irreversiblen Schritt der OP gehst, würde ich lieber sämtliche konservative Möglichkeiten ausschöpfen. Die sind wenigstens reversibel, falls es doch nicht das Ideale gewesen sein sollte. Eine Op ist eine endgültige Sache, die man nicht mehr rückgängig machen kann.

Grüßle,

Saphira
Wer immer nur vom großen Glücke träumt, der findet nichts, weil er das kleine Glück versäumt.
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